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       # taz.de -- Schavan möchte Bildungsreform kippen: Bund will mehr mit Unis kooperieren
       
       > Das Bildungsministerium legt einen Entwurf zur Lockerung des
       > „Kooperationsverbots“ vor. Doch der Plan fördert nur Universitäten –
       > Schulen bleiben außen vor.
       
   IMG Bild: Die Hörsäle sind zum Sommersemester 2012 wieder voll. Das Bildungsministerium möchte zukünftig mehr Einfluss.
       
       BERLIN taz | Es sind nur zwei Worte, doch sie werden sämtliche Ministerien,
       Bundestag und Bundesrat in den kommenden Wochen und Monaten beschäftigen.
       Das Bundesbildungsministerium (BMBF) hat einen Gesetzentwurf zur Lockerung
       des sogenannten Kooperationsverbots zwischen Bund und Ländern verschickt.
       
       Dem Entwurf zufolge, der der taz vorliegt, soll der Artikel 91b des
       Grundgesetzes im ersten Absatz durch die Passage „Einrichtungen und“
       ergänzt werden. Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) will sich
       damit dauerhaft an Exzellenzuniversitäten beteiligen. Der Schulbereich
       bleibt allerdings von der Grundgesetzänderung unberührt.
       
       Im Zuge der Föderalismusreform hatten sich Bund und Länder 2006 darauf
       geeinigt, dass der Bund sich finanziell nicht permanent in Schul- und
       Hochschulpolitik einmischt, Bereiche, die unter Länderhoheit stehen.
       
       ## Förderung von exzellenten Einrichtungen
       
       Laut Grundgesetz können Bund und Länder lediglich außeruniversitär zu
       Forschungszwecken dauerhaft kooperieren. Innerhalb von Hochschulen ist ihre
       Zusammenarbeit auf – zeitlich begrenzte – „Vorhaben“ beschränkt. Mit dem
       vorangestellten „Einrichtungen“ soll es dem Bund nun möglich sein, eine
       „langfristige Förderung von exzellenten Einrichtungen zu ermöglichen“, wie
       es in der Gesetzesbegründung heißt.
       
       Bei einer Bundestagsanhörung im März hatten sich allerdings die
       Bildungspolitiker parteiübergreifend und ebenso fast alle eingeladenen
       Experten für eine verbesserte Zusammenarbeit auch an Schulen ausgesprochen.
       Der Hochschulexperte der Grünen, Kai Gehring, kritisierte denn auch den
       Gesetzentwurf: „Schavan gaukelt ein Kippen des Kooperationsverbots nur vor,
       da ihr Vorstoß den Schul- und Bildungsbereich ausklammert.“
       
       ## Kritik von der Opposition
       
       Auch der SPD-Bildungsexperte Swen Schulz hält den Entwurf für unzureichend.
       „Wir werden keiner Grundgesetzänderung zustimmen, die nur Verbesserungen
       für ein paar Bundesuniversitäten vorsieht, aber keine einzige
       Ganztagsschule berücksichtigt“, sagte Schulz der taz.
       
       Der Entwurf wird am 30. Mai im Kabinett beraten und anschließend von
       Bundestag und Bundesrat debattiert. Hier ist jeweils eine
       Zweidrittelmehrheit erforderlich, die Regierung ist also auch auf Stimmen
       der Opposition angewiesen.
       
       8 May 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Anna Lehmann
       
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