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       # taz.de -- Ende des „Philosophischen Quartetts“: Ein Scharlatan muss gehen
       
       > Nach langen elf Jahren beendet das ZDF am Sonntagabend Sloterdijks
       > „Philosophisches Quartett“. Und zwar ebenso, wie es begann: peinlich.
       
   IMG Bild: Unfreiwilliger Abgang: Peter Sloterdijk und Rüdiger Safranski bitten zum letzten Mal zum „Philosophischen Quartett“ im ZDF.
       
       Nach elf Jahren hat das ZDF am Sonntagabend Sloterdijks „Philosophisches
       Quartett“ beerdigt. Der Titel der Sendung war immer schon ein Plagiat, vom
       medialen Schub Marcel Reich-Ranickis „literarischem Quartett“ wollte
       Sloterdijk etwas abhaben. Mit Philosophie hatte die Sache wenig, mit
       neoliberalen Blasen viel zu tun.
       
       Außerhalb der FDP-Wählerschaft hätte wohl niemand den Abgang Sloterdijks
       bemerkt, wenn das Zeit-Feuilleton – das ihn einst als das entlarvte, was er
       ist: ein Scharlatan – ihm nicht zum Abschied eine Seite Selbstdarstellung
       eingeräumt hätte. Zusammen mit Rüdiger Safranski (der beim Abschied fehlte)
       stimmte Sloterdijk das Klagelied an, das böse ZDF hätte seine Show vor
       einem Monat einseitig abgesetzt.
       
       Schlecker-Frauen werden über Nacht in die Hartz-IV-Welt geschickt, und der
       professorale Doppelverdiener Sloterdijk, der den Staatshaushalt von Steuern
       auf Spenden umstellen wollte, beklagt sich weinerlich, das ZDF hätte mit
       ihm nicht über „gemeinsame Ausstiegsperspektiven“ diskutiert.
       
       Sloterdijks Stammtisch krankte immer schon daran, dass der Talkmaster nur
       seinen Vorrat an Meinungen bestätigt wissen wollte. Insofern war die
       Beerdigung am Sonntag mit Martin Walser eine Traumbesetzung. Der nämlich
       pflegt eine einzige idée fixe: „Ich habe keine Meinung“ – sondern Sprache
       und Wörter. Jetzt trat er als Beerdigungsredner Sloterdijks auf, als
       welcher er dreimal die Meinung wiederholte, Sloterdijks Sendung sei gar
       nicht tot, sondern reif für RTL. Das war kein Witz, sondern eine Meinung.
       
       Der Dritte am Stammtisch, der Schriftsteller und Verleger Michael Krüger,
       hatte keine Chance, den selbstgefälligen Befindlichkeitsjargon der beiden
       Heidegger-Enthusiasten zu übertönen. Es endete, wie es begann – peinlich.
       
       18 May 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Rudolf Walther
       
       ## TAGS
       
   DIR Dokumentarfilm
       
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