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       # taz.de -- Grünen-Chefin beweist Auslandskompetenz: Roth tanzt auf dem Basar von Tripoli
       
       > Einen unfreiwilligen Extra-Aufenthalt in Tripolis nutzt Grünen-Chefin
       > Roth für einen Tanz auf dem Basar. Dann wurde es ihr zu bunt. Trotz
       > Sicherheitsbedenken fuhr sie über Land nach Tunesien.
       
   IMG Bild: Die Frau von Welt solidarisierte sich mit einer Tanzdarbietung, dann ging's zum Tücher-Shopping.
       
       TRIPOLIS/ RAS AJDIR dpa | Der Kragen platzt Claudia Roth am Morgen.
       Unverrichteter Dinge steht die Grünen-Chefin am Mittwoch in der VIP-Lounge
       des Flughafens Tripolis. Auch ihr Ersatzflug ist überraschend gestrichen.
       Bereits am Dienstag hatte Roth mit ihrer Delegation in der libyschen
       Hauptstadt festgesessen, nachdem eine Miliz den Airport unter anderem mit
       einem Panzer besetzt hatte.
       
       Deutsche Personenschützer, Botschaftsangehörige und libysche
       Regierungsvertreter wollen Roth sicher außer Landes bringen - wenn nicht
       anders möglich mit einem verfügbaren Flug nach Deutschland. „Der Druck war
       ziemlich stark, dass wir abbrechen“, sagt sie.
       
       Doch Roth will ein Jahr nach einem ersten Besuch noch die Situation in
       einem Flüchtlingslager hinter der tunesischen Grenze erneut prüfen. Ihre
       Nordafrika-Reise soll weitergehen. Roth entscheidet sich zur - als riskant
       geltenden - Fahrt über Land nach Tunesien.
       
       Die Männer des libyschen Protokolls und die deutschen Vertreter beugen sich
       notgedrungen dem Machtwort der Grünen-Chefin - und stellen spontan einen
       kleinen Konvoi zusammen. Roth passiert in einem weißen UN-Jeep acht
       Checkpoints örtlicher Milizionäre auf der Straße von Tripolis zum
       tunesischen Grenzübergang Ras Ajdir.
       
       ## Kleiner Konvoi, acht Checkpunkte
       
       Verkehrsregeln gelten in Libyen mangels tatkräftiger Polizei praktisch
       nicht. Auf der rasanten Fahrt über die vielbefahrene Verbindungsader fallen
       zerschossene Häuser und unvollendete Betonbauten teils riesigen Ausmaßes
       ins Auge. Es soll immer wieder einmal Überfälle geben. Die Grenze sollen
       Drogenschmuggler unsicher machen, heißt es vorher. Doch außer freundlichem
       Durchwinken der kontrollierenden Milizionäre und Victory-Zeichen passiert
       während der dreistündigen Fahrt nichts.
       
       Schon die unfreiwillige Wartezeit in Tripolis hatte sich Roth am Abend
       vorher mit einem Tanz auf dem Basar mit Einheimischen zu libyscher Musik
       verkürzt. „Ich habe gar kein Gefühl von Angst oder Unsicherheit“, sagt sie.
       Libyen wird weitgehend von den in der zurückliegenden Revolution
       siegreichen Milizen kontrolliert.
       
       Nachts hallen immer wieder Schüsse durch die Hauptstadt, wenn Milizionäre
       in die Luft schießen. Beim Bummel durch den Basar in der Altstadt liegt die
       Aufmerksamkeit der Grünen-Chefin aber auf den sich überall auftürmenden
       bunten Waren der Händler. Kinder feuert sie beim Tischfußball an.
       
       7 Jun 2012
       
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