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       # taz.de -- Olympia-Fahnenträgerin Natascha Keller: Vorzeigefrau aus der Gold-Familie
       
       > Die Hockey-Rekordnationalspielerin Natascha Keller wird das deutsche Team
       > bei der Eröffnung mit der Fahne anführen. Damit wird eine verdiente
       > Olympionikin ausgezeichnet.
       
   IMG Bild: Kennt sich mit Fahnen aus: Natascha Keller (l.) beim Olympiasieg in Athen 2004
       
       „Nicht überheblich, leistungsorientiert, bodenständig und erfolgreich.“
       Knapp und bündig fasste Michael Vesper, der Chef de Mission des deutschen
       Olympia-Teams, die Gründe zusammen, die für Natascha Keller sprachen.
       
       Die [1][Hockey-Rekordnationalspielerin] wird am Freitag bei der
       Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in London, die schwarz-rot-goldene
       Fahne tragen und das deutsche Team beim Einzug ins Stadion anführen. Diese
       Entscheidung des Deutschen Olympischen Sportbundes wurde am Mittwochmittag
       verkündet.
       
       Auch Tischtennisspieler Timo Boll, Pistolenschütze Ralf Schumann und
       Gewichtheber Matthias Steiner waren zuvor als aussichtsreiche Kandidaten im
       Gespräch gewesen. Für Fahnenschwingerin Keller dürfte neben der von Vesper
       attestierten charakterlichen Eignung der 35-Jährigen auch der Umstand
       gesprochen haben, dass seit 1908 erst vier deutschen Frauen diese Ehre
       zuteil wurde. Zuletzt schritt die Kanutin Birgit Fischer 2000 in Sydney dem
       deutschen Team voran.
       
       Außerdem erfährt dadurch die Riege der Mannschaftssportler, die dieses Mal
       nur mit drei Teams vertreten ist (2x Hockey und die Volleyballmänner)
       zumindest eine symbolische Aufwertung. Natascha Keller sagte hoch erfreut:
       „Das ist das i-Tüpfelchen auf meiner Karriere. Es ist eine große Ehre für
       mich persönlich, für die Sportart und die ganze Hockey-Familie.“
       Bundestrainer Michael Behrmann erklärte: „Das ist vor allem toll für unsere
       Sportart und natürlich für Natascha selbst.“
       
       ## 2008 gab es Debatten um den Fahnenträger Nowitzki
       
       Mit der Entscheidung für Keller kehrte der DOSB auch wieder zu seinem
       altbewährten Prinzip zurück, verdiente Olympioniken mit der Auswahl
       auszuzeichnen. Die Berlinerin war bereits viermal bei Olympia dabei. Bei
       den Spielen 2008 in Peking sorgte noch die Entscheidung, dem
       Basketballausnahmespieler Dirk Nowitzki die Fahne zu übergeben, für erregte
       Debatten, weil der Würzburger erstmals dabei war.
       
       Vom NBA-Star versprach man sich eine größere Außenwirkung und zugleich auch
       positive Ausstrahlung aufs Teamgefüge. Vesper versuchte aber seinerzeit die
       Wahl idealistisch zu begründen. Er behauptete, dass Nowitzki die olympische
       Idee „so authentisch“ verkörpere.
       
       Im Falle von Keller gehört die olympische Idee zur gelebten
       Familiengeschichte. Bereits ihr Opa Erwin gewann 1936 in Berlin Silber. Es
       folgte ihr Vater Carsten 1972 mit Gold in München, Bruder Andreas 1992 Gold
       in Barcelona, das gleiche Kunststück gelang ihr 2004 in Athen.
       
       Zuletzt sicherte sich Bruder Florian in Peking 2008 die Goldmedaille. Die
       Keller-Familie gehört zu den ganz großen olympischen Erzählstoffen. Die
       Neffen und Nichten von Natascha Keller reüssieren bereits in den deutschen
       Juniorennationalteams.
       
       ## Trainer zählt Keller weltweit zu den besten drei Stürmerinnen
       
       Die Entwicklung der Fahnenträgerin von London ist für sich genommen schon
       höchst erstaunlich. Bundestrainer Behrmann attestierte ihr, dass sie trotz
       ihres Alters athletischer und noch wichtiger für das Team geworden sei.
       „Sie ist wie guter Wein: je älter desto besser.“ Eine nicht erkannte
       Schilddrüsenunterfunktion hatte lange Zeit ihren Energiepegel unten
       gehalten. Behrmann zählt Keller nach wie vor weltweit zu den drei besten
       Stürmerinnen.
       
       Nach den olympischen Spielen will die Welthockeyspielerin von 1999 dennoch
       ihre Nationalmannschaftskarriere beenden. „Irgendwann muss ja Schluss sein.
       Ich muss den Jüngeren Platz machen“, sagte sie vor wenigen Wochen der taz.
       Der Abschluss wird ihr mit dem Fahnengang versüßt werden.
       
       Jüngst erklärte sie: „Es ist für mich kaum vorstellbar, wie es sich
       anfühlt, mit der Fahne vorneweg zu marschieren, und die gesamte Mannschaft
       läuft hinterher.“ Angesichts ihrer Karriere hat sie vermutlich schon
       Aufregenderes erlebt.
       
       26 Jul 2012
       
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