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       # taz.de -- Filmpreise von Cannes verliehen: Eine Palme für die Liebe
       
       > Schon wieder Michael Haneke: Drei Jahre nach „Das weiße Band“ holt der
       > österreichische Regisseur mit „Amour“ seine zweite Goldene Palme. Auch
       > zwei junge Rumäninnen gewannen.
       
   IMG Bild: Der Sieger und seine Hauptdarsteller:Emmanuelle Riva, Michael Haneke und Jean-Louis Trintignant.
       
       CANNES afp | Der österreichische Regisseur Michael Haneke hat beim
       Filmfestival in Cannes für seinen Film „Amour“ („Liebe“) um Altern und Tod
       die begehrte Goldene Palme erhalten. Der bewegende Film mit den über
       80-jährigen französischen Schauspielern Jean-Louis Trintignant und
       Emmanuelle Riva in den Hauptrollen setzte sich damit am Sonntagabend gegen
       21 andere Werke durch, die am offiziellen Wettbewerb teilnahmen.
       
       Für den 70 Jahre alten Haneke ist dies bereits die zweite Goldene Palme:
       Vor drei Jahren hatte er den Preis für das bedrückende Familiendrama „Das
       weiße Band“ erhalten. Der 81 Jahre alte Trintignant ist in der Rolle eines
       Ehemannes zu sehen, der seine todkranke Frau Anne pflegt und bis zum Ende
       begleitet. Bei der feierlichen Preisübergabe im Festival-Palast von Cannes
       sagte Haneke, er selbst und seine Frau hätten sich gegenseitig versprochen,
       sich auch so zu verhalten wie die Hauptfiguren in seinem Film.
       
       Für Trintignant war es die Rückkehr nach Cannes nach 14-jähriger Filmpause.
       „Amour“ sei sein letzter Film, kündigte er vor Journalisten an. „Ich werde
       keinen mehr drehen.“ Nur Haneke, „einer der größten Regisseure der Welt“
       habe ihn bewegen können, noch einmal vor der Kamera zu stehen. Die
       85-jährige Riva, die mit ihrer Rolle in „Hiroshima mon Amour“ des
       französischen Altmeisters Alain Resnais zu Weltruhm kam, war zuletzt vor 53
       Jahren nach Cannes gekommen.
       
       Als beste Darstellerinnen wurden die beiden jungen Rumäninnen Cosmina
       Stratan und Cristina Flutur für ihre Rollen in dem Film „Beyond the Hills“
       des Rumänen Cristian Mungiu ausgezeichnet. Der Streifen wurde von einem
       Exorzismus-Drama inspiriert, das sich vor einigen Jahren in einem
       rumänischen Waisenhaus ereignete. Er erhielt zugleich den Preis für das
       beste Drehbuch.
       
       ## Auszeichnung für Mads Mikkelsen
       
       Als bester Schauspieler wurde der Däne Mads Mikkelsen für seine Rolle in
       dem Psychothriller „The Hunt“ des Dänen Thomas Vinterberg geehrt. Er spielt
       einen Angestellten in einem Kindergarten, der zu Unrecht verdächtigt wird,
       ein kleines Mädchen sexuell missbraucht zu haben.
       
       Den Preis für die beste Regie erhielt der Mexikaner Carlos Reygadas für
       „Post tenebras lux“ (in etwa „Licht nach dem Dunkel“) – die Geschichte
       einer Großstadt-Familie, die ein Leben auf dem Land versucht und dabei in
       eine Spirale aus Gewalt und Blutvergießen gerät. Der „Grand Prix“ des
       Festivals ging an „Reality“ des Italieners Matteo Garrone – eine
       bitter-böse Komödie über einen Fischhändler aus Neapel, dessen Leben
       durcheinandergerät, nachdem er sich an einem Casting für eine „Reality
       Show“ beteiligt.
       
       Insgesamt waren während der zwölf Filmtage in Cannes mehr als 90 Werke zu
       sehen. Deutschland war in diesem Jahr nur außerhalb des offiziellen
       Wettbewerbs vertreten – mit Fatih Akins „Der Müll im Garten Eden“. Im
       vergangenen Jahr hatte das mystische Familiendrama „The Tree of Life“ des
       US-Regisseur Terrence Malick die Goldene Palme gewonnen.
       
       27 May 2012
       
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