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       # taz.de -- Richter entscheiden über Räumung: Schonzeit für Occupy Frankfurt
       
       > Das Frankfurter Protest-Camp sollte eigentlich am Dienstag geräumt
       > werden. Nun ziehen die AktivistInnen vor Gericht und erwirken damit einen
       > Aufschub.
       
   IMG Bild: Das Gericht könnte „mehrere Tage oder länger“ brauchen: Occupy-Zeltlager in Frankfurt.
       
       FRANKFURT/MAIN taz | Die Zelte vor der Europäischen Zentralbank dürfen nun
       doch stehen bleiben, zumindest vorerst. Die Stadt Frankfurt lässt das
       Occupy-Camp entgegen früherer Ankündigungen nicht bereits am Dienstag
       räumen. Grund sei eine Anweisung des neuen SPD-Oberbürgermeisters Peter
       Feldmann, so ein Sprecher des zuständigen Ordnungsdezernenten Markus Frank
       (CDU).
       
       Der Unions-Politiker sprach sich zuvor vehement für eine Auflösung des
       Camps aus. Am Montag schaltete sich dann erstmals Feldmann, der seit 1.
       Juli im Amt ist, in die Debatte um eine mögliche Räumung des seit über neun
       Monaten bestehenden Camps ein und forderte, „zunächst alle gerichtlichen
       Klärungen abzuwarten“.
       
       Am Dienstagmittag reichten die Occupisten nach längerer Vorbereitung
       schließlich einen Antrag auf einstweiligen Rechtsschutz gegen die drohende
       Räumung beim Frankfurter Verwaltungsgericht ein. Somit wird das Camp
       zumindest bis zu einer richterlichen Klärung bestehen bleiben. Dies, so ein
       Gerichtssprecher, könne „mehrere Tage oder länger“ dauern.
       
       Dass das Occupy-Lager nun doch nicht, wie zunächst angenommen, zum 31. Juli
       geräumt wird, dürfte allerdings weniger an der Äußerung Feldmanns liegen,
       als an gängigen Absprachen zwischen Gerichten und Ordnungsbehörden. Es sei,
       so ein Sprecher des Verwaltungsgerichts, „gängige Praxis, dass die
       zuständigen Behörden bei einem gerichtlichen Eilverfahren über ein
       Versammlungsverbot mit einer möglichen Räumung abwarten, bis das Gericht
       entschieden hat“.
       
       Zudem erklärte Feldmann, für ihn sei die Debatte um Occupy „nie eine Frage
       von Zelten, sondern von politisch inhaltlichen Diskussionen“ gewesen. Soll
       heißen: Feldmann, der sich bisher als Occupy-Sympathisant stilisierte, will
       sich zwar für eine weitere inhaltliche Diskussion über Finanzmärkte und
       Banken einsetzen, aber nicht ausdrücklich für den Fortbestand des Camps.
       
       Das Ordnungsdezernat besteht – vorbehaltlich der gerichtlichen Klärung –
       auch weiterhin auf einer Auflösung des Protestcamps, wie ein Sprecher
       gegenüber taz.de deutlich machte: „Wir halten grundsätzlich an einer
       Räumung fest.“ Als Grund nannte Ordnungsdezernent Frank bereits vor zwei
       Wochen hygienische und soziale Probleme – und forderte die Aktivisten am
       Dienstag erneut auf, „die Zelte abzuschlagen“.
       
       Für die Protestierenden sind diese Gründe nur vorgeschoben, sie vermuten
       eine politische Strategie hinter dem Verbot: „Ziel ist die protestfreie
       Global-City. Gesäubert von Opfern eines unsozialen, menschliche wie
       natürliche Ressourcen verschlingenden Lebensstils.“ Unterstützung erhalten
       die Occupisten derweil von der evangelischen Kirche und dem Deutschen
       Gewerkschaftsbund, die sich für einen Fortbestand des Camps aussprechen.
       
       31 Jul 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Timo Reuter
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Occupy-Bewegung
       
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