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       # taz.de -- Kommentar Blockupy: Behörden sorgen für Bambule
       
       > In Frankfurt führen die Behörden de facto ein Notstandsrecht aus. Dafür
       > gibt es aber keine Grundlage. Ein waschechter Skandal, der Konsequenzen
       > haben muss.
       
       Bunte Demonstrationen, friedliche Sitzblockaden, Treueschwüre auf das
       Grundgesetz: In der Mainmetropole ist bislang viel passiert, aber alles
       anders gekommen als es die Stadt prophezeit hatte. Randale und Bambule wie
       in Griechenland hatte die Frankfurter Polizei heraufbeschworen und mit
       dieser Begründung massiv in das Recht auf Versammlungsfreiheit
       eingegriffen. Wenn alles so friedlich bleibt wie bisher, dann ist das ein
       waschechter Skandal.
       
       Mit etlichen Maßnahmen führen die Frankfurter Behörden derzeit de facto ein
       Notstandsrecht aus, für das sie keine Grundlage haben. Ein mehrtägiges
       Demonstrationsverbot für das Blockupy-Bündnis – richterlich bestätigt -
       weitet die Polizei pauschal auf sämtliche Gruppen aus, die in diesen Tagen
       in Frankfurt ihre Meinung kund tun wollen.
       
       Man muss den Unterschied begreifen: Demonstrationen können nur konkret und
       individuell begründet verboten werden. Im Grundgesetz heißt es: „Alle
       Deutschen haben das Recht, sich ohne Anmeldung oder Erlaubnis friedlich und
       ohne Waffen zu versammeln.“
       
       Ein generelles Demonstrationsverbot bedürfte einer Allgemeinverfügung. So
       etwas gibt es bei Castortransporten. Dort gilt sie für einen Radius von 50
       Metern links und rechts der Atomtransportstrecke, um unmittelbare Gefahr
       für Leib und Leben zu vermeiden. In Frankfurt werden ohne eine solche
       Grundlage Grundrechte in der gesamten Innenstadt verwehrt. Als das
       Grundrechtekomittee am Donnerstag genau dagegen demonstrieren wollte, wurde
       auch dies untersagt.
       
       Mehr noch: Auch nachdem die Stadt zunächst über 400 Menschen
       Aufenthaltsverbote für die gesamte Innenstadt ausgestellt hatte und diese
       umgehend für rechtswidrig befunden wurden, erteilte sie am Donnerstag
       Anreisenden bereits auf der Autobahn weitere Aufenthaltsverbote, die teils
       bis zum Sonntag gültig sein sollen – obwohl am Samstag eine richterlich
       erlaubte Demonstration stattfindet. In Frankfurt muss das Grundrecht auf
       Versammlungsfreiheit nun erkämpft werden.
       
       Eines gehört jedoch auch zu diesem Kampf: Er muss weiter so konsequent
       friedlich bleiben wie bisher. Wenn jetzt die Demonstranten durchdrehen,
       gilt alles, was hier bislang steht, nicht mehr.
       
       18 May 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Martin Kaul
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Occupy-Bewegung
       
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