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       # taz.de -- Durchsuchungen bei rechten Forenbetreibern: Neonaziportal vom Netz genommen
       
       > In elf Bundesländern geht das Bundeskriminalamt gegen die Betreiber des
       > Neonaziportals Thiazi.net vor. Vier Beschuldigte wurden bei
       > Durchsuchungen verhaftet.
       
   IMG Bild: Aufmärsche wie dieser in Bad Nenndorf werden auch in Internetportalen wie Thiazi.net geplant und beworben.
       
       HAMBURG taz | Um 13 Uhr konnte das Neonazi-Internetportal „Thiazi-Forum“
       noch erreicht werden. Keine Stunde später war das bedeutendste
       deutschsprachige Szeneportal offline. Bleibt es dabei? „Wir streben das
       an“, so Andreas Gärtner, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Rostock.
       
       Am Donnerstagmorgen fanden auf Antrag der Staatsanwaltschaft der Hansestadt
       bundesweit Durchsuchungen bei 26 Betreibern des Forums statt. „Es besteht
       der Verdacht der Bildung einer kriminellen Vereinigung“, sagte Gärtner der
       taz.
       
       Seit 2007 ist das „Forum“ unter dem Namen Thiazi.net online. Knapp 25.000
       Neonazis sind über diese virtuelle Plattform vernetzt, die sich selbst als
       „germanische Weltnetzgemeinschaft“ versteht. In elf Bundesländern
       durchsuchten Polizisten und Spezialkräfte 24 Wohnungen und Geschäftsräume.
       
       Der Schwerpunkt der Razzien lag in Mecklenburg-Vorpommern und
       Baden-Württemberg. „Aus den beiden Bundesländern stammen die zwei
       Hauptbeschuldigten“, sagte Gärtner, ein 30-jähriger Erzieher und eine
       30-jährige Hausfrau und Mutter. Beamte schauten zeitgleich bei
       Beschuldigten im Alter von 22 bis 64 Jahren in Niedersachsen, Bayern,
       Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt, Nordrhein-Westfalen, Sachsen,
       Rheinland-Pfalz und Thüringen vorbei. Eine Wohnung in Großbritannien wurde
       ebenfalls durchsucht.
       
       ## Ermittlungen liefen seit dem Jahr 2009
       
       Ab 2009 begannen die Ermittlungen gegen die zwei Hauptbeschuldigten. Vier
       Beschuldigte kamen am Donnerstag in Haft. Zahlreiche Computer, Laptops,
       Datenträger und schriftliche Unterlagen stellten die Beamten sicher. „Die
       Ermittlungen laufen noch“, sagte Gärnter. Schon jetzt sei aber sicher: „Ein
       NPD-Kader ist unter den Beschuldigten.“
       
       Den Betroffenen wirft die Staatsanwaltschaft vor, mehr als 2.400 Liedtexte
       und mehr als 1.400 Tonträger zum Download angeboten zu haben. In einer
       Vielzahl der Texte, so das Bundeskriminalamt, werde zum Hass gegen
       Ausländer, Juden und Menschen mit anderer Hautfarbe aufgestachelt und zu
       Übergriffen aufgerufen. Der Holocaust werde zudem verharmlost und der
       Nationalsozialismus verherrlicht.
       
       „Das Forum-Thiazi.net ist das größte Szeneinternetforum“, sagte unlängst
       auch ein Mitarbeiter von jugendschutz.net der taz. Über das Forum würden
       zudem Szene-Aktionen besprochen und für Konzerte geworben. Es hat weit mehr
       als eine Million Foren-Beiträge. 2010 outete erstmals eine
       Antifa-Initiative eine Betreiberin namentlich.
       
       „Mit den aktuellen Maßnahmen richten die Strafverfolgungsbehörden eine
       klare Botschaft an die Betreiber vergleichbarer Internetforen“, sagte Jörg
       Ziercke, Präsident des Bundeskriminalamt (BKA). „Wir machen deutlich, dass
       wir die Verbreitung von rechtsextremistischem und fremdenfeindlichem
       Gedankengut sowie die Verherrlichung des Nationalsozialismus konsequent
       verfolgen“. Das Internet sei kein rechtsfreier Raum, so Ziercke.
       
       14 Jun 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Speit
       
       ## TAGS
       
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   DIR Schwerpunkt Rechter Terror
       
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