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       # taz.de -- Satelliten-Internet wird billiger: Mittel gegen ländlichen Netzfrust
       
       > Bislang war der Netzzugang per Sat-Antenne etwas für Spezialisten – zu
       > teuer und komplex war die Technik. Neue Satelliten und Prepaid-Tarife
       > könnten das ändern.
       
   IMG Bild: Großer Schritt für die Landbevölkerung: Dank Satelliten gibt es schnelles Internet.
       
       Was macht man, wenn man auf dem flachen Land lebt, Telekom & Co. gar nicht
       daran denken, schnelle DSL-Leitungen zu legen und die Funkmasten für das
       vielgepriesene mobile Breitband-Internet auch erst in ein paar Jahren
       aufgestellt werden sollen? Dieser Nutzergruppe blieb bislang nur die lahme
       Modemeinwahl per Telefonleitung wie anno dazumal.
       
       Vernünftig Surfen oder gar Arbeiten lässt sich so nicht - und teuer ist es
       obendrein. Wenn es nach dem britischen Unternehmen Avanti Communications
       geht, gibt es für diese Menschen bald eine interessante Alternative:
       Kostengünstiges Internet per Satellit. Dazu hat die Firma bereits 2010
       einen ersten Erdtrabanten in eine Umlaufbahn schießen lassen, im August
       soll der zweite folgen.
       
       HYLAS-1 und HYLAS-2 werden dann fast ganz Europa, das südliche Afrika bis
       zum Nahen Osten abdecken - mit Geschwindigkeiten von immerhin zehn Megabit
       pro Sekunde beim Herunterladen, später sogar mehr. Damit lässt sich
       durchaus vernünftig arbeiten, es ersetzt einen normalen DSL-Anschluss.
       
       Interessant ist an Avantis Ansatz vor allem das Geschäftsmodell: Statt sich
       für ein oder gar zwei Jahre binden zu müssen, sollen Kunden erstmals auch
       Prepaid-Tarife nutzen können. Wer möchte, kann sich dann für eine
       vergleichsweise geringe Summe ein Datenpaket mit einem bestimmten Volumen,
       z.B. einem Gigabyte, kaufen und dieses dann im gesamten Abdeckungsgebiet
       verbrauchen.
       
       ## Empfangstechnik wird immer günstiger
       
       Mindestens vier Megabit pro Sekunde sollen sich so übertragen lassen, was
       für gepflegtes Surfen und Multimedia reichen dürfte. Praktisch ist das neue
       Angebot unter anderem für Menschen, die einen Zweitwohnsitz haben oder sich
       aus anderweitigen Gründen nicht binden wollen - beispielsweise im Urlaub.
       Die notwendige Empfangstechnik wird dabei immer günstiger und
       unkomplizierter.
       
       War man früher beispielsweise darauf angewiesen, den Rückkanal ins Internet
       hinein per Telefon abzudecken, arbeitet die aktuelle Technikgeneration mit
       Zweiwege-Antennen - mehr als eine Schüssel samt Router ist nicht mehr
       notwendig, alles läuft komplett kabellos per Satellit. Und Avanti ist nicht
       der einzige Anbieter.
       
       Auch die Luxemburger SES Astra, bekannt als Betreiberin des
       Astra-Satellitenbündels, steigt verstärkt ins [1][Internet-Geschäft] ein.
       Waren dort bislang nur maximal 6 Megabit pro Sekunde möglich, sollen es
       dank verbesserter Technik noch im Herbst 10 Megabit pro Sekunde werden. Bei
       einem Reseller wie Filiago zahlt man dafür in Deutschland monatlich knapp
       40 Euro, außerdem kommen 10 Euro für die Miete der Hardware hinzu.
       
       Problematisch ist dabei allerdings, dass man sich zwei Jahre verpflichten
       muss und auch nur ein eingeschränktes Datenvolumen zur Verfügung hat.
       Flatrates sind deutlich teurer und für Privatkunden kaum bezahlbar - bei
       Filiago geht es bei 190 Euro im Monat los. SES-Astra-Konkurrent Eutelsat
       bietet mit [2][„Tooway“] ebenfalls einen eigenen Internet-Dienst an.
       Endkunden erhalten bis zu 10 Megabit pro Sekunde und sollen die Dienste ab
       einem Euro am Tag nutzen können.
       
       ## Bei steigenden Nutzerzahlen kann die Datenrate sinken
       
       Technisch problemfrei ist Satelliten-Internet allerdings noch nicht. So
       muss man die Schüssel ähnlich wie beim TV-Empfang genau ausrichten, um auch
       die volle Bandbreite zu erhalten. Schnelle Online-Spiele sind aufgrund der
       hohen Latenzzeit nicht nutzbar - die Daten benötigen vom Satelliten bis zur
       Schüssel und zurück deutlich länger als es bei Kabelverbindungen der Fall
       wäre.
       
       Außerdem bieten die Satelliten nur eine insgesamt eingeschränkte Bandbreite
       - je mehr Nutzer sich die Kanäle teilen, desto enger kann es werden und die
       Datenrate potenziell absinken. Dagegen helfen nur noch mehr Satelliten:
       Avanti Communication plant beispielsweise schon HYLAS-3. Und trotzdem
       bleibt die Technik für bestimmte Anwendungsbereiche erste Wahl.
       
       In Großbritannien hat die Regierung mittlerweile erkannt, dass
       Satelliten-Internet eine interessante Alternative zur teuren Drahtanbindung
       entlegener Landstriche sein kann - so gibt etwa der Netzbetreiber BT
       Millionen aus, um auch die hinterste Ecke im schönen Cornwall zu versorgen.
       
       25 Jul 2012
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.astra2connect.com/1874634/where-to-buy
   DIR [2] http://www.tooway.de/Wo-erhaeltlich
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ben Schwan
       
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