URI: 
       # taz.de -- Batman-Massaker in den USA: Niemand weiß, warum er schoss
       
       > James Holmes, der 24-jährige Todesschütze von Colorado, ist
       > hochintelligent, in sich gekehrt – und sammelte in den letzten Monaten in
       > seiner Wohnung plötzlich große Mengen an Waffen.
       
   IMG Bild: Noch ist die Nation entsetzt über das Massaker in Denver.
       
       BERLIN taz | Es ergibt alles keinen Sinn. Auch zwei Tage nach dem blutigen
       Angriff auf die KinobesucherInnen in Aurora im US-Bundesstaat Colorado kann
       sich niemand wirklich einen Reim darauf machen, was den noch am Tatort
       festgenommenen 24-jährigen Studenten James Eagan Holmes zu der Tat gebracht
       haben könnte: Bewaffnet mit einem Sturmgewehr und zwei Pistolen war er in
       der Nacht zum Freitag (Ortszeit) durch den Notausgang in einen Saal des
       Kinokomplexes Cinema 16 eingedrungen, ganz in der Nähe eines beliebten
       Einkaufszentrums.
       
       Mit Schutzkleidung und Gasmaske ausgestattet, hatte er zwei Gasgranaten in
       den Saal geworfen, war dann laut Augenzeugen ruhig den Gang hochgegangen
       und hatte dabei wahllos in die Zuschauerreihen des Kinos gefeuert.
       
       Zur Mitternachtspremiere des neuen „Batman“-Films war der Saal voll
       besetzt; am Ende waren zwölf Menschen tot und 58 weitere verletzt. Warum,
       weiß niemand.
       
       Dabei haben die US-Medien alles daran gesetzt, ins Umfeld des mutmaßlichen
       Täters vorzudringen. Er sei unauffällig gewesen, ein bis vor Kurzem
       herausragender Doktorand der Medizinischen Hochschule von Colorado, heißt
       es, ein bisschen in sich gekehrt, aber kein völliger Einzelgänger.
       
       Er hatte keine Vorstrafen, nur einen Strafzettel wegen zu schnellen Fahrens
       in den letzten Jahren. Mutter Krankenschwester, Vater Softwaremanager.
       Keine Freundin. Angenehm, wenn auch nicht überschwänglich herzlich im
       Umgang.
       
       ## Unauffällig und hochintelligent
       
       Ein wenig zu unauffällig im Unterricht, obwohl hochintelligent. Früher mal
       Football-, jetzt eher Computerspieler. In den letzten Monaten schlechtere
       Uni-Ergebnisse, im Juni Studienabbruch.
       
       Nichts davon hilft weiter bei der Frage, warum der junge Mann zum Mörder
       wurde. Sicher scheint nur: Irgendetwas in seinem Leben muss in den letzten
       Monaten fürchterlich schiefgelaufen sein. Aber was? Und warum das Kino?
       
       Die Waffen hat er in den letzten Monaten bei lokalen Händlern gekauft, ganz
       legal. Die Munition hat er im Internet bestellt. Und in den vielen Paketen,
       die Nachbarn in den letzten Wochen bei ihm eintreffen sahen, waren offenbar
       auch die Materialien für die zahlreichen Sprengfallen, die die Polizei in
       seiner Wohnung fand, eine Ein-Zimmer-Apartment im dritten Stock eines
       Wohnhauses in Aurora.
       
       ## Technomusik in der Wohnung
       
       Ungefähr 60 verschiedene Sprengfallen unterschiedlichster Bauart seien es
       gewesen, als Auslöser seien Drähte in Hüfthöhe gespannt gewesen. Klares
       Ziel: Jeden töten, der in die Wohnung stürmt. Per Zeitschaltuhr hatte
       Holmes zur Stunde seines mörderischen Auftritts im Kino laute Technomusik
       in seiner Wohnung anschalten lassen.
       
       Warum er dann allerdings selbst bei seiner widerstandslosen Festnahme auf
       dem Parkplatz des Kinos die Polizei warnte, in seiner Wohnung sei
       Sprengstoff, auch das ist eine der vielen ungeklärten Fragen.
       
       Am Sonntag wollte Präsident Barack Obama nach Aurora reisen, um mit
       Angehörigen der Opfer und Überlebenden zu sprechen. Holmes selbst soll am
       Montag morgen vor dem Haftrichter erscheinen.
       
       22 Jul 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Bernd Pickert
       
       ## TAGS
       
   DIR Batman
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Kino-Massaker von Colorado: Batman-Schütze fühlt sich „schuldig“
       
       Der Mann, der bei der Kinopremiere des „Batman“-Films zwölf Menschen
       erschossen haben soll, will sich schuldig bekennen. Dann droht ihm nur noch
       lebenslange Haft.
       
   DIR Amoklauf bei Batman-Premiere: Angeklagter soll psychisch krank sein
       
       Psychisch krank soll er sein, der mutmaßliche Amokläufer James H. – sagen
       seine Verteidiger. Ihm wird vorgeworfen, bei der Premiere von „Batman“
       zwölf Menschen getötet zu haben.
       
   DIR Sieben Tote bei Schießerei in USA: Überfall auf einen Sikh-Tempel
       
       In einem Tempel der Sikh Gemeinde in Oak Creek sind am Sonntag mindestens 7
       Menschen erschossen worden. Unter den Toten soll sich auch der Schütze
       befinden.
       
   DIR Anti-Waffen-Aktivist über Aurora-Massaker: „Viele Amerikaner haben kapituliert“
       
       Die Pro-Schusswaffen-Seite in den USA hat den Streit um Waffenkontrollen
       gewonnen, sagt Tom Mauser, Antiwaffenaktivist und Vater eines 1999 in
       Columbine erschossenen Jungen.
       
   DIR Kommentar Waffenbesitz in den USA: Amerikas tödliche Lobby
       
       Auf absehbarer Zeit wird es in den USA keine Gesetze geben, die den
       Waffenbesitz einschränken. Die Waffenlobby ist viel zu mächtig. Sie wird
       auch künftig neue Gesetze verhindern.
       
   DIR Waffenbesitz in den USA: US-Waffenlobby wird immer mächtiger
       
       Trotz immer neuer Massaker: Gekaufte Politiker und rückwärtsgewandte Ideen
       eines verfassungsgemäßen Grundrechts auf Waffenbesitz lassen Verbotsappelle
       ins Leere laufen.
       
   DIR Der Attentäter von Denver: „Adrett, unauffällig, brillanter Student“
       
       Wie wurde aus dem schüchternen Studenten ein kaltblütiger Amokläufer? Der
       Attentäter von Denver gibt viele Rätsel auf - und schweigt zu seinen
       Motiven.
       
   DIR Amoklauf im US-Kino: Der rätselhafte Täter von Denver
       
       Der Amokläufer von Denver hatte seine Tat offenbar genau geplant: Waffen
       und Munition hatte er vor Monaten gekauft, seine Wohnung mit Sprengsätzen
       präpariert. Die Polizei rätselt.
       
   DIR Privater Schusswaffenbesitz in Deutschland: Zentrales Register ist geplant
       
       Schätzungsweise 10 Millionen legale und 20 Millionen illegale Schusswaffen
       sind in Deutschland in privater Hand. Legale Besitzer sind noch nicht
       zentral registriert.
       
   DIR Waffenkontrolle in den USA: Es kann jeden treffen
       
       Colin Goddard überlebte einen Amoklauf. Seine eigene Geschichte machte ihn
       zum Gegner von Schusswaffen. Heute ist er Aktivist – mit gemäßigten
       Forderungen.
       
   DIR Streit der Woche: „Muss man Sportschützen entwaffnen?“
       
       Die Schützensaison ist in vollem Gange. Gleichzeitig schockiert die
       Nachricht von einem 14-jährigen Schüler, der um sich schießt. Kritiker
       warnen: Das Waffenrecht ist zu lasch.