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       # taz.de -- Wirtschaftskrise im Euroraum: Rezession in Italien verschärft sich
       
       > Die italienische Wirtschaft schrumpft bereits das dritte Quartal in Folge
       > – das bedeutet eine handfeste Rezession. Die Prognosen sehen nicht besser
       > aus.
       
   IMG Bild: Wohl keine Lösung für die Gesamtwirtschaft: Wie hier in Mailand die Glücksmünzen aus Brunnen sammeln.
       
       BERLIN/ROM rtr/afp | Italiens Rezession hat sich weiter verschärft. Wie das
       Statistikamt Istat am Montag mitteilte, schrumpfte das italienische
       Bruttoinlandsprodukt im ersten Vierteljahr im Vergleich zum Vorquartal um
       0,8 Prozent. Laut Istat droht Italiens Wirtschaft damit in diesem Jahr ein
       Minus von 1,4 Prozent – Mitte Mai war das Statistikamt noch von einem Minus
       von 1,3 Prozent ausgegangen. Die drittgrößte Volkswirtschaft in der
       Eurozone schrumpft nun schon seit drei Quartalen in Folge.
       
       Verantwortlich für den neuerlichen Rückgang waren laut Istat die
       Zurückhaltung der Verbraucher und Investoren: Der Konsum nahm demnach 0,6
       Prozent ab, die Investitionen um 3,6 Prozent. Die Importe schrumpften
       demnach um 3,6 Prozent und die Exporte um 0,6 Prozent. Nach den Prognosen
       von Istat wird sich Italiens Wirtschaft erst in der zweiten Jahreshälfte
       wieder erholen.
       
       Der Minister für wirtschaftliche Entwicklung, Corrado Passera, versuchte zu
       beruhigen. Sein Land habe in den vergangenen Monaten alles „Notwendige“
       getan, um sich aus der Euro-Krise zu retten. Mit Hilfe dieser Disziplin
       zähle es heute zu den Ländern, „die am besten gegen den derzeitigen
       Finanzsturm in Europa gewappnet sind“. Dennoch bleibe noch viel zu tun, um
       das Wachstum wieder anzukurbeln, räumte der ehemalige Bankenschef ein.
       Manche Experten befürchten bereits, dass Italien nach Spanien zum nächsten
       Ziel der Finanzmärkte werden und internationale Hilfe benötigen könnte.
       
       Der Einbruch in Italien ist fast dreimal so hoch wie in Spanien.
       Steuererhöhungen und die steigende Arbeitslosigkeit drücken die Einkommen,
       wodurch der private Konsum schrumpft. Das wiederum sorgt für Steuerausfälle
       und erschwert die Sanierung des Staatshaushaltes. Auch die EU setzt auf
       eine langsame Erholung im nächsten Jahr. Die Wirtschaft dürfte dann wieder
       wachsen, aber nur um magere 0,4 Prozent.
       
       Der Schuldenberg des Landes wird in diesem Jahr ebenfalls weiter steigen.
       Er soll nach Prognose der EU-Kommission 123,5 Prozent der jährlichen
       Wirtschaftsleistung ausmachen. 2008 waren es nur knapp 106 Prozent. Nur in
       Griechenland ist der Berg noch höher. Auch im kommenden Jahr dürfte er kaum
       kleiner werden und über der Marke von 120 Prozent verharren. Italien ist
       damit der viertgrößte Schuldenmacher weltweit.
       
       11 Jun 2012
       
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