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       # taz.de -- Muslime über Extremisten-Liste verärgert: Treffen mit Schünemann abgesagt
       
       > Die muslimischen Verbände haben Dialog mit dem niedersächsischen
       > Innenministerium aufgekündigt. Grund sei die kürzlich erschienene,
       > Extremisten-Checkliste des Ministeriums.
       
   IMG Bild: Mit dem wollen die Muslime nicht mehr reden: Innenminister Uwe Schünemann.
       
       HANNOVER dpa/taz | Die muslimischen Verbände in Niedersachsen haben den
       Dialog mit dem Innenministerium aus Verärgerung über eine Checkliste zum
       Erkennen mutmaßlicher Extremisten vorerst aufgekündigt. An einem für Montag
       geplanten Treffen mit Innenminister Uwe Schünemann (CDU) wollen sie nicht
       teilnehmen, sagte die Juristin des Landesverbandes der Islamischen
       Religionsgemeinschaften Niedersachsen und Bremen (DITIB), Emine Oguz, der
       am Sonntag. „Sowohl die DITIB als auch die Schura haben den Termin für
       Montag abgesagt und lehnen es derzeit ab, weitere Gespräche mit dem
       Innenministerium zu führen.“
       
       Ausgangspunkt des Konflikts ist ein Antiradikalisierungskonzept, das das
       Innenministerium unter anderem auf Initiative des muslimischen
       Landesverbandes Schura hin erstellt hat. Es soll das Abgleiten junger
       Muslime in den Extremismus verhindern helfen. Die kritisierte Checkliste
       war Teil einer vom Ministerium kürzlich veröffentlichen Broschüre.
       
       Als Anzeichen für ein mögliches Abdriften in den Islamismus wurden dort
       Punkte wie „Gewichtsverlust durch veränderte Essgewohnheiten“ oder „längere
       Reisen in Länder mit mehrheitlich muslimischer Bevölkerung“ aufgeführt.
       Auch eine „intensive Beschäftigung mit dem Leben nach dem Tod“, plötzlicher
       Reichtum oder plötzliche Schulden können demnach auf eine Radikalisierung
       hinweisen.
       
       Bereits durch die Tonlage des im März vorgestellten Konzepts sahen die
       Verbände die Muslime einem Generalverdacht ausgesetzt. Nach kritischen
       Reaktionen habe das Ministerium die Verbände Anfang Juni zu einem Treffen
       eingeladen, um die Wogen zu glätten, erklärte Oguz. Nach Auffassung der
       Verbände ging es darum, das Konzept in seiner ursprünglichen Form an den
       Nagel zu hängen. Das Ministerium hatte aber eher Anpassungen nur in
       Einzelpunkten im Blick. Das für diesen Montag ins Auge gefasste Treffen
       sollte dann die Basis für den weiteren Dialog legen.
       
       Die Verbände fühlen sich nun durch die Checkliste vor den Kopf gestoßen.
       Sie sähen keinen Sinn mehr darin, sich überhaupt mit dem Minister an einen
       Tisch zu setzen, meinte Oguz. Hans-Werner Wargel, der Präsident des
       Verfassungschutzes, hatte zuletzt am Freitag um das Vertrauen der Muslime
       geworben und betont, dass eine Diskriminierung nicht Ziel des Konzepts sei.
       
       15 Jul 2012
       
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