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       # taz.de -- Grüne im Saarland: Machtkampf in der Minifraktion
       
       > Klarer Sieg für die Saar-Landesspitze aus Claudia Willger und Hubert
       > Ulrich. Die Herausforderin und Parteilinke Simone Peter unterliegt
       > deutlich.
       
   IMG Bild: Die Saar-Grünen haben ihr den Trümmerfraueinsatz bei den Wahlen nicht gedankt: Simone Peter auf dem Parteitag.
       
       WIESBADEN taz | In einer Kampfabstimmung über den Landesvorsitz im Saarland
       haben die Grünen am Sonntag in St. Ingbert ihre bestehende Doppelspitze im
       Amt bestätigt. Für die bisherige Landeschefin Claudia Willger votierten 88
       Delegierte, für ihre Herausforderin Simone Peter nur 30.
       
       Das Ergebnis ist ein deutlicher Sieg für den langjährigen
       Parteivorsitzenden Hubert Ulrich, der mit Willger eine Doppelspitze bildet
       und als Fraktionschef im Landtag keinen Gegenkandidaten hatte. Er wurde mit
       92 Jastimmen wiedergewählt. Damit hat der Realo den innerparteilichen
       Machtkampf mit den Linken erneut zu seinen Gunsten entschieden. Die
       „strukturelle und personelle Erneuerung“ der Partei, für die Peter geworben
       hatte, wird also auch in Zukunft ausbleiben.
       
       Die Partei ist im Saarland in zwei Lager gespalten. Ulrich ist seit 1991
       Landesvorsitzender und hat in Saarlouis eine Hochburg aufgebaut, die etwa
       ein Drittel aller Delegierten stellt. Peter war Ministerin für Umwelt,
       Energie und Verkehr in der so genannten Jamaika-Koalition im Kabinett von
       Peter Müller (CDU) und später Annegret Kramp-Karrenbauer, hat aber keinen
       Ortsverband hinter sich.
       
       Nachdem die von Ulrich maßgeblich betriebene Koalition aus CDU, FDP und den
       Grünen im Januar zerbrochen war, hatte er auf die Spitzenkandidatur
       verzichtet und die Partei-Linke Peter aus Saarbrücken ins Rennen geschickt.
       Es wird ihr als Verdienst angerechnet, dass die Grünen bei den Neuwahlen
       überhaupt noch einmal den Einzug in den Landtag schafften – wenn auch
       denkbar knapp mit nur 5 Prozent. Ulrich selbst hatte sich während des
       Wahlkampfs öffentlich auffällig zurückgehalten.
       
       Claudia Willger hatte ursprünglich eine erneute Kandidatur nur unter der
       Bedingung erwogen, dass Peter nicht antritt. Sie wolle sie Partei nicht
       spalten: „Ich mache hier nicht die FDP“, so Willger vor wenigen Wochen.
       Nach eigenen Worten aber hätten sie nun „etliche Menschen“ innerhalb und
       außerhalb der Partei umgestimmt. Zuvor schon hatten sich Ulrich und Peter
       in der Frage, wer den Fraktionsvorsitz im Landtag übernimmt, wochenlang
       gegenseitig blockiert. Ulrich und Peter sind die beiden einzigen
       Abgeordneten, der Vorsitz der Minifraktion allerdings wird mit doppelten
       Diäten vergolten.
       
       Zu Beginn des Parteitags hatte Generalsekretär Markus Tressel erklärt, die
       vorgezogene Neuwahl sei für die Grünen „zu früh gekommen“. Was die grünen
       Ministerinnen in der Jamaika-Koalition angestoßen hätten, werde erst später
       seine Wirkung entfalten.
       
       10 Jun 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Arno Frank
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