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       # taz.de -- Einsatz in Libyen: Nato soll Entschädigung zahlen
       
       > Beim Nato-Einsatz in Libyen im vergangengen Jahr sind laut „Human Rights
       > Watch“ 72 Zivilisten getötet worden. Die Menschenrechtsorganisation
       > fordert Entschädigungszahlungen.
       
   IMG Bild: Ende März übernahm die Nato die Führung über einen internationalen Militäreinsatz aus der Luft zum Schutz der Zivilbevölkerung in Libyen.
       
       BRÜSSEL afp | Human Rights Watch macht die Nato für den Tod von mehr als 70
       Zivilisten beim Militäreinsatz in Libyen im vergangenen Jahr
       verantwortlich. Unter den insgesamt 72 Toten seien auch 20 Frauen und 24
       Kinder gewesen, erklärte die Menschenrechtsorganisation am Montag. Sie
       forderte die Militärallianz zu „sofortigen und angemessenen“
       Entschädigungszahlungen an die betroffenen Familien auf. Bislang habe die
       Nato die Todesfälle aber nicht einmal zugegeben und auch nicht untersucht,
       wie und warum es dazu gekommen sei.
       
       In Libyen hatten im Februar 2011 Proteste gegen den damaligen Machthaber
       Muammar al-Gaddafi begonnen, die brutal niedergeschlagen wurden. Es kam zu
       Kämpfen zwischen Rebellen und Gaddafi-Getreuen. Ende März übernahm die Nato
       auf Grundlage eines UN-Mandats die Führung über einen internationalen
       Militäreinsatz aus der Luft zum Schutz der Zivilbevölkerung. Dabei wurden
       jedoch auch Zivilisten getötet.
       
       Im März hatte bereits Amnesty International die Nato für den Tod von 55
       Zivilisten verantwortlich gemacht, darunter 16 Kinder und 14 Frauen. Sie
       starben demnach bei Luftangriffen in der Hauptstadt Tripolis sowie in
       Sliten, Madscher, Sirte und Brega. Die Mitarbeiter von Human Rights Watch
       hatten für ihren Bericht acht Orte besucht, die von der Nato bombardiert
       wurden.
       
       Die Nato erklärte zu dem neuen Bericht, sie bedauere jeden zivilen
       Todesfall, den sie verursacht haben könnte. Nato-Sprecherin Oana Lungescu
       erklärte in Brüssel, das Militärbündnis sei Vorwürfen hinsichtlich ziviler
       Opfer stets nachgegangen. Überprüfungen hätten aber ergeben, dass sich die
       Angriffe nur gegen „legitime militärische Ziele“ gerichtet hätten. Zwar
       habe die Nato in Libyen alles dafür getan, „um das Risiko für Zivilisten zu
       minimieren“. Es könne in so einem komplexen Einsatz aber nie „auf null“
       reduziert werden.
       
       Auch Human Rights Watch bestätigte, dass die Nato bei dem siebenmonatigen
       Luft-Einsatz in Libyen, bei dem das Bündnis nach eigenen Angaben rund
       26.000 Lufteinsätze flog und fast 6000 Ziele bombardierte, sehr vorsichtig
       war. Gleichwohl müsse sie untersuchen und erklären, „warum 72 Zivilisten
       gestorben sind“, forderte der Autor des Berichts, Fred Abrahams. In manchen
       Fällen sei fraglich, ob tatsächlich nur militärische Ziele angegriffen
       worden seien.
       
       14 May 2012
       
       ## TAGS
       
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