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       # taz.de -- Kurzlebige Elektronikgeräte von HTC: Garantiert kaputt
       
       > Ein Handy soll so gebaut sein, dass es nach zwei Jahren kaputtgeht. Der
       > Hersteller wehrt sich gegen die Vorwürfe. Verbraucherschützer sehen ein
       > systemisches Problem.
       
   IMG Bild: Nur gaaaanz vorsichtig anfassen: ein Telefon der Marke HTC.
       
       BERLIN taz | Die Geschichte kam mit einer Beschwerde ins Rollen: Ein
       verärgerter Kunde beklagte sich bei dem taiwanesischen Handy-Hersteller
       HTC, dass sein Smartphone HTC Touch HD nur drei Monate nach Ablauf der
       Garantiezeit kaputtgegangen sei.
       
       Die Antwort von HTC könnte so interpretiert werden, als sei das Handy extra
       so gebaut: „Bedauerlicher Weise werden Smartphones von der Halbwertszeit
       wirklich für einen 2 Jahres Rhythmus hergestellt und produziert“, heißt es
       in dem Schreiben. Nach den Jahren könnten einige Bauteile ihre Leistung
       versagen. Die Initiative „Murks, nein Danke“, die gegen absichtlich
       schlecht produzierte Waren kämpft, hat den Mailverkehr kürzlich
       veröffentlicht.
       
       Die Pressestelle des Handy-Herstellers reagierte postwendend: Der
       HTC-Service sei darauf hingewiesen worden, solche missverständlichen
       Aussagen nicht mehr zu tätigen. Natürlich sei es niemals auszuschließen,
       dass einzelne Komponenten innerhalb der Garantiezeit oder (kurz) danach
       nicht mehr einwandfrei funktionieren, dann helfe man den Kunden.
       
       „Geplante Obsoleszenz“ nennt sich der bewusste Einbau von Schwachstellen in
       Produkte. „Allein in Deutschland gibt es rund 60.000 Unternehmen im
       IT-Sektor. An Spekulationen, dass das in Einzelfällen gemacht wird,
       beteiligen wir uns nicht“, sagt Christian Herzog vom IT-Branchenverband
       Bitkom.
       
       ## Schwache Akkus und Hüllen
       
       Philip Heldt, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Verbraucherzentrale NRW
       glaubt nicht mehr an Einzelfälle. Dazu höre er von zu vielen Kunden, die
       Ähnliches berichten. Besonders elektronische Geräte wie Mobiltelefone seien
       betroffen. Dort werde der Akku schwach ausgelegt, die Gerätehüllen nicht
       verschraubt, sondern geklebt oder gesteckt, und seien somit kaum ohne
       Schaden zu öffnen. Das mache die Geräte kaum reparierbar, kritisiert Heldt.
       
       Der Elektrotechniker Josef Hausner hat an der Bochumer Ruhr-Uni einen
       Lehrstuhl für integrierte Systeme und hält enge Kontakte zur Industrie. Bei
       der Herstellung „liegt der Fokus darauf, das Gerät kostengünstig
       zusammenzubauen“, sagt Hausner, „weniger darauf, es kostengünstig wieder
       auseinanderzubekommen“. Die Produzenten stünden unter einem enormen
       Preisdruck. Samsung oder Nokia bauten zum Beispiel jeweils täglich rund
       eine Million Mobiltelefone, „da machen ein paar Cent Unterschied bei den
       Herstellungskosten viel aus“.
       
       Der Kunde, da sind sich Hausner und Heldt einig, frage eben vor allem
       preisgünstige Geräte nach. Wegen der rasend schnellen Entwicklungen sei es
       gar nicht sinnvoll, Handys quasi für die Ewigkeit zu bauen, sagt Hausner.
       Verbraucherschützer Heldt hingegen fordert, die Gewährleistungszeit von
       zwei auf vier Jahre anzuheben. Das Kriterium „Reparierbarkeit“ müsse in die
       Ökodesign-Richtlinie aufgenommen werden. Mit dieser Vorgabe will die EU
       umweltfreundlichere, energieeffizientere Produkte fördern.
       
       21 Jun 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Heike Holdinghausen
       
       ## TAGS
       
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   DIR Tablet
       
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