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       # taz.de -- Niederlande gegen Bayern München: Bayern schlägt Käsköppe
       
       > Das wohl überflüssigste Spiel des Jahres hat der FC Bayern gegen die
       > Niederlande gewonnen. Die wirklich gute Nachricht: Keiner der deutschen
       > Nationalspieler hat sich verletzt.
       
   IMG Bild: Elfmeterspezialisten unter sich: Bastian „Schweini“ Schweinsteiger (l.) und Arjen „Ego-Leberwurst“ Robben.
       
       MÜNCHEN dpa | Knapp 70 Stunden nach dem Final-K.o. in der Champions League
       hat sich der FC Bayern München mit einem Sieg im Testkick gegen die
       Niederlande versöhnlich in die Sommerpause verabschiedet.
       
       Beim 3:2 (2:2) im Kompensationsspiel für die Verletzung von Arjen Robben
       störten allerdings einige Pfiffe gegen den Flügelflitzer die Harmonie. Toni
       Kroos (17. Minute), Nils Petersen (28.) und Mario Gomez (87.) trafen am
       Dienstag aufseiten des deutschen Rekordmeisters. Klaas Jan Huntelaar (18.)
       und Luciano Narsingh (20.) hielten vor nur 33.000 Zuschauern für den
       EM-Gruppengegner der deutschen Nationalmannschaft dagegen.
       
       Das Publikum munterte Robben beim Warmlaufen mit Applaus auf, bei seiner
       Einwechslung in der 76. Minute wurde er mit Sprechchören, aber auch Pfiffen
       empfangen. Bei Ballberührungen des 28-Jährigen äußerten Zuschauer ebenfalls
       ihren Unmut. „Der FC Bayern sollte sich schämen, das hat Arjen nicht
       verdient“, schimpfte Elftal-Kollege Rafael van der Vaart, „wir hatten so
       etwas nicht erwartet. Das ist peinlich.“
       
       Vor dem Einzug in das Trainingslager der Niederländer in Lausanne darf
       Robben in einem kurzen Heimaturlaub bis Freitag weiter regenerieren. „Er
       kann zur Familie, und ich glaube, er braucht das auch“, sagte Bondscoach
       Bert van Marwijk über seinen Schützling, der sich gegen den FC Chelsea
       einen fatalen Fehlschuss vom Elfmeterpunkt geleistet hatte.
       
       ## Die Finalniederlage „wird mit jedem Tag schlimmer“
       
       Das jähe Ende des Königsklassen-Traums war allen Münchnern noch anzumerken.
       „Ich denke, dass wir das bis zu der EM wieder hinbekommen werden. Aber so
       etwas begleitet einen das ganze Leben“, meinte Torschütze Kroos nach der
       Partie. „Bei mir ist es so, es wird mit jedem Tag schlimmer“, meinte
       Bayern-Trainer Jupp Heynckes zur Verarbeitung der Finalniederlage gegen die
       Londoner.
       
       In Bastian Schweinsteiger fehlte die zweite tragische Figur des
       Königsklassen-Finals. Der angeschlagene Nationalspieler, der gegen Chelsea
       den entscheidenden Versuch im Elfmeterschießen an den Pfosten gesetzt
       hatte, ließ das Bayern-Training vor der Partie ebenfalls aus. Zumindest
       konnte der Mittelfeldregisseur auf der Ersatzbank aber schon wieder über
       die Späße seiner Kollegen lächeln.
       
       Mit Freude dürfte Bundestrainer Joachim Löw im DFB-Trainingslager vernommen
       haben, dass sich in dem überflüssigen Testkick augenscheinlich keiner
       seiner Bayern-Nationalspieler – die bis auf Schweinsteiger und Manuel Neuer
       alle im Einsatz waren – verletzte. Die acht Münchner Profis im erweiterten
       EM-Kader werden nach dem Länderspiel gegen die Schweiz am Samstagabend im
       deutschen Quartier in Südfrankreich erwartet.
       
       Mit der Partie zogen die Bayern und der „Koninklijke Nederlandse
       Voetbalbond“ den Schlussstrich unter den langwierigen Streit wegen der
       Verletzung von Robben bei der WM 2010. Bayerns Flügelflitzer war ein halbes
       Jahr nach dem Südafrika-Trip ausgefallen, worauf sich Klub und
       Nationalverband gegenseitig mit Vorwürfen überzogen.
       
       ## Freundschaftlicher Langweiler
       
       Auf dem Rasen ging es freundschaftlich zu. Zu Beginn zeigten beide Teams
       noch ein recht munteres Spiel, das allerdings eklatant verflachte und sich
       zum befürchteten Langweiler entwickelte. Mit einem Knaller aus mehr als 20
       Metern überraschte Kroos den niederländischen Keeper Michel Vorm, der den
       Ball mit einer unglücklichen Abwehr nicht vor der Linie halten konnte.
       
       Auf der anderen Seite offenbarten Münchens Verteidiger
       Geschwindigkeitsdefizite. Zunächst lief Schalke-Stürmer Huntelaar seinem
       Gegenspieler Anatoli Timoschtschuk davon und verwandelte eiskalt in die
       kurze Ecke. Nur zwei Minuten tauchte Narsingh völlig allein vor Jörg Butt
       auf und überlupfte den Torwart bei dessen letztem Auftritt im Münchner
       Trikot.
       
       Auch als Petersen per Kopf zum 2:2 traf, wollte keine großer Jubel in der
       Arena aufkommen. „Heute gehts mir auch nicht viel besser, aber es bringt ja
       nichts, ewig Trübsal zu blasen“, meinte auch Bayern-Präsident Uli Hoeneß.
       Erst kurz vor der Entscheidung durch Gomez schwappte die La Ola durch die
       Arena.
       
       Um den erneuten Anlauf auf den Königsklassentitel vorzubereiten, arbeitet
       der Rekordmeister am Kader für kommende Saison. Es sehe „nicht schlecht
       aus“, dass Stürmer Claudio Pizarro von Werder Bremen zu den Münchner komme,
       sagte Sportdirektor Christian Nerlinger.
       
       23 May 2012
       
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