URI: 
       # taz.de -- Mobiltarife im EU-Ausland: Wirklich billig geht anders
       
       > Die Tarife für Telefonie und Datenverkehr auf Mobilgeräten sind EU-weit
       > gedeckelt. Preisgünstig sind sie deshalb aber nicht. Es lohnt der Blick
       > auf Alternativen.
       
   IMG Bild: Trotz neuer Tarife sollten Urlaubsschnappschüsse vielleicht nicht gleich online gestellt werden.
       
       Neelie Kroes war sichtlich stolz: „Mit den Preisobergrenzen beim
       Datenverkehr haben wir einen Roamingmarkt für die Smartphone-Generation
       geschaffen“, ließ sich die für die digitale Agenda zuständige
       EU-Kommissarin per Pressemitteilung zitieren.
       
       Am Sonntag griff eine weitere Stufe im Rahmen eines Plans, mit dem die
       Handy-Tarife für Nutzer, die mit ihren Geräten in einem anderen EU-Land auf
       Empfang gehen wollen, bis 2014 gesenkt werden sollen. Preisschocks mit ein
       paar Tausend Euro hohen Rechnungen für ein wenig Auslandsnutzung sollen ein
       Ende haben.
       
       Die neuen [1][Preisobergrenzen] sind schnell zusammengefasst: Anrufe dürfen
       seit dem 1. Juli 2012 maximal 35 Cent, ausgehende SMS maximal 11 Cent
       inklusive Umsatzsteuer kosten. Kommt man auf die Idee, sich im EU-Ausland
       anrufen zu lassen, ist das allerdings nicht gratis: Hier dürfen die
       Mobilfunkunternehmen künftig maximal 10 Cent brutto pro Minute berechnen.
       
       Beim Datentarif, den vor allem Smartphone-Nutzer benötigen, wurde der
       Megabyte-Preis auf maximal 83 Cent inklusive Umsatzsteuer festgelegt;
       künftig müssen die Anbieter im Kilobyte-Takt abrechnen, was unter Umständen
       viel Geld spart.
       
       ## Mit Bauchschmerzen nutzbar
       
       Hinzu kommt ein schon früher implementierter Mechanismus, der bei
       Überschreiten einer bestimmten Kostengrenze an Roaming-Gebühren die weitere
       Gerätenutzung verhindert. Das sind standardmäßig knapp 60 Euro im Monat.
       Will man danach weiter telefonieren, surfen oder SMS verschicken, muss das
       extra bestätigt werden.
       
       So nett die Tarifsenkung zunächst klingt – preiswert sind die neuen
       Gebühren jedoch nicht. Es handelt sich eher um einen Übergang von „völlig
       verrückt“ zu „mit Bauchschmerzen nutzbar“. Ein gutes Beispiel sind die
       Datentarife. Hier wurde man früher teilweise 2 und mehr Euro los – pro
       Megabyte.
       
       Die nun festgelegten 83 Cent sorgen aber weiterhin dafür, dass sich mobiles
       Surfen nur im Notfall lohnt. Ein Song aus dem iTunes-Store beispielsweise
       würde 99 Cent für das Musikstück und nochmal 2,49 Euro für den drei
       Megabyte großen Download kosten.
       
       So macht mobile Multimedia-Nutzung ebenso wenig Freude wie Surfen auf
       Websites mit mehr als nur wenigen Bildern, Videotelefonie oder gar
       Dateidownloads.
       
       ## Nur gelegentliche Nutzung
       
       Nochmals abgesenkt werden sollen die Tarife erst nächstes und übernächstes
       Jahr, dann auf gut 53 und schließlich auf knapp 24 Cent. Erst in zwei
       Jahren nähert sich der EU-Tarif damit ungefähr einem güngstigen
       Prepaid-Tarif für die Datennutzung im deutschen Inland an.
       
       Also eignen sich Kroes' stolz verkündete Tarife nur für die gelegentliche
       Gerätenutzung. Eine schon jetzt verfügbare Alternative wäre der Kauf von
       Auslandspaketen beim Mobilfunkanbieter, die dann ein Inklusivvolumen an
       Telefonie und vor allem Datenübertragungen enthalten.
       
       Da kostet dann ein „Weekpass“ von der Telekom knapp 15 Euro. Enthalten sind
       dann immerhin 100 Megabyte. Bei Vodafone können zumindest sogenannte
       „Superflat“-Nutzer in einigen Ländern, in denen der britische Konzern
       eigene Netze betreibt, für knapp 6 Euro im Monat auch dort ihrem
       limitierten Pauschaltarif verbrauen. Das gilt aber nicht für die gesamte
       EU, sondern nur [2][einzelne Weltregionen].
       
       Bei den Discountern muss ebenfalls genau hinsehen. So verkauft
       beispielsweise die Eu-Tochter Simyo, die sonst vergleichsweise günstige 49
       Cent pro Megabyte verlangt, ein sogenanntes EU-Internet-Paket 50. Dafür
       gibt es 50 Megabyte im EU-Ausland für knapp 5 Euro.
       
       Der Pferdefuß: Das Paket gilt immer für sieben Tage. Hat man die 50
       Megabyte mit einem hübschen YouTube-Video also schon nach dem ersten Tag
       verballert, muss man sechs Tage warten, bis man das Paket neu buchen kann.
       Solange gilt dann der Standardtarif, aber der ist ja nun nicht mehr „völlig
       verrückt“.
       
       3 Jul 2012
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.teltarif.de/roaming/euro-tarif.html
   DIR [2] http://www.teltarif.de/mobilfunk/internet/ausland-vodafone.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ben Schwan
       
       ## TAGS
       
   DIR Roaming
   DIR Roaming
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Roaming–Gebühren werden gesenkt: Einheitlich Quatschen in Europa
       
       Telefonieren und Surfen im EU-Ausland wird billiger. Die EU-Kommission hat
       auf neue Preisgrenzen gedrängt. Deutsche zahlen nun maximal 28,6 Cent pro
       Minute.
       
   DIR EU-Kommissarin zu Roaming-Gebühren: Mit Flatrate ins Ausland
       
       EU-Kommissarin Neelie Kroes will, dass Mobilfunk-Kunden fürs Roaming nicht
       zusätzlich zahlen müssen. Doch der Zeitplan ist knapp.
       
   DIR EU will Handy-Bezahldienst billigen: Zustimmung ohne Auflagen
       
       Drei große europäische Mobilfunkkonzerne wollen bei einem
       Handy-Bezahldienst zusammenarbeiten. Die EU billigt diese Pläne, Kritiker
       befürchten eine Monopolstellung.
       
   DIR Auslandstarife für Handys: Zum Surfen in die EU
       
       Brüssel senkt die Preise für die Mobilfunknutzung in Europa. Damit kann
       Surfen und Telefonieren im Urlaub billiger werden als zu Hause.
       
   DIR Roaming in Europa: Billiger doodeln und smsen
       
       Das europäische Parlament legt neue Obergrenzen für Handy-Gespräche fest.
       Auch mit dem Smartphone ins Netz zu gehen, soll weniger kosten.