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       # taz.de -- Neues Verfahren in der AIDS-Prävention: Spucketest für HIV-Infektion
       
       > Die US-Arzneimittelbehörde gibt ein einfach benutzbares und frei
       > verkäufliches Analysegerät zur Erkennung von HI-Viren frei. Das zieht
       > eine teilweise irrationale Diskussion nach sich.
       
   IMG Bild: Handlich, einfach, schnell: der OraQuick-Speicheltest zum Nachweis einer HIV-Infektion.
       
       BERLIN taz | In den USA ist ein HIV-Schnelltest zugelassen worden, der ohne
       ärztliche Aufsicht privat durchführbar ist. Der sogenannte „OraQuick
       In-home“-Test soll auch in Lebensmittelläden und online vertrieben werden,
       wie die US-Arzneimittelbehörde (FDA) am Dienstag mitteilte. Der Test sei
       vor allem für Menschen gedacht, die ohne eine solche Möglichkeit
       voraussichtlich nie getestet werden würden.
       
       Das Gerät ist im Gegensatz zu seinem ebenfalls frei erhältlichen Vorgänger
       sehr einfach in der Anwendung. Es ermittelt die Infektion nicht mehr durch
       Blutanalyse, sondern mittels eines Speichelabstrichs innerhalb von 20 bis
       40 Minuten. Das Gerät soll im Oktober in den Handel kommen und weniger als
       20 Euro kosten, teilt OraSure-Chef Douglas Michels der New York Times mit.
       
       Die Firma will eine 24-Stunde-Hotline zur Beratung der Käufer einrichten.
       Das neue Verfahren könne die Tests durch Mediziner nicht ersetzen, sondern
       nur ergänzen, so Dr. Karen Midthun von der FDA. Nach Vorgabe der Behörde
       muss jeder positve Selbsttest zusätzlich durch einen Arzt bestätigt werden.
       
       20 Prozent der Infizierten wissen nicht, dass der HI-Virus in ihrem Körper
       ist. In den USA sind das laut des US-Zentrums für Seuchenkontrolle und
       Vorsorge (CDC) 240.000 von 1,2 Millionen Menschen. Pro Jahr infizieren sich
       dort rund 50.000 neu.
       
       ## Ansteckungsprävention durch Speicheltest
       
       Der Einsatz des Speicheltest könnte die Anzahl der HIV-Neuinfektionen
       deutlich verringern, denn ein Infizierter kann durch Medikation so
       eingestellt werden, dass sich das Ansteckungsrisiko für weitere Personen
       auf nur vier Prozent reduziert. Dr. Robert Gallo, Entdecker der ersten
       menschlichen Retroviren, sagte der NY Times, er halte die FDA-Zulassung für
       „wundervoll, da so mehr Menschen in Behandlung kommen“.
       
       Der neue Test hat aber auch Schwachstellen. Die FDA weist darauf hin, dass
       das Verfahren nicht zu hundert Prozent sicher ist. Die Genauigkeit für ein
       negatives Ergebnis liegt bei 99,98 Prozent. Ein positiver Befund besitzt
       hingegen nur eine Genauigkeit von rund 92 Prozent. Der Grund hierfür liegt
       in dem maximal dreimonatigen Zeitfenster zwischen der Infektion und der
       Entwicklung von Antikörpern gegen das Virus. In dieser Zeit ist der Test
       unwirksam, da er lediglich die Antikörper nachweist.
       
       Seit 1987 beschäftigt sich die FDA mit der Zulassung von Selbsttests, seit
       2005 liegt der einfach zu handhabende OraSure-Test der Behörde vor. Die
       jahrzehntelange Diskussion ist mit der Zulassung aber noch lange nicht
       beendet. In einer öffentlichen Anhörung haben Anwälte von AIDS-Patienten
       die Befürchtung geäußert, die Anzahl der Selbstmorde würde sich nach
       positiven Testergebnissen durch Privattests erhöhen. Das CDC warnt ihre
       Kollegen von der FDA vor einer Flut von Infizierten, die die Kapazität der
       Kliniken deutlich übersteigen könnte.
       
       Die US-Arzneimittelbehörde schreibt für den Kauf des Gerätes ein
       Mindestalter von 17 Jahren vor, da es nicht an jüngeren Menschen getestet
       worden ist. Aids-Aktivist Mark Harrington befürchtet deshalb, dass durch
       diese Regelung besonders jung aussehende Menschen auf den Kauf von Tests
       verzichten würden. Im Gegensatz zum HIV-Test können junge Teenagerinnen in
       den USA Schwagerschafttests kaufen, ohne sich auszuweisen.
       
       4 Jul 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Patrick Loewenstein
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Frankreich
   DIR Schwerpunkt HIV und Aids
       
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