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       # taz.de -- AKW Temelín: München und Wien gegen den Ausbau
       
       > Bei einer Anhörung gab es harsche Kritik an den Plänen Tschechiens, das
       > AKW Temelín zu erweitern. Bayern verlangt Informationen, Österreich den
       > Atomausstieg.
       
   IMG Bild: Modernste Standards: Im nahen Budweis wurde über die Erweiterung des Atomkraftwerks Temelin gesprochen.
       
       BUDWEIS dapd/taz | Bayern und Österreich haben beim Erörterungstermin des
       tschechischen Umweltministeriums heftige Bedenken gegen die geplante
       Erweiterung des Atomkraftwerks Temelín angemeldet. „Die Bayerische
       Staatsregierung lehnt den Bau der Blöcke 3 und 4 am Standort Temelín ab“,
       sagte Albert Göttle von der bayerischen Atomaufsicht am Freitag in Budweis.
       
       Die möglichen Auswirkungen auf das Grundwasser im bayerisch-tschechischen
       Grenzgebiet seien nicht ausreichend dargestellt, sagte Göttle. Auch die
       Folgen eventueller Störfälle seien nicht genügend untersucht. Zudem reiche
       ein Tag nicht aus, um alle Fragen gebührend zu behandeln. So viel Zeit
       hatten die tschechischen Behörden für die Anhörung vorgesehen. Die
       Planungen blieben „an wesentlichen Stellen lückenhaft und unkonkret“,
       kritisierte Göttle.
       
       Der bayerische Umweltminister Marcel Huber (CSU) war wegen eines anderen
       Termins nicht nach Tschechien gekommen. „Bayern lehnt den geplanten Neubau
       der Kernkraftwerke in Temelín ab. Wir sind nicht zufrieden mit den
       tschechischen Informationen zum Neubau“, sagte er laut einer Mitteilung.
       
       Hier müsse nachgebessert werden – besonders im Hinblick auf den Umgang mit
       Störfällen. Huber kündigte an, er „werde dies baldmöglichst gegenüber dem
       tschechischen Umweltminister ansprechen“.
       
       ## Aufforderung zum Atomausstieg
       
       Der österreichische Umweltminister Nikolaus Berlakovich (ÖVP) verlangte in
       Budweis ein weiteres Monitoringverfahren. „Viele Fragen sind noch
       unbeantwortet“, sagte auch er. Berlakovich forderte Tschechien zudem auf,
       das Kraftwerksprojekt ganz fallen zu lassen und langfristig aus der
       Atomenergie auszusteigen.
       
       Spätestens die Reaktorkatastrophe von Fukushima habe bewiesen, dass
       Atomkraft nicht beherrschbar ist. „Auch für Tschechien gibt es keine
       Sicherheit“, sagte der Minister. Zudem bemängelte er, dass bis heute noch
       nicht feststehe, welcher Reaktortyp in Temelín zum Einsatz kommen solle.
       
       Der niederbayerische Grünen-Abgeordnete Eike Hallitzky kritisierte am Rande
       der Veranstaltung den bayerischen Umweltminister Huber für sein
       Fernbleiben. „So schindet man keinen Eindruck“, meinte Hallitzky. Der
       Minister halte sich in seinem Protest gegen die Temelín-Pläne immer noch
       „zu sehr zurück“.
       
       An dem rund 60 Kilometer von der deutsch-tschechischen Grenze entfernten
       Standort sollen bis zum Jahr 2025 zwei weitere Reaktoren gebaut werden. 200
       Atomkraftgegner aus Tschechien, Bayern und Österreich waren zur Anhörung
       gekommen.
       
       22 Jun 2012
       
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