URI: 
       # taz.de -- EU-Solarfirmen verklagen Billigkonkurrenz: Dumpingkampf um schwarze Zellen
       
       > Europäische Fotovoltaikfirmen haben bei der EU-Kommission Klage gegen
       > chinesische Anbieter eingereicht. Die staatlich subventionierte
       > Konkurrenz habe Wettbewerbsvorteile.
       
   IMG Bild: Die in der Allianz für Bezahlbare Solarenergie (AFASE) zusammen-geschlossenen chinesischen Hersteller wollen mögliche Strafzölle nicht hinnehmen.
       
       FRANKFURT/MAIN/BRÜSSEL dpa | Europäische Solarhersteller haben bei der
       Europäischen Kommission eine Antidumpingklage gegen die Konkurrenz aus
       China eingereicht. Die Beschwerde sei in dieser Woche in Brüssel abgegeben
       worden, sagte ein Sprecher der neuen Initiative EU ProSun am Donnerstag und
       bestätigte seine Aussagen aus dem Handelsblatt.
       
       Hinter dem Bündnis stehen 25 Firmen aus Deutschland, Italien, Spanien und
       anderen EU-Ländern, darunter Solarworld aus Bonn und Sovello aus
       Bitterfeld-Wolfen. Bereits am Vortag war durchgesickert, dass die Klage
       eingereicht worden war, es gab aber keine offizielle Bestätigung.
       
       Für eine Antidumpingklage müssen 25 Prozent der europäischen
       Solarunternehmen bei der EU-Kommission einen entsprechenden Antrag stellen.
       Dieses erforderliche Quorum ist den Angaben zufolge nun erreicht. Die
       Kläger kritisieren, dass chinesische Anbieter wie Suntech, Yingli und LDK
       Solar mit staatlichen Subventionen Wettbewerbsvorteile erhielten.
       
       „Die chinesischen Unternehmen werden mit milliardenschweren Krediten
       versorgt und bieten trotz massiver Verluste ihre Produkte zu Preisen unter
       ihren Herstellungskosten an“, sagte der EU-ProSun-Sprecher dem
       Handelsblatt. Erst kürzlich hatte etwa die Stadt Xinyu einen Kredit über 78
       Millionen Dollar für die dort ansässige LDK Solar getilgt.
       
       ## Überproduktion, Preisdruck und sinkende Subventionen
       
       Die deutsche Solarindustrie kämpft hingegen mit Überproduktion, Preisdruck
       und sinkenden Subventionen. Mehrere Hersteller rutschten in die Insolvenz.
       Die EU-Kommission wird den Angaben nach bis Mitte September entscheiden, ob
       die Klage angenommen wird. Ein vorläufiges Urteil soll dann bis spätestens
       Juni 2013 gefällt werden. Mögliche Anti-Dumping-Zölle würden dann
       rückwirkend verhängt.
       
       Ein Sprecher von Sovello wollte sich am Donnerstag nicht zu der Klage
       äußern. Er verwies auf frühere Äußerungen von Geschäftsführer Reiner
       Beutel. Der hatte vor dem Energie-Gipfel von Bund und Ländern Ende Mai in
       Berlin angekündigt, dass sich Sovello an der von Solarworld ins Spiel
       gebrachten Anti-Dumping-Klage auf EU-Ebene anschließen werde.
       
       Sovello mit einst 1200 Arbeitsplätzen in Bitterfeld-Wolfen hatte Mitte Mai
       Insolvenz angemeldet. Derzeit wird an einem Neustart gearbeitet und nach
       Investoren gesucht. In der vergangenen Woche hatte die Firma angekündigt,
       sie müsse sich von etwa der Hälfte der Belegschaft trennen. Betroffene
       Mitarbeiter sollen in einer Transfergesellschaft unterkommen.
       
       Eine Sprecherin des ebenfalls insolventen Solarkonzerns Q-Cells aus
       Bitterfeld-Wolfen sagte mit Blick auf die Klage: „Wir verfolgen das Ganze
       sehr aufmerksam.“ Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) hatte der
       deutschen Solarindustrie zuletzt den Rücken gestärkt.
       
       ## Kritik an der Klage
       
       Wenn es Hinweise auf Wettbewerbsverzerrungen gebe, werde er entsprechende
       Maßnahmen unterstützen, hatte er am vergangenen Freitag bei seinem Besuch
       in Sachsen-Anhalt gesagt. Altmaier hatte zudem ankündigt, er werde das
       Problem Ende August bei einem Besuch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel
       (CDU) in China ansprechen.
       
       Die in der Allianz für Bezahlbare Solarenergie (AFASE)
       zusammengeschlossenen chinesischen Hersteller wollen Strafzölle nicht
       hinnehmen. „Offene Märkte sind unerlässlich, um Solarenergie bezahlbar zu
       machen und die Klimaschutzziele der EU zu erreichen“, sagte Gregory
       Spanoudakis, Europa-Präsident der chinesischen Canadian Solar und
       AFASE-Mitglied bereits am Mittwoch. Kritik an der Klage kommt nicht nur aus
       China.
       
       Auch in Deutschland bemängeln einige Unternehmen und Experten das Vorgehen:
       Die tatsächlichen Produktionskosten auch in Deutschland seien durch die
       staatliche Förderung verzerrt und stellten nicht die wahren Marktkosten
       dar, sagte Wolfgang Hummel vom Zentrum für Solarmarktforschung in Berlin.
       Auch seien massive Preisrückgänge kein Einzelfall und nicht zwangsläufig
       mit wettbewerbswidrigen Subventionen zu erklären.
       
       26 Jul 2012
       
       ## TAGS
       
   DIR China
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Chinesische Solarfirma: Suntech ist pleite
       
       Kaum ist ein Ökonom an der Spitze Chinas, geht eine der weltgrößten
       Solarfirmen pleite. Ein Insolvenzverfahren soll Suntech retten.
       
   DIR Verstoß gegen europäische Regeln: Oslo erhebt hohe Lebensmittelzölle
       
       Um die heimische Landwirtschaft zu schützen, will Norwegen die Zölle auf
       Lebensmittelimporte deutlich erhöhen. Brüssel ist verärgert und droht.
       
   DIR Bundesregierung riskiert Handelskrieg: Sonnenbrand im Ministernacken
       
       Beim Staatsbesuch will Peter Altmaier Chinas Solarsubventionen anprangern.
       Europas Unternehmen werfen dem Land Dumping vor – mit schwachen Argumenten.
       
   DIR Bieterstreit um Q-Cells: Sonnenaufgang im Westen
       
       Der Mischkonzern Hanwha kauft für 250 Millionen den insolventen
       Bitterfelder Solarzellenhersteller. Der spanische Mitbewerber Isofoton gibt
       nicht auf.
       
   DIR Sovello stellt den Betrieb ein: Solarsterben geht weiter
       
       Die Pläne einer Transfergesellschaft sind vom Tisch. Der
       Solarzellenhersteller Sovello setzt sämtliche Mitarbeiter auf die Straße.
       Schuld ist nicht nur die Konkurrenz.
       
   DIR Fotovoltaikindustrie in der Krise: Solarworld aus den Fugen
       
       Das Unternehmen Solarworld schreibt tiefrote Zahlen. Der Firmengründer
       verklagt chinesische Konkurrenten, während das Management Fehler begangen
       hat.
       
   DIR Geplante Photovoltaikanlagen in Spanien: Solarbranche steckt ihre Claims ab
       
       In Spanien werden Solarparks mit 4.000 Megawatt Leistung geplant, obwohl
       die Regierung seit Jahresbeginn Ökostrom nicht mehr fördert.
       
   DIR Kommentar Chinas Wirtschaft: Pekings profitable Staatsbetriebe
       
       Immer mehr westliche Unternehmen werden von chinesischen Staatsbetrieben
       übernomen. Nun steht mit dem Kauf eines kanadischen Ölkonzern der größte
       Deal dieser Art bevor.
       
   DIR Kommentar Solarwirtschaft: Konsequent gegen Dumping
       
       Es ist begrüßenswert, dass der Umweltminister Sanktionen gegen die
       chinesische Solarwirtschaft prüft. Dabei sollte er den Begriff „Dumping“
       möglichst weit fassen.
       
   DIR Handelskrieg in der Solarbranche: Chinas Klimaschutz ärgert Altmaier
       
       Bundesumweltminister Altmaier wünscht sich Strafzölle auf chinesische
       Solarmodule, die die deutsche Branche unter Druck setzen. Die Chinesen
       fühlen sich ungerecht behandelt.
       
   DIR Chinas Beitrag zum Klimaschutz: Viele Windräder killen den Klimakiller
       
       Kein Land bläst mehr CO2 in die Atmosphäre als China. Experten geben dem
       Land aber gute Noten beim Klimaschutz. Es gibt mehr Geld für erneuerbare
       Energien aus als die USA.