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       # taz.de -- Apple will expandieren: Siri versteht künftig Chinesisch
       
       > Apple will in Zukunft stärker auf den chinesischen Markt setzen. Die
       > Kritik an den Arbeitsbedingungen bei den dortigen Zulieferern bleibt
       > davon unberührt.
       
   IMG Bild: Nicht nur schrauben, auch kaufen: In China sucht Apple mehr Kunden, wie hier in Peking.
       
       PEKING taz | Bei der Entwicklerkonferenz am Montagabend in San Francisco
       hat Apple zwar auch dem Rest der Welt jede Menge neue Produkte,
       Dienstleistungen und Gadgets präsentiert. Das Hauptaugenmerk des
       Unternehmens aus dem kalifornischen Cupertino galt dieses Mal aber vor
       allem einem Land: China.
       
       Mitten bei der Vorstellung des neuen Betriebssystems Mountain Lion
       unterbrach Mac-OS-X-Vizepräsident Crain Federighi und wendete sich mit
       einer Sektion „Funktionen für China“ explizit an die Konsumenten im Reich
       der Mitte. Die neue Software werde über ein chinesisches Wörterbuch
       verfügen und ein System für die komplizierten Schriftzeichen. Apples
       Internetbrowser Safari werde zudem auf Chinas am häufigsten genutzte
       Suchmaschine Baidu eingestellt und nicht mehr auf Google.
       
       Die großen chinesischen Internetvideoportale Youku und Tudou sollen
       ebenfalls besser integriert werden. Denn Youtube ist in China gesperrt. Das
       Spracherkennungsprogramm Siri wird nicht nur Hochchinesisch verstehen,
       sondern künftig auch chinesische Dialekte wie Kantonesisch.
       
       Der neue Fokus ist bemerkenswert, weil Apple seine Kunden in der
       Volksrepublik bislang eher stiefmütterlich behandelt hat. Obwohl die Geräte
       in chinesischen Fabrikhallen montiert werden, kommen die neuesten
       Apple-Produkte in China ein halbes bis ein ganzes Jahr später in die
       Apple-Stores als etwa in den USA und Europa.
       
       Auch sonst hat es Apple im Zusammenhang mit China in jüngerer Zeit vor
       allem mit Negativmeldungen in die Nachrichten geschafft. In den
       chinesischen Foxconn-Werken, wo die Geräte hergestellt werden, reißen die
       Meldungen über miserable Arbeitsbedingungen und ArbeiterInnenproteste auch
       nach Lohnsteigerungen nicht ab.
       
       Nichtsdestotrotz ist die Nachfrage nach Apple-Geräten in China gigantisch.
       Allein im ersten Quartal ist der Umsatz des Unternehmens auf 7,9 Milliarden
       US-Dollar gestiegen und hat sich damit im Vergleich zum Vorjahr mehr als
       verdreifacht. Ein Schüler verhökerte kürzlich sogar seine Niere, um an ein
       iPad und ein iPhone zu gelangen.
       
       12 Jun 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Felix Lee
       
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