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       # taz.de -- Scheidung wegen Facebook-Status: Digitaler Rosenkrieg
       
       > Eine Inderin will sich scheiden lassen, weil ihr Ehemann seinen
       > Online-Beziehungsstatus nicht geändert hat. Es gibt immer mehr
       > Scheidungen, bei denen Facebook eine Rolle spielt.
       
   IMG Bild: Möglicherweise auch ein Scheidungsgrund: Das Zimmer eines Shah Rukh Khan-Fans.
       
       Nachdem Facebook sich bereits als veritable Waffe für alle möglichen Formen
       des Cyber-Mobbings einen Namen gemacht hat, findet das soziale Netzwerk
       jetzt auch als virtuelle Keule im Rosenkrieg Verwendung: Nach nur zwei
       Monaten Ehe reichte eine 28-jährige Inderin aus Hyderabad bei einem
       örtlichen Gericht die Scheidung ein.
       
       Der Grund: Ihr 31-jähriger Ehemann hatte nach der Hochzeit vergessen,
       seinen Facebook-Status entsprechend anzupassen. Die junge IT-Expertin
       erklärte, sie könne einem Mann nicht vertrauen, der nicht einmal in der
       Lage sei, auf Facebook anzukündigen, dass er verheiratet ist.
       
       „Der Ehemann hatte dem Richter erklärt, er habe nach der Hochzeit so viel
       mit seiner Familie und seinem Möbelgeschäft um die Ohren gehabt, dass er
       zum Überprüfen oder Ändern seines Facebook-Status schlichtweg keine Zeit
       hatte“, erklärte der Rechtsanwalt P. Subhash vom örtlichen
       Oberlandesgericht gegenüber der indischen Tageszeitung Deccan Chronicle.
       „Er sei aber jetzt bereit dazu und wolle sogar sein Konto löschen, aber
       seine Frau wolle die Ehe trotzdem nicht fortsetzen. Sie glaubt, dass ihr
       Ehemann Dinge hinter ihrem Rücken tun würde und sie könne ihm nicht mehr
       vertrauen.“
       
       Wie der Deccan Chronicle weiter berichtete, hat der Richter dem Paar sechs
       Monate Zeit gegeben, um die Streitigkeiten im Rahmen einer Partnertherapie
       zu schlichten.
       
       Obwohl Facebook als alleiniger Scheidungsgrund bislang noch selten genannt
       wurde, stieg die Zahl der Trennungen, bei denen die Social Networking
       Webseite zumindest eine Rolle spielte, inzwischen rapide an. Ein Drittel
       der 5.000 Scheidungen, die im letzten Jahr bei der britischen Agentur
       Divorce-Online eingereicht wurden, erwähnten Facebook zumindest: „Facebook
       ist eines der wichtigsten Kommunikationsmittel für den Kontakt mit Freunden
       geworden“, betonte der Geschäftsführer von Divorce-Online, Mark Keenan.
       „Leute treffen dort auf ehemalige Partner, was oft harmlos anfängt, aber
       später zu Ärger führen kann. Wer eine Affäre sucht oder mit dem anderen
       Geschlecht flirten will, der ist bei Facebook am richtigen Ort.“
       
       Facebook als virtueller Unruhestifter spielt also einerseits bei der Suche
       nach Affären eine Rolle, trägt aber auch gleichzeitig zur unfreiwilligen
       „Aufklärung“ der unsittlichen Machenschaften bei. Häufig entdecken
       Ehepartner auf dem sozialen Netzwerk offenherzige Party-Fotos oder
       Flirt-Nachrichten ihrer besseren Hälfte, die dann zum Auslöser einer
       Ehekrise werden können. Auch in den USA machte sich Facebook bereits als
       Ehekiller einen Namen. 81 Prozent der Anwälte der American Academy of
       Matrimonial Lawyers gaben bei einer Befragung im Februar 2010 an, dass sie
       einen enormen Anstieg von Scheidungsfällen beobachtet hätten, bei denen
       Facebook eine Rolle spielte.
       
       23 May 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Frank Heinz Diebel
       
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