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       # taz.de -- Cyber-Krieg gegen den Iran: Obama ordnete Stuxnet-Attacken an
       
       > Der Stuxnet-Wurm schreckte vor 2 Jahren Sicherheitsexperten auf. Jetzt
       > schreibt die „New York Times“, US-Präsident Obama habe die Cyber-Angriffe
       > gegen Iran persönlich betreut.
       
   IMG Bild: Die US-Regierung geht davon aus, dass das iranische Atomprogramm durch die Cyber-Angriffe um 18 bis 24 Monate zurückgeworfen wurde.
       
       NEW YORK dpa | US-Präsident Barack Obama hat nach Informationen der New
       York Times eine Welle von Cyberattacken gegen den Iran angeordnet, zu denen
       auch der berüchtigte Wurm Stuxnet gehörte. Auch als Stuxnet im Sommer 2010
       an die Öffentlichkeit gelangte, habe Obama die Geheimaktion mit dem
       Codenamen „Olympic Games“ (Olympische Spiele) noch beschleunigt.
       
       Das [1][schreibt] der Washingtoner Chefkorrespondent der Zeitung, David E.
       Sanger, in seinem neuen Buch, aus dem am Freitag Auszüge veröffentlicht
       wurden. Er beruft sich dabei auf Informationen aus Sicherheitskreisen.
       
       Unter den Quellen von Sanger befinden sich nach seinen Angaben auch
       Personen, die bei einem Krisentreffen nach der Entdeckung von Stuxnet dabei
       gewesen waren. „Sollten wir die Sache jetzt stoppen?“, habe Obama dort
       gefragt. Da aber unklar gewesen sei, wie viel die Iraner über die
       Schadsoftware wussten, sei beschlossen worden, weiterzumachen.
       
       In den Wochen darauf sei die iranische Atomfabrik in Natanz mit einer
       neueren Version von Stuxnet angegriffen worden und dann mit einer weiteren.
       Die letzte Attacke habe rund 1000 der damals 5000 Zentrifugen zur
       Urananreicherung zeitweilig außer Betrieb gesetzt.
       
       Stuxnet war ein hochentwickelter Computerwurm, der ausschließlich
       Siemens-Industriesysteme in der für Atomzentrifugen typischen Konfiguration
       angriff. Ziel war das Siemens-System Simatic S7, das in Industrieanlagen
       zur Überwachung und Steuerung technischer Prozesse verwendet wird. Die
       Konfiguration von Stuxnet ließ Experten von Anfang an vermuten, dass der
       Iran das Ziel gewesen sein dürfte. Außerdem argumentierten sie, die
       Software sei so komplex und aufwändig geschrieben, dass sie nur das Werk
       westlicher Geheimdienste sein könne.
       
       Die Auswirkungen der Cyberangriffe seien umstritten, schreibt Sanger, der
       eineinhalb Jahre für das Buch recherchierte. Im Weißen Haus gehe man davon
       aus, dass das iranische Atomprogramm um 18 bis 24 Monate zurückgeworfen
       worden sei. Andere Experten sind skeptischer und glauben, dass die
       iranischen Wissenschaftler die Anreicherung wieder schnell hochgefahren
       haben und das Land heute über genug Material für fünf oder mehr Atomwaffen
       verfügen könnte.
       
       Obama sei bewusst gewesen, dass er mit der Aktion eine neue Art vor
       Kriegsführung entfesseln könne, heißt es unter Berufung auf Teilnehmer der
       geheimen Treffen. Seine Sorge sei gewesen, dass mit dem amerikanischen
       Eingeständnis von Cyberattacken auch andere Länder oder Terroristen dazu
       greifen könnten. Zugleich habe er gehofft, mit den Computerangriffen einen
       israelischen Militärangriff auf den Iran verhindern zu können, der einen
       großflächigen Regionalkonflikt zur Folge haben könnte.
       
       Das Cyberwar-Programm sei noch zu Zeiten von Obamas Vorgänger George W.
       Bush aus der Taufe gehoben worden. Erst in der Amtszeit des aktuellen
       Präsidenten seien aber amerikanische und israelische Computerexperten mit
       dem komplexen Wurm fertiggeworden. Obama habe das Programm betreut und
       jeden weiteren Schritt persönlich autorisiert, schreibt Sanger.
       
       1 Jun 2012
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.nytimes.com/2012/06/01/world/middleeast/obama-ordered-wave-of-cyberattacks-against-iran.html?_r=1&hp
       
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