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       # taz.de -- Kommentar Betreuungsgeld: Taschengeld für Mutti
       
       > Selbst die Eltern in Bayern, für die die CSU die Herdprämie organisiert
       > hat, wollen lieber Kita-Plätze. Und es ist eine Leistung für jene, die
       > ohnehin schon mehr haben.
       
   IMG Bild: Verkehrte Welt: Selbst in Bayern will niemand die Herdprämie.
       
       Nun ist das Betreuungsgeld beschlossen. Und das Land bekommt eine
       sozialpolitische Leistung, die außer der CSU niemand will. Selbst die
       Eltern in Bayern, die laut CSU-Chef Horst Seehofer das bisschen Taschengeld
       für Mutti dringend brauchen, wollen lieber einen Kita-Platz. Aber darum,
       was Eltern gut finden, geht es schon lange nicht mehr beim Machtspiel
       zwischen CSU, CDU und FDP.
       
       Die Opposition hat angekündigt, gegen das Betreuungsgeld zu Felde zu
       rücken. Sie orakelt sogar, man könne es im Bundesrat stoppen. Aber das wird
       nicht gelingen. Das Betreuungsgeld muss zwar – wie jedes neue Gesetz –
       durch den Bundesrat. Aber dort wird es nicht auf Widerstand stoßen, weil es
       keine mitbestimmungspflichten Regelungen enthält. Die sind, wie zum
       Beispiel die Idee, das Betreuungsgeld an Frühuntersuchungen beim Kinderarzt
       zu koppeln, fein säuberlich entfernt worden.
       
       Stattdessen bekommen ab Januar Eltern Geld dafür, dass sie ihre Kinder
       nicht in eine staatliche geförderte Kita bringen. Mit den 100
       beziehungsweise 150 Euro können sie eine private Kinderfrau bezahlen.
       Manchen Eltern wird das gut gefallen: Sie organisieren mit zwei, drei
       anderen Familien eine Tagesmutter und damit eine kuschlige Betreuung für
       ihr Kind. Für das Kindeswohl ist das sicher perfekt.
       
       Aber was machen Alleinerziehende mit Hartz IV und ohne Kita-Platz? Eine
       Kinderfrau können sie sich nicht leisten, sie bekommen nämlich kein
       Betreuungsgeld, weil das auf Hartz IV angerechnet wird. So ist das
       Betreuungsgeld – wie das Elterngeld – eine weitere Sozialleistung für jene,
       die ohnehin schon mehr haben.
       
       Aber vielleicht lohnt sich die ganze Aufregung ja gar nicht. Im nächsten
       Jahr wird ein neuer Bundestag gewählt, die Chancen für Schwarz-Gelb sind
       gering. Die nächste Regierung könnte das Betreuungsgeld wieder kippen.
       Vorbild: Schweden. Dort haben die Konservativen selbst erkannt, dass eine
       Herdprämie nichts bringt – außer Ärger.
       
       6 Jun 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Simone Schmollack
       
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