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       # taz.de -- Reform der EU-Fischereipolitik: Minister begünstigen Überfischung
       
       > Die EU-Fischereiminister beschließen eine Reform, die der Industrie
       > nützt: Die Regeln zum Beifang wurden verwässert, die Fischereiflotte soll
       > weiter subventioniert werden.
       
   IMG Bild: Fischer sollen weiter Subventionen bekommen, fordern die EU-Minister.
       
       BRÜSSEL taz | 20 Stunden saßen die EU-Fischereiminister in Luxemburg
       zusammen, um über die Reform der Fischereipolitik zu beraten.
       Herausgekommen ist ein Kompromiss, der die Überfischung begünstigt und weit
       weg ist von der ursprünglich angestrebten nachhaltigen Fischereipolitik.
       „Kurzsichtig“ und „skandalös“ nannte die Vorsitzende der Grünen im
       Europäischen Parlament, Rebecca Harms, die Beschlüsse der Minister.
       
       Die lehnten unter anderem den Vorschlag der EU-Kommission ab, die
       Subventionen für die Fischereiflotte Ende 2013 auslaufen zu lassen.
       Stattdessen wollen sie im Herbst über Zuschüsse für die folgenden sieben
       Jahre verhandeln. Für den Greenpeace-Fischereiexperten, Thilo Maack, haben
       die Minister versagt: „Trotz jahrzehntelanger Misswirtschaft, die zur
       Überfischung von drei Viertel der europäischen Speisefischbestände geführt
       hat, haben sie nicht das Problem der massiven Überkapazitäten der
       europäischen Fangflotten gelöst.“
       
       Für besonders bedenklich halten Umweltschützer, dass die Minister das von
       der EU-Kommission angestrebte Rückwurfverbot verwässert haben. Der
       Vorschlag der Kommission sah vor, dass der Rückwurf von Beifang, zum
       Beispiel von zu kleinen Fischen, ab 2014 verboten wird. Außerdem wollte die
       Behörde den Verkauf dieses Beifangs untersagen.
       
       Beides schwächten die Minister ab: Das Rückwurfverbot soll nach und nach
       eingeführt werden und frühestens 2018 komplett in Kraft treten. Außerdem
       soll der Beifang in die Fangquoten eingerechnet und die erlaubte Fangmenge
       entsprechend erhöht werden. Derzeit werfen die Fischer ungefähr ein Viertel
       ihres Fangs zurück ins Meer.
       
       Die dänische Ratspräsidentschaft feierte die Einigung dennoch als
       Durchbruch: „Wir diskutieren nicht mehr darüber, ob unsere Fischereipolitik
       nachhaltig sein soll, sondern nur noch wann und wie“, sagte die dänische
       Agrarministerin Mette Gjerskov. Vor allem die Fischereinationen Frankreich
       und Spanien haben auf die Änderungen zugunsten der Fischereiindustrie
       gedrängt. Der Kompromiss der Minister geht nun ans Europäische Parlament,
       das ebenfalls zustimmen muss.
       
       13 Jun 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ruth Reichstein
       
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