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       # taz.de -- Hutu-Milizionäre verstärken Angriffe: Kongolesen verlieren die Geduld
       
       > Nach einer Angriffsserie der ruandischen Miliz gab es Proteste in Kivu.
       > Kritisiert wird auch die UN, die nicht gegen die FDLR-Einheiten vorgeht.
       
   IMG Bild: Vor den Kämpfen geflohene Kongolesen in einem Lager.
       
       BERLIN taz | Die Bevölkerung im Osten der Demokratischen Republik Kongo hat
       genug von der ruandischen Hutu-Miliz FDLR (Demokratische Kräfte zur
       Befreiung Ruandas). Nach einer Serie von Massakern kam es am Montag zu
       einem Zwischenfall, als vor der UN-Blauhelmbasis in Bunyakiri in der
       Provinz Süd-Kivu eine Menschenmenge gegen die Untätigkeit der UN-Soldaten
       gegenüber der FDLR demonstrierte. Es fielen Schüsse, elf pakistanische
       UN-Soldaten wurden verletzt, vier davon schwer.
       
       In der Nacht zum Montag hatte die FDLR das nahe Dorf Kanamiga geplündert;
       sechs Zivilisten wurden getötet. Bereits in der Nacht zum 4. Mai hatten
       FDLR-Kämpfer nach UN-Angaben das Dorf Lumenja 13 Kilometer von Bunyakiri
       angegriffen und elf Menschen getötet. Seit Anfang Mai fielen laut OCHA rund
       30 Menschen FDLR-Angriffen im Distrikt Kalehe zum Opfer.
       
       Auch in der Nachbarprovinz Nord-Kivu verstärken die Hutu-Milizionäre ihre
       Angriffe: so wurden nach einem UN-Rundfunkbericht am 11. Mai vier Kinder
       lebendig verbrannt, als die FDLR das Dorf Upamando 2 angriff.
       
       Die FDLR hat ihre Aktivitäten im Ostkongo in den letzten Wochen ausdehnen
       können, da Kongos Armee gegen Rebellen in den eigenen Reihen kämpft. Lokale
       Milizen bekämpfen nun die FDLR anstelle der Armee.Da diese Milizen aus
       lokalen Kämpfern bestehen, sehen die ruandischen Kämpfer nun die
       Zivilbevölkerung insgesamt als Feind an und begehen die blutigste Serie von
       Massakern seit 2009.
       
       Wegen der Massaker von 2009 stehen in Stuttgart die beiden in Deutschland
       lebenden FDLR-Führer Ignace Murwanashyaka und Straton Musoni vor Gericht.
       
       Die Behauptung, Kongos Zivilbevölkerung sei am Krieg beteiligt und daher
       nicht schutzwürdig, ist Teil der Argumentation der Verteidigung in diesem
       Prozess, der derzeit wegen eines Befangenheitsantrags gegen den Senat
       unterbrochen ist: Die Verteidigung bemängelt, dass die Richter der
       Weitergabe von Beweismitteln an die UNO zugestimmt haben, deren Zeugen noch
       gar nicht aufgetreten sind.
       
       Zusätzlich verstärkt auch der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag
       seine Bemühungen. Chefankläger Luis Moreno-Ocampo beantragte am Dienstag
       Haftbefehl gegen den obersten FDLR-Militärführer Sylvestre Mudacumura.
       
       15 May 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Dominic Johnson
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Kongo-Kriegsverbrecherprozess
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