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       # taz.de -- Wölfe versus Weidetiere: Wenn die Wölfin Zora kommt
       
       > Die Wölfe breiten sich in Norddeutschland immer weiter aus. Jetzt gibt es
       > eine Notfallausrüstung für Viehhalter, um Weidetiere vor hungrigen
       > Räubern zu schützen
       
   IMG Bild: Böse? Der Wolf (hier im Wildpark Eekholt bei Neumünster) kommt immer näher
       
       LÜNEBURG taz | Seit Tagen streift die junge Grauwölfin durch die Felder und
       Wälder im Landkreis Lüneburg. In der Nacht zum 2. Mai ist sie vom
       Truppenübungsplatz Altengrabow in Sachsen-Anhalt aufgebrochen, am 5. Mai
       schwimmt sie im Morgengrauen bei Havelberg durch die Elbe, kurz nach
       Mitternacht erreicht sie bei Schnackenburg Niedersachsen. „Zora“ trägt ein
       Funkhalsband, das ihre Position regelmäßig an das wildbiologische Büro
       [1][Lupus] im sächsischen Spreewitz funkt. Und so sind die Biologen dort
       immer im Bilde über die Wanderung der einjährigen Wölfin im Mai 2011.
       
       Zora lebt seitdem wahrscheinlich auf dem Truppenübungsplatz Munster in der
       Lüneburger Heide. Dort war kurz zuvor auch ein Wolfsrüde gesichtet worden.
       Das Team von Lupus schweigt dazu, um die Tiere zu schützen. „Die Ankunft
       von Zora könnte der Beginn einer Wolfsfamilie in Niedersachsen sein“,
       frohlockte hingegen Uwe Martens, einer von 42 ehrenamtlichen Wolfsberatern
       in Niedersachsen.
       
       Doch nicht alle sind erfreut über die Rückkehr des Wolfes. Jäger fürchten
       um Hirsche und Keiler, die vermehrt der vierbeinigen Konkurrenz zum Opfer
       fallen könnten, Viehzüchter um ihre Schafe. Und deshalb haben das
       Umweltministerium von Mecklenburg-Vorpommern und die Umweltstiftung WWF am
       Donnerstag eine Notfallausrüstung für Tierhalter gegen Wolfs-Angriffe
       präsentiert. Dazu gehören Weidezaun-Geräte, 4.000 Meter Zäune, 400
       Zaunpfähle, 500 Meter Trassierband sowie reichlich Flatterbänder,
       Baustellenlichter und Fotofallen. Betroffene Tierhalter können diese Hilfen
       sofort in Anspruch nehmen. Das sei wichtig, weil Wölfe oft innerhalb
       weniger Tage mehrfach an einen Ort zurückkehrten, an dem sie Beute gemacht
       haben.
       
       Seit 2007 wurden in Mecklenburg-Vorpommern 14 Überfälle auf Nutztiere
       registriert, bei denen Wölfe als Verursacher in Frage kommen. Dabei wurden
       86 Nutztiere getötet und weitere 28 verletzt. Die Halter bekamen
       Kompensationsleistungen in Höhe von etwa 25.000 Euro.
       
       Für Aufsehen sorgte ein Vorfall im Sommer 2011, als vermutlich Wölfe bei
       Waren an der Müritz mehr als 30 Schafe und sogar zwei Rentiere rissen.
       Sicher nachgewiesen aber wurde ein Wolf am größten See Norddeutschlands
       erst vorige Woche durch die genetische Analyse einer Kotprobe. Seit
       längerem leben mehrere Wölfe in der Lübtheener Heide nördlich des
       Biosphärenreservats Niedersächsische Elbtalaue sowie in zwei weiteren
       Territorien im nordöstlichen Mecklenburg. 2007 wurde der erste
       schleswig-holsteinische Wolf auf einer Straße in einem Waldstück nahe des
       Ostseebades Haffkrug überfahren.
       
       Schleswig-Holstein und Niedersachsen haben im vorigen Jahr
       „Wolfsmanagementpläne“ vorgestellt, um mögliche Konflikte zwischen Menschen
       und Wölfen zu minimieren und die Akzeptanz für das Raubtier zu erhöhen.
       „Wir wünschen uns, dass er hier wieder heimisch wird“, hatte
       Schleswig-Holsteins damalige Umweltministerin Juliane Rumpf (CDU)
       seinerzeit in bis dahin ungekannter Deutlichkeit festgestellt.
       
       Inzwischen eignen sich die Tiere auch zum Tourismusmagneten. Im Wolfscenter
       Dörverden an der Aller können Besucher sogar im Wolfsgehege übernachten –
       in fünf Metern Höhe in einem Baumhaus.
       
       19 Jul 2012
       
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