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       # taz.de -- VG Wort friert Tantiemen ein: Trübe Aussichten
       
       > Die VG Wort zahlt jährlich sowohl Autoren als auch Verlagen Tantiemen.
       > Dieses Jahr aber vorerst nicht, denn die Ausschüttungspraxis wird
       > überprüft.
       
   IMG Bild: Honorarzahlungen 2012? Das kann dauern.
       
       Um sich auf den Sommer zu freuen, gibt es allerlei gute Gründe.
       Journalisten und andere Autoren haben allerdings einen besonders guten: Im
       Juni oder Juli schüttet die in München ansässige Verwertungsgesellschaft
       (VG) Wort jeweils ihre jährliche Tantiemen aus. Die VG Wort vergütet die
       Nutzungsformen, die nicht durch Honorarzahlungen abgedeckt sind: analoge
       und digitale Kopien und die Nutzung von Texten in Bibliotheken
       beispielsweise. Nicht nur die Urheber bekommen Geld, sondern – quasi in
       ihrer Funktion als Ermöglicher und Verbreiter von Werken – auch die
       Verlage.
       
       Für diesen Sommer sind die Aussichten allerdings trübe, denn derzeit ist
       nicht absehbar, wann die Gelder fließen - nicht etwa, weil keines da ist;
       laut dem Branchendienst Buchreport liegen derzeit 120 Millionen Euro
       bereit. Vielmehr lässt die VG Wort gerade ihre Ausschüttungspraxis von der
       für sie zuständigen Aufsichtsbehörde, dem ebenfalls in München
       residierenden Deutschen Patent- und Markenamt, überprüfen. Die
       entsprechenden Beschlüsse fielen auf den Gremiensitzungen der VG Wort am
       vergangenen Wochenende in Berlin.
       
       Die Verwertungsgesellschaft reagiert damit auf eine Niederlage, die sie
       kürzlich vor dem Landgericht München hinnehmen musste. Der Patentrichter
       Martin Vogel, der auch wissenschaftlicher Autor ist und in dieser Funktion
       1984 einen Wahrnehmungsvertrag mit der VG Wort abgeschlossen hat, hat die
       dortigen Richter davon überzeugen können, dass die VG ihre Gelder über
       Jahre nicht korrekt verteilt hat - und zwar zu Lasten der Autoren. Die
       Verwertungsgesellschaft, die Berufung gegen das erstinstanzliche Urteil
       einlegen wird, ist der Auffassung, dass die Entscheidung des Landgerichts
       die gesamte Verteilungsregelung in Frage stelle. Sie sagt, es sei zum
       Beispiel überhaupt nicht klar, was das Urteil für jene 287.000 Autoren
       bedeute, die mit der Verwertungsgesellschaft andere Verträge abgeschlossen
       haben als der Kläger.
       
       Seltsam mutet an, dass die VG Wort die Gelder zurückhält, obwohl es sich
       nur um eine erstinstanzliche, also noch lange nicht rechtskräftige
       Entscheidung handelt. Der Einwand sei „berechtigt“, sagt Robert Staats,
       geschäftsführende Vorstandsmitglied der VG Wort. Man brauche aber „die
       Rückendeckung der Aufsichtsbehörde“. Das Patent- und Markenamt habe
       „weitreichende Aufsichtsbefugnisse“, daher sei die VG zu diesem Vorgehen
       „verpflichtet“.
       
       Für viele freie Autoren ist prekär, dass die VG Wort die Tantiemen
       einfriert, denn diese haben angesichts stagnierender, real also sinkender
       Honorare an Bedeutung gewonnen. 2011 bekamen beispielsweise mehr als 17.000
       Journalisten durchschnittlich 212 Euro für die Verwendung ihrer Texte in
       Pressespiegeln und fast 12.000 Journalisten im Schnitt 209 Euro für ihre
       gemeldeten Beiträge in Zeitungen und Publikumszeitschriften. Hinzu kommen,
       je nach Tätigkeitsspektrum des Autors, Tantiemen für
       Online-Veröffentlichungen sowie für Beiträge in Fachpublikationen und
       Sachbüchern.
       
       Unter Image-Gesichtspunkten hat sich die VG Wort mit ihrer Entscheidung
       gewiss keinen Gefallen getan. Vorstandsmitglied Staats kontert: „Man
       erwartet von den Verwaltungsgesellschaften, dass sie sich korrekt
       verhalten, und genau das tun wir.“ Wie lange das Patent- und Markenamt für
       die Prüfung der Sachlage braucht, ist unklar. Die Behörde wird ihre
       Entscheidung wiederum mit dem für sie aufsichtsrechtlich zuständigen
       Bundesjustizministerium abstimmen müssen. Robert Staats sagt, es sei
       „völlig klar, dass die Autoren - und auch die Verlage - mit dem Geld
       gerechnet haben, also erheblicher Druck besteht“. Das Verfahren könne aber
       „einige Wochen dauern“.
       
       6 Jun 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR René Martens
       
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