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       # taz.de -- Rüstungseigentümer zum Panzerdeal: „Der Protest hat noch Chancen“
       
       > Der Miteigentümer von Krauss-Maffei Wegmann, Burkhart von Braunbehrens,
       > erfuhr aus der Presse vom Panzerdeal mit Saudi-Arabien. Nun will er ihn
       > verhindern.
       
   IMG Bild: „Eine schlimme Antwort auf die arabische Rebellion“: Leopard-Panzer.
       
       taz: Herr Braunbehrens, Sie sind Miteigentümer des Panzerherstellers
       Krauss-Maffei Wegmann. Sie kritisieren gleichwohl den geplanten Verkauf von
       Leopard-2-Panzern an Saudi-Arabien. Warum? 
       
       Burkhart von Braunbehrens: Ich halte die mögliche Lieferung von Panzern an
       Saudi-Arabien für eine schlimme Antwort auf die arabische Rebellion. Sie
       verstößt sowohl gegen die deutschen als auch gegen die europäischen
       Interessen.
       
       Wann haben Sie und die anderen Eigentümerfamilien von dem geplanten Deal
       erfahren? 
       
       Das Datum weiß ich nicht – aber erfahren haben wir es aus der Presse.
       
       Aber Sie sitzen doch in den leitenden Gremien des Unternehmens? 
       
       Nein, in den Kontrollgremien. Die hatten vorher keine Information. Ich
       hatte Anfang der 70er Jahre, mit knapp 30 Jahren, schon von dem Unternehmen
       geerbt und habe das Geld in den Aufbau der Druckerei des Kommunistischen
       Bunds Westdeutschland (KBW) gesteckt. Es ist übrigens die Frankfurter
       Druckerei, in der auch heute noch die Westausgabe der taz gedruckt wird.
       Als Gesellschafter aber erfahre ich auch nicht eher von Rüstungsgeschäften
       als Sie.
       
       Sie haben sich mit Ihrer Kritik auch an den Bundespräsidenten Joachim Gauck
       gewandt. Hat er bereits geantwortet? 
       
       Nein, das ist aber auch erst eine Woche her. Ich erwarte auch nicht
       unbedingt eine Antwort. Ich hab das um des symbolischen Akts willen getan,
       um meinen Willen zu dokumentieren. Freuen tät’s mich aber schon.
       
       Nun haben die anderen Gesellschafter und der Aufsichtsrat Sie am Wochenende
       aus Ihren Ämtern geworfen. Was warf man Ihnen vor? 
       
       Diese Meldung kann ich Ihnen weder bestätigen noch dementieren.
       
       Wurde Ihnen Geschäftsschädigung vorgeworfen? 
       
       Ich kann Sie nicht an Spekulationen hindern.
       
       Wird es auch künftig Kritiker solcher Geschäfte bei Krauss-Maffei Wegmann
       geben? 
       
       Ich kann nicht über andere sprechen, aber es liegt angesichts der Natur der
       Sache nahe.
       
       Saudi-Arabien spielt jetzt Spanien gegen Deutschland aus: Wenn die
       Deutschen nicht lieferten, nähme man eben den in Lizenz gefertigten Leopard
       2 von General Dynamics in Spanien. Wem wäre also damit geholfen? 
       
       Öffentliche Kritik hat immer eine Wirkung. Letzten Endes ist das die
       nachhaltigste Wirkung überhaupt. Die öffentliche Meinung ist das Medium, in
       dem demokratische Mitsprache sich entfaltet. Auch für eine Revolution wie
       die arabische kommt es nicht in erster Linie auf Waffen an, sondern darauf,
       die Menschen zu überzeugen und so zum Beispiel Soldaten zum Überlaufen zu
       bewegen. Die Menschen im arabischen Raum sollen wissen, dass sie nicht von
       Panzern aus Deutschland niedergewalzt werden, sondern dass wir ihre Ziele
       unterstützen.
       
       Nun ist sowieso umstritten, ob der Saudi-Deal den Exportrichtlinien genügt.
       Einen Panzerverkauf im Rahmen der Exportrichtlinien finden Sie in Ordnung? 
       
       Prinzipiell ja. Eine wachsame öffentliche Kritik ist wohl immer notwendig.
       Deshalb unterstütze ich die Debatte über die Angleichung der
       Exportstandards in Europa und hoffe auch, dass jetzt die Verhandlungen über
       einen internationalen Waffenhandelsvertrag bei den Vereinten Nationen eine
       gute Lösung erbringen.
       
       Es gibt Exporte, die zwar von sämtlichen Richtlinien gedeckt, aber trotzdem
       zweifelhaft sind – etwa an Griechenland. 
       
       Im Nachhinein wissen wir, dass die Belieferung Griechenlands eine
       skandalöse Wirkung hatte. Die enormen Militärausgaben Griechenlands sind
       heute Teil der europäischen Krise.
       
       Die deutsche Rüstungsindustrie profitiert seit Jahrzehnten vom
       griechisch-türkischen Wettrüsten – Sie auch. 
       
       Das muss man annehmen.
       
       Warum so zurückhaltend? Gegen den Saudi-Deal protestieren Sie doch auch. 
       
       Da dieser Deal bislang nicht zustande gekommen ist, hat der öffentliche
       Protest auch noch Chancen.
       
       18 Jun 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ulrike Winkelmann
       
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