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       # taz.de -- Überhangmandate und XXL-Bundestag: Union kritisiert Seehofer
       
       > Der bayerische CSU-Chef Horst Seehofer will sämtliche Überhangmandate
       > ausgleichen lassen. Dafür erntet er heftige Kritik aus den Reihen der
       > Union.
       
   IMG Bild: Macht sich mit seinen Ideen keine Freunde: CSU-Chef Seehofer.
       
       HAMBURG/BERLIN afp | In der Debatte um ein neues Wahlrecht wendet sich die
       Union gegen einen Vorschlag von CSU-Chef Horst Seehofer. Der
       parlamentarische Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe, Stefan Müller,
       sprach sich im Spiegel gegen die Idee aus, Überhangmandate vollständig
       auszugleichen: „Wenn das Bundesverfassungsgericht erstmals eine klare
       Grenze definiert, bis zu der Überhangmandate mit dem Grundgesetz zu
       vereinbaren sind, sollte man es nicht übergehen.“
       
       Seehofer hatte vergangene Woche nach Presseberichten intern die
       Bereitschaft signalisiert, Überhangmandate im Bundestag vollständig
       ausgleichen zu lassen. Die Union hatte bei der Bundestagswahl 2009 alle 24
       Überhangmandate gewonnen. Diese werden bisher nicht durch Ausgleichsmandate
       für die anderen Parteien kompensiert.
       
       Nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom Juli muss das Wahlrecht
       neu geregelt werden. Die Richter forderten, die Zahl der Überhangmandate
       auf „etwa 15“ zu begrenzen. Diese Mandate entstehen, wenn eine Partei in
       einem Bundesland mehr Direktmandate erringt, als es ihrem Anteil an den
       Zweitstimmen entspricht.
       
       Auch Unionsfraktionsvize Günter Krings (CDU) wandte sich gegen Seehofer:
       „Je mehr Überhangmandate ausgeglichen werden, desto größer wird der
       Bundestag.“
       
       Die Grünen mahnten unterdessen eine Beteiligung auch der Linksfraktion an
       den Beratungen für ein neues Wahlrecht an. In einem Brief an seine
       Fraktionskollegen schrieb der parlamentarische Geschäftsführer der Grünen,
       Volker Beck: „Das Wahlrecht sollte aus guten Gründen nur in gemeinsamer
       Arbeit aller Fraktionen geändert werden.“ Hintergrund sind Berichte, wonach
       die Linke womöglich nicht an den Beratungen teilnehmen soll.
       
       5 Aug 2012
       
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