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       # taz.de -- News Corporation wird aufgespalten: Es bleibt in der Familie
       
       > Rupert Murdoch spaltet sein Medienimperium, das Unterhaltungsgeschäft
       > wird von den Verlagen getrennt. An seiner Macht wird sich aber nichts
       > ändern.
       
   IMG Bild: Geht – und bleibt: Rupert Murdoch.
       
       DUBLIN taz | Rupert Murdochs Medienimperium „News Corporation“ wird
       aufgespalten. Das Unterhaltungsgeschäft und das Verlagsgeschäft werden
       künftig in getrennten Unternehmen geführt. Der Trennungsprozess wird rund
       ein Jahr dauern. In der ersten Jahreshälfte 2013 soll eine
       Aktionärsversammlung die Aufspaltung absegnen.
       
       Die Film- und Fernsehgeschäfte, zu denen unter anderem die
       US-Fox-Fernsehsender, das Filmstudio 20th Century Fox und Sky Deutschland
       gehören, brachten dem Konzern 2011 Umsätze von 23,5 Milliarden Dollar ein,
       die 170 Zeitungen und Buchverlage dagegen nur 8,8 Milliarden. News Corp.
       ist damit nach Disney das zweitgrößte Medien- und Unterhaltungsunternehmen
       der Welt und liegt weit vor Time Warner.
       
       Murdoch hatte Spekulationen über eine Aufspaltung der News Corporation bis
       zuletzt strikt zurückgewiesen. Der 81-Jährige wird zwar
       Verwaltungsratsvorsitzender beider Unternehmen und wahrscheinlich auch Chef
       der Unterhaltungssparte werden, aber das Zeitungsgeschäft will er jemand
       anderem überlassen.
       
       Dabei hängt er eigentlich daran. Murdoch begann seine Karriere mit den
       Adelaide News, die er 1953 von seinem Vater erbte. Danach kaufte er weitere
       Zeitungen, zunächst in Australien, später in Großbritannien und den USA. Er
       las sogar manchmal selbst Korrektur, als sein Unternehmen bereits groß war,
       und wenn eine Druckwalze klemmte, griff er mitunter selbst zum
       Schraubenschlüssel. Erst in den achtziger Jahren stieg er verstärkt ins
       Film- und Fernsehgeschäft ein.
       
       Sein persönlicher Rückzug aus der Verlagsbranche läutet auch seinen
       Abschied aus Großbritannien ein. Experten erwarten, dass er mittelfristig
       die britischen Zeitungen Times, Sunday Times, Sun und Sun on Sunday
       verkaufen wird. Am Donnerstag sagte er, dass er nicht willens sei, künftig
       in Großbritannien zu investieren. „Wir haben Milliarden von Dollar, und
       wenn Großbritannien sie nicht will, gibt es jede Menge anderer Orte, wo wir
       sie unterbringen können“, sagte er in Anspielung auf seine geplante
       Komplettübernahme des Fernsehsenders BSkyB, die von der britischen
       Regierung verhindert wurde.
       
       ## Keine Rache
       
       Mit Rache habe das nichts zu tun, beteuerte Murdoch, und auch die
       parlamentarische Untersuchung der Abhöraffäre um die News of the World
       spiele dabei keine Rolle. Journalisten des Boulevardblatts hatten jahrelang
       die Telefone von Prominenten und weniger Prominenten angezapft. Als voriges
       Jahr das ganze Ausmaß bekannt wurde, machte Murdoch das Blatt kurzerhand
       dicht. Ein Londoner Parlamentsausschuss bescheinigte ihm letzten Monat,
       dass er ungeeignet sei, ein großes Unternehmen zu führen.
       
       Die Abhöraffäre ist längst noch nicht ausgestanden, die Untersuchungen
       laufen weiter. Die Sache hat News Corp. bisher bereits über 100 Millionen
       Pfund gekostet. Welches der beiden neuen Unternehmen dieses finanzielle
       Risiko tragen muss, steht noch nicht fest. Ebenso wenig ist entschieden, ob
       Murdochs drei Kinder in Spitzenpositionen untergebracht werden. Fest steht,
       dass keins von ihnen die Verlagsbranche leiten wird. Der älteste Sohn,
       Lachlann Murdoch, wird vermutlich gar nicht bei News Corp. einsteigen. Er
       sei sehr zufrieden mit seiner eigenen Firma, sagte Rupert Mudoch, und
       außerdem lebe er gern in Australien.
       
       Die Aufspaltung seines Unternehmens wird nichts am Einfluss von Rupert
       Murdoch ändern. Auch die neuen Aktien werden in stimmberechtigte und nicht
       stimmberechtigte aufgeteilt. Diese Konstruktion hat dafür gesorgt, dass
       Murdoch mit 40 Prozent der Stimmen Kontrolle über das Unternehmen hatte,
       obwohl er und seine Familie nur 12 Prozent der Aktien besitzen.
       
       29 Jun 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ralf Sotscheck
       
       ## TAGS
       
   DIR David Cameron
       
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