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       # taz.de -- Kommentar Startbahn München: Koa dritte, koa Wohlstand?
       
       > Die Entscheidung gegen den Ausbau ist nicht das Ende für Münchens
       > Wohlstand. Die Münchner wären gut beraten, diese Mär nicht zu glauben.
       
   IMG Bild: Gewachsene Betroffenheit: Seit Eröffnung der neuen Landebahn ist das Flugaufkommen in Frankfurt größer geworden.
       
       Am Sonntag stimmen die MünchnerInnen darüber ab, ob an ihrem Flughafen im
       Erdinger Moos eine dritte Start-und-Lande-Bahn gebaut werden soll. Eine
       Grundsatzentscheidung, bei der letztlich darüber entschieden wird, wie die
       Region in Zukunft wirtschaften soll.
       
       Mehr Flugverkehr bringe mehr Arbeitsplätze, sagen die Befürworter. Das
       wünscht sich vor allem die Lufthansa, der größte Arbeitgeber am Standort.
       München ist derzeit der einzige Flughafen Deutschlands, bei dem der Bau
       einer zusätzlichen Bahn – ein Wachstumsgarant für das Unternehmen –
       realisierbar erscheint. In Frankfurt wurde erst im letzten Jahr eine neuen
       Bahn fertiggestellt, und in Berlin scheitert man bereits daran, einen
       Flughafen auch nur zu eröffnen. Eine zusätzliche Bahn bringe aber auch eine
       stärkere Belastung von Umwelt und Klima und mehr Lärm und Dreck für die
       Anwohner, sagen die Gegner.
       
       Worum es eigentlich geht, ist die Frage, ob der bedingungslose Glaube an
       ein unbegrenztes Wachstum nötig und sinnvoll ist. Im Fall der
       prosperierenden Stadt München und des wohlgenährten Speckgürtels außen
       herum, lautet die Antwort nein. München wird es auch ohne eine dritte
       Start-und-Lande-Bahn weiterhin besser gehen als vielen anderen Regionen
       Deutschlands.
       
       Die Stadt ist bei Unternehmen nicht deshalb beliebt, weil es hier ein
       Flughafendrehkreuz gibt, sondern weil sich hier schon seit Langem Know-how
       und finanzkräftige internationale Unternehmen ansiedeln, die gut
       ausgebildete Fachkräfte anlocken. Ein Kreislauf, der nicht plötzlich
       zusammenbricht, wenn es bei zwei Bahnen bleibt. Die Behauptung, dass eine
       Entscheidung gegen den Ausbau das Ende für Münchens Wohlstand bedeuten
       würde, ist reine Stimmungsmache. Die MünchnerInnen wären gut beraten, diese
       Mär nicht zu glauben.
       
       15 Jun 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Marlene Halser
       
       ## TAGS
       
   DIR Flughafen Berlin-Brandenburg (BER)
       
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