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       # taz.de -- Kommentar Privatschulen und -unis: Lasst sie zeigen, was sie können
       
       > Die staatliche Förderung für private Schulen und Unis würde endlich einen
       > echten Wettbewerb entzünden. Auch die Transparenz und soziale Fairness
       > würden gefördert.
       
       Die Deutschen haben ein sehr merkwürdiges Verhältnis zu privaten Schulen
       und Hochschulen. Einerseits leiden sie seit langem schon darunter, dass die
       staatlichen Bildungseinrichtungen mehr durch bürokratische
       Verantwortungslosigkeit glänzen denn durch pädagogische Hingabe.
       Andererseits meint der staatsfixierte Bildungsbürger, private Schulen und
       Unis seien closed shops für die Schönen und Reichen des Landes.
       
       Da passt die Meldung des Wissenschaftsrats, dass künftig auch private
       Hochschulen mit staatlichem Geld auszustatten seien, prima ins Bild: Das
       ist ein Aufreger. Staatsknete für private Edelschmieden – niemals!
       
       Doch das ist Quatsch. Eine staatliche Förderung für private
       Bildungseinrichtungen hätte viele Vorteile: Es würde einen echten
       Wettbewerb entzünden; es würde für mehr Transparenz bei den privaten
       Anbietern sorgen – und es würde die soziale Fairness befördern.
       
       Mehr staatliches Geld bedeutet nämlich nicht Ungerechtigkeit, sondern im
       Gegenteil mehr Gerechtigkeit im Bildungszugang.
       
       Beispiel Privatschulen: Sie werden gerade von vielen Bundesländern an die
       Kandare genommen – durch Kürzung der Zuschüsse. Damit zwingt der Staat die
       Privatschulen, die zu 80 Prozent freie, konfessionelle oder Waldorfschulen
       sind, das Schulgeld zu erhöhen, vulgo die Auslese nach dem Geldbeutel zu
       verschärfen.
       
       Beispiel Privatunis: Nicht wenige Privatgründungen dümpeln dahin oder sind
       pleitegegangen – weil sie zu wenig staatliches und privates Geld bekommen.
       
       Eine Aufnahme in die staatliche Programmforschung wäre der richtige Ansatz:
       Schließlich müssten Privatunis dafür zeigen, was sie können.
       
       Aber das wäre nur der erste Schritt. Den zweiten muss die Industrie machen,
       die stets über staatliche Unis lamentiert, aber die privaten am
       ausgestreckten Arm verhungern lässt. Auch sie muss endlich mehr Geld für
       das Bildungssystem bereitstellen.
       
       29 May 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Christian Füller
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Occupy-Bewegung
       
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