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       # taz.de -- Skandalgemälde in Südafrika zerstört: Zumas Schwanz erregt die Nation
       
       > Aus für umstrittenes Gemälde von Staatschef Zuma mit heraushängendem
       > Penis: Während vor Gericht eine ANC-Klage verhandelt wird, zerstören
       > Galeriebesucher das Bild.
       
   IMG Bild: "Spear" heißt das Gemälde von Brett Murray, das Südafrikas Präsident Zuma in Lenin-Pose und mit eindeutiger Anspielung auf sein Sexualleben zeigt. Hier noch intakt.
       
       JOHANNESBURG taz | Präsident Jacob Zumas Penis auf einem kontroversen
       Gemälde des Künstlers Brett Murray hat jetzt ungestümen Ärger ausgelöst.
       Gleich zwei Männer griffen am Dienstag das Kunstwerk an, das in der Goodman
       Gallery im Johannesburger Stadtteil Rosebank hängt, und übersprühten die
       Männlichkeit des südafrikanischen Staatsoberhauptes. Von Murrays
       Protestkunst bleibt nur noch eine Protestaktion übrig.
       
       „Ich konnte nicht glauben, was ich sah“, erzählt Sophia Morwen, eine
       zufällige Augenzeugin. „Es war ein weißer Mann, gut gekleidet im
       Tweed-Blazer. Er wirkte wie ein Besucher und plötzlich holte er die
       Sprühdose heraus.“ Mit roter Frabe sprühte er ein dickes Kreuz über Zumas
       Penis. Zuschauer hielten den Atem an.
       
       Dann näherte sich ein zweiter Mann, ein deutlich jüngerer Schwarzer. Er
       holte einen Topf mit Ölfarbe hervor, dann schmierte er schwarze Farbe mit
       seinen Händen über das ganze Bild, erzählt die Frau.
       
       Sie war mit ihrer Tochter in die Galerie gegangen, um das vieldiskutierte
       Bild zu sehen. „Meine Tochter bespricht gerade das Bild in der Kunstklasse,
       da wollten wir es uns auch ansehen.“
       
       Das Zuma-Bildnis mit heraushängendem Geschlechtsteil (taz vom 19.5.) hat in
       den vergangenen Tagen die ganze Nation in eine hitzige Debatte getrieben.
       Die Regierungspartei ANC (Afrikanischer Nationalkongress) hatte Klage
       eingereicht und wollte das Bild so schnell wie möglich von der Galeriewand
       heben lassen.
       
       ## „Brett, du stinkst wie eine Ratte“
       
       Am Dienstagvormittag wurde über diese Klage vor Gericht in der
       Johannesburger Innenstadt verhandelt. Einige hundert ANC-Anhänger
       demonstrierten draußen singend und tanzend gegen „unmenschliche und
       entwürdigende Kunst“.
       
       Ihre Plakate trugen Aufschriften wie: „Nein zum Missbrauch der Freiheit der
       Kunst“ oder, explizitert an den Künstler adressiert: “Brett, Du stinkst wie
       eine Ratte, Du hast es nicht verdient, im freien Südafrika zu sein.“ Die
       Polizei war mit Schlagstöcken aufmarschiert und hatte Straßen abgesperrt,
       für jeden Tumult gewappnet.
       
       Keiner der Beteiligten wusste, dass gleichzeitig auf der anderen Seite der
       Stadt in Rosebank zwei Männer mit Farbe direkt ans Werk gegangen waren. Mit
       schnellerem Erfolg: Die Gerichtsverhandlung wurde auf Donnerstag vertagt,
       aber das Bild ist unwiderruflich beschädigt. Etwas enttäuscht zogen die
       Demonstranten mit ihren ANC-T-Shirts und Fahnen davon.
       
       Die Goodman Gallery hatte sich geweigert, das Bild abzuhängen. Sie stellt
       augenblicklich eine ganze Bilderreihe des populären Künstlers Murray aus,
       der durch seine oft satirische Arbeit kritisch unterhalten will.
       
       ## Bewacher vor dem Bild
       
       Nach den ersten ANC-Protesten hatte sie das Bild bewachen lassen, aber
       jetzt war das vergebens: Erst als Besucher in der vollgedrängten Galerie
       vor Schock aufschrieen, stürmten zwei Wächter auf die Männer zu und nahmen
       sie in Gewahrsam.
       
       Wenig später wurden sie von der Polizei festgenommen. Angeblich handelt es
       sich um einen Kunstprofessor und einen Studenten. Kurz nach dem Vorfall
       schlossen die Galeristen ihre Türen.
       
       Die Darstellung Zumas schockiert viele Südafrikaner. Andererseits: „Er hat
       sich das selbst zuzuschreiben“, findet Sophia Morwen. Schließlich ist Zuma
       ein Polygamist mit derzeit vier Ehefrauen und vielen unehelichen Kindern
       und hatte selbst vor Jahren eine Klage gegen Vergewaltigung einer
       HIV-positiven jungen Bekannten am Hals.
       
       „Die Kunst ist frei“, sagt Morwen. „Da ist nichts falsch mit dem Bild.“
       
       22 May 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Martina Schwikowski
       
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