URI: 
       # taz.de -- Polizeieinatz Blockupy: Weder Drohnen noch Zellenauswertung
       
       > Der riesige Polizeieinsatz in Frankfurt ist vergleichbar mit Einsätzen
       > wie am 1. Mai in Berlin oder am 13. Februar in Dresden. Doch nicht alles
       > läuft gleich.
       
   IMG Bild: Kennste einen, kennste alle? Von wegen: Polizei in Frankfurt.
       
       FRANKFURT taz | Die Zahl der Beamten ist stattlich: 5.000 Polizistinnen und
       Polizisten aus ganz Deutschland sichern bis Sonntag die Frankfurter
       Innenstadt. Vor dem Hintergrund der angekündigten Blockupy-Proteste
       befürchten die hessischen Behörden, dass es zu Ausschreitungen und Gewalt
       kommen könnte. In Frankfurt erinnert die starke Polizeipräsenz an
       polizeiliche Großeinsätze wie es sie zum 1. Mai in Berlin oder rund um den
       13. Februar in Dresden gibt. Doch nicht alles ist vergleichbar.
       
       Anders als etwa den sächsischen Behörden steht den Polizisten in Frankfurt
       für ihren Einsatz zum Beispiel keine Flugdrohne zur Verfügung, mit der
       Lagebilder von Demonstrationen gemacht werden könnten. Eine solche Drohne
       kam in der Vergangenheit in Sachsen wiederholt zum Einsatz – etwa um
       Luftbilder von randalierenden Hooligans anzufertigen oder auch um
       Gruppenbewegungen bei den Protesten gegen Neonazis in Dresden zu
       analysieren.
       
       Auch in Niedersachsen kamen Flugdrohnen bei Castor-Transporten bereits zum
       Einsatz. Ob und wie solche Geräte eingesetzt werden dürfen, das ist in den
       Landesgesetzen unterschiedlich geregelt. In Frankfurt kann nach Angaben
       eines Polizeisprechers keine Drohne zum Einsatz kommen.
       
       Und die Funkzellenauswertung? Diese Maßnahme hatte für breite öffentliche
       Empörung gesorgt, als nach den Anti-Nazi-Protesten von Dresden bekannt
       geworden war, dass sächsische Behörden im Jahr 2011 über eine Million
       Handyverbindungsdaten von zehntausenden Demonstranten, Anwohnern und
       Passanten erfasst hatten. „Bei einem konkreten Anlass wäre das auch in
       Frankfurt möglich“, sagte ein Frankfurter Polizeisprecher am
       Donnerstagmorgen gegenüber taz.de. „Im Zusammenhang mit diesem Einsatz ist
       es bislang aber noch nicht zu einer solchen Maßnahme gekommen.“
       
       ## 13 Festnahmen
       
       Das wäre auch verwunderlich: Denn anders als von den Behörden zunächst
       befürchtet, blieb es bis zum Donnerstagmorgen völlig ruhig in Frankfurt.
       Zwar hatte es am Mittwoch im Zusammenhang mit der Räumung des
       Occupy-Zeltlagers vor der Europäischen Zentralbank 13 Festnahmen gegeben.
       Aber auch bei zwei kleineren Spontandemonstrationen am Mittwochabend kam es
       zu keinerlei Zwischenfällen – die Polizei unterband die Demonstrationen
       zügig mit jeweils einigen hundert Beamten. In der gesamten Frankfurter
       Innenstadt soll bis zum Wochenende konsequent ein Demonstrationsverbot
       durchgesetzt werden.
       
       Ob tatsächlich gewalttätige Ausschreitungen zu erwarten sind, ist schwer zu
       beurteilen. Seit einigen Tagen warnen die Behörden vor „bis zu 40.000
       Demonstranten“, die in den kommenden Tagen zu erwarten seien. In Frankfurt
       bleibt bis Sonntag die Goethe-Universität komplett geschlossen, die Polizei
       forderte Eltern auf, ihre Kinder nicht in Kindergärten zu bringen und die
       Innenstadt zu meiden. U-Bahn-Stationen sind gesperrt und Banken rieten
       ihren Angestellten, sich am Freitag nur in ziviler Kleidung zum
       Arbeitsplatz zu begeben.
       
       Die von den Behörden genannten Zahl entbehrt jedoch jeder Grundlage. Selbst
       die Demonstranten rechnen für Donnerstag und Freitag nur mit einigen
       tausend Teilnehmern. Zur einzig erlaubten Demonstration am Samstag könnten
       es dann – vielleicht – mehr als zehntausend werden. Würden tatsächlich
       „2.000 gewaltbereite Autonome“ anrücken, wie es die Polizei befürchtet, so
       würde dies den 1. Mai in Berlin locker in den Schatten stellen – in
       Frankfurt war davon bis zum Donnerstagmorgen noch nichts zu erkennen.
       
       ## Blockade der Europäischen Zentralbank geplant
       
       Erst der Donnerstag gilt als Anreisetag vieler Demonstranten. Für
       Freitagfrüh war ursprünglich die Blockade der Europäischen Zentralbank
       geplant. Geht es nach dem Willen der Veranstalter, soll daran auch
       weiterhin festgehalten werden – obwohl sämtliche Gerichte die
       Demonstrationsverbote bestätigten.
       
       Für den Fall massenhafter Festnahmen sieht sich die Frankfurter Polizei gut
       gerüstet. Ein Sprecher sagte, die Polizei halte „Gefangenensammelstellen in
       hohem Umfang“ vor. Diese könnten auch „lageabhängig“ errichtet werden –
       also etwa als mobile Gefangenensammelstellen unter freiem Himmel, so der
       Sprecher.
       
       Mit einer kleinen Kostprobe der Polizeipräsenz begann der Donnerstag für
       rund 200 Demonstranten aus Berlin. Diese waren in drei Bussen aus der
       Hauptstadt nach Frankfurt angereist – kamen aber zunächst nur bis Bad
       Homburg. Dort winkten die Beamten die Busse von der Autobahn und stellten
       von allen Insassen die Personalien fest.
       
       17 May 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Martin Kaul
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Überwachung
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Überwachung mit Drohnen: Versteckte Kamera
       
       Nach Militär und Polizei schicken nun auch Firmen und Privatleute immer
       häufiger mit Kameras bestückte Flugdrohnen in die Luft. Datenschützer sorgt
       das.
       
   DIR Pressefreiheit bei Blockupy: „Viele waren eingeschüchtert“
       
       Die Journalistin Susanne Neubrenner über die Beschneidung der
       Pressefreiheit bei den Occupy-Protesten, eine Wagenburg und
       widersprüchliche Platzverweise.
       
   DIR Kommentar Blockupy: Behörden sorgen für Bambule
       
       In Frankfurt führen die Behörden de facto ein Notstandsrecht aus. Dafür
       gibt es aber keine Grundlage. Ein waschechter Skandal, der Konsequenzen
       haben muss.
       
   DIR Blockupy in Frankfurt: Der Zustrom der Empörten wird größer
       
       Die Demonstrationen gegen den Kapitalismus in Frankfurt entwickeln sich zu
       Protesten für die Versammlungsfreiheit. Der Polizei ist das egal.
       
   DIR Blockupy in Frankfurt: Bis zur letzten Instanz
       
       Die Occupy-Aktionen bis Freitag wurden verboten. Undifferenzierte
       Aufenthaltsverbote wurden allerdings wieder zurückgenommen. Die Groß-Demo
       am Samstag findet statt.
       
   DIR Blockupy und Finanzpolitik: Dabei verbockt es Merkel
       
       Warum protestieren die Aktivisten von Occupy vor der Europäischen
       Zentralbank? Dort sind sie gänzlich falsch. Raus aus Frankfurt, ab nach
       Berlin!
       
   DIR Blockupy-Proteste: Frankfurt blockiert und räumt
       
       Frankfurt bleibt dicht: Nach friedlichen Protesten trägt die Polizei am
       Abend hunderte Demonstranten vom Römerberg. Es kommt zu Szenen wie am
       Stuttgarter Bahnhof.
       
   DIR Die Frankfurter Verbots-Choreographie: Blockupy lässt sich nicht isolieren
       
       Die Stadt Frankfurt und die Polizei versuchen mit allen Mitteln Blockupy zu
       verhindern. Sogar die Universität schließt ihre Gebäude. Aktivisten wollen
       dennoch demonstrieren.
       
   DIR Globalisierungskritik in Frankfurt: Occupy-Camp ist Geschichte
       
       Die Aktivisten haben den Kampf gegen die Frankfurter Behörden vorerst
       verloren. Doch die Stimmung bleibt vor den anstehenden Blockupy-Aktionen
       optimistisch.
       
   DIR Kommentar Blockupy: Die Gefahr kommt nicht von links
       
       Die Banker trauen sich nicht mehr in ihre Türme, die Stadt Frankfurt sieht
       gefährliche Linke am Werk. Doch die Protestler liegen richtig mit ihrer
       gewagten Taktik