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       # taz.de -- Kolumne Bitches in Baku #9: Albanischer Schmerz
       
       > Die Schweiz ist boring, Belgien langweilt und San Marino – komponiert von
       > Ralf Siegel – ist Favoritin auf den allerletzten Platz. Und Albanien tut
       > weh.
       
   IMG Bild: Aua, das tut weh. Dem Auge und dem Ohr.
       
       Roman Lob ist ja noch lange nicht wirklich dran in Baku. Aber andere:
       Dienstagabend müssen sie beim ersten Semifinale antreten.
       
       Um es Uneingeweihten zu schildern: Für 18 Länder geht es am Abend – 21 Uhr
       auf Einsfestival – überhaupt darum, ins Finale am Samstag zu gelangen. Mit
       Montenegro fängt der Wettbewerb an, er endet mit den Zwillingen namens
       Jedward aus Irland.
       
       Ästhetisch darf Folgendes erwartet werden: Montenegro bringt ein cooles
       Politstück, sehr nett; Island ein musicaleskes Dramolett, das sehr an
       tauendes Eis erinnert; Griechenland klingklongt bouzoukihaft; Lettland
       kommt mit einer schönen Melodie – und dann kreischt die Albanerin Rona
       Nishiu ein Lied, das sie „Suus“ nennt und von Schmerzen über die Kriege und
       die Gewalt im Gefolge der Neunziger Jahre auf dem Balkan handelt. Es ist
       ein Act, der tatsächlich gründlich nervt. Keine Melodie, sondern entblößend
       grell. Sie wird nicht gewinnen, aber mit ihrer Rastahochsteckfrisur ist sie
       ein Highlight!
       
       Rumänien ist tanzbar, die Schweiz so boring, wie die Schweiz oft ist, im
       Post-U2-Style, Belgien langweilt gefühlt neun Minuten, Finnland fast auch,
       aber ich mag, dass diese einschläfernde Chanteuse schwedisch singt, Israel
       klingt frisch, San Marino, komponiert von Ralph Siegel, aber ist ins Ohr
       fräsend. Favoritin auf den allerletzten Platz. Danach Zypern mit einem
       Sommerschlager, schließlich Dänemark mit einer feinen jungen Dame, die wie
       Vanessa Amorosi singt, dann die russischen Omas, die einen
       Eurodiscoschlager singen und vermutlich frenetischen Applaus ernten werden.
       
       Ungarn ist okay, Österreich eine verklemmte Sexphantasie zweier Jungspunde,
       die sich um wackelnde Hinterteile dreht, schließlich Moldau mit einem
       freundlichen Popsong und Irland mit den hochgegelten Blondzwillingen, die
       schon voriges Jahr in Düsseldorf ihr Land vertraten. Ich würde sagen, dass
       das hauptsächlich für Eleven und Kenner ein wunderbarer Abend wird.
       
       Deutschland, ohnehin als wichtigster Gebührenzahler in der European
       Broadcasting Union gesetzt und frei von Versagensängsten, im Finale nicht
       mal antreten zu dürfen, darf nicht mitstimmen per Televoting.
       
       22 May 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jan Feddersen
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   DIR Schwerpunkt Eurovision Song Contest
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