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       # taz.de -- Kommentar Polizisten beim KKK: Nur noch widerlich
       
       > Die NSU-Untersuchungen haben schon viel Unglaubliches ans Licht
       > befördert. Dass zwei Polizisten beim Ku-Klux-Klan waren, muss Folgen
       > haben.
       
   IMG Bild: Ein KKK-Mitglied in Sharpsburg, USA.
       
       So geht das schon seit Wochen in den Untersuchungsausschüssen zum
       „Nationalsozialistischen Untergrund“ (NSU): Wenn man denkt, jetzt kann es
       nicht mehr irrer werden, werden wieder neue, noch unglaublichere Details
       entdeckt.
       
       Doch während etwa der Versuch, mithilfe eines Geisterbeschwörers mit den
       Mordopfern des NSU im Jenseits Kontakt aufzunehmen, bizarr, peinlich oder
       schlicht schwachsinnig war, ist die neueste Wendung nur noch widerlich und
       zutiefst beschämend für die deutschen Sicherheitsbehörden.
       
       Nur zufällig kommt jetzt heraus, dass [1][zwei schwäbische Polizisten aus
       dem Kollegenumfeld der von den NSU-Terroristen ermordeten Polizistin
       Michèle Kiesewetter Mitglieder bei einem Ableger des rassistischen
       Ku-Klux-Klan (KKK) waren]. Sie seien dafür disziplinarrechtlich belangt
       worden, heißt es, aber nicht rausgeworfen worden.
       
       ## Deutschland muss von der britischen Polizei lernen
       
       Die Ermittler glauben zwar nicht, dass es tatsächlich Verbindungen zum Mord
       an Michèle Kiesewetter gibt. Dafür gebe es keinerlei Anhaltspunkte. Aber so
       recht beruhigen kann einen das nicht. Denn die Tatsache, dass deutsche
       Beamte mit ihrem Blut die Treue auf einen Geheimbund schworen, dessen Ziel
       „die Erhaltung der weißen Rasse in einem weißen Europa“ ist, bleibt ein
       Skandal sonder Gleichen. Und dass sie immer noch im Dienst sind, macht ihn
       noch größer.
       
       Vom verlorengegangenen Vertrauen in die Sicherheitsbehörden, das man nun
       zurückzugewinnen wolle, war in den letzten Wochen immer wieder die Rede.
       Das wird fast unmöglich sein, wenn weitere Vorgänge wie dieser ans Licht
       kommen. Mit Sonntagsreden allein ist es jedenfalls nicht getan. Es muss
       etwas passieren.
       
       Großbritannien hat in den 90er-Jahren nach einem Mord an dem schwarzen
       Teenager Stephen Lawrence, der nicht als rassistisch motivierte Tat erkannt
       worden war, eine unabhängige Kommission zur Aufarbeitung von Ignoranz,
       Vorurteilen und Rassismus innerhalb der Polizei eingerichtet. Für viele hat
       sie mit ihren Empfehlungen einen entscheidenden Beitrag zur Modernisierung
       des Sicherheitsapparats in einer multikulturellen Gesellschaft geleistet.
       
       Auch Deutschland braucht nun eine Lawrence-Kommission.
       
       1 Aug 2012
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Schwaebische-Beamte-beim-Ku-Klux-Klan/!98469/
       
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   DIR Schwerpunkt Rechter Terror
       
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