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       # taz.de -- Debatte um die EM in der Ukraine: Wegbleiben heißt nicht Boykott
       
       > EU-Politiker wollen nicht in die Ukraine. Aber die Fußballspiele in Polen
       > werden sie besuchen. Charité-Chef Einhäupl ist in der Ukraine, um
       > Timoschenko zu besuchen.
       
   IMG Bild: Längst Ikone. Unterstützer von Timoschenko vor dem Gefängnis, in dem sie einsitzt.
       
       BERLIN/SOFIA dpa/dapd | In den Fall der früheren ukrainischen
       Regierungschefin Julia Timoschenko kommt neue Bewegung. Der Chef der
       Berliner Charité-Klinik, Karl Max Einhäupl, reiste nach Informationen der
       dpa am Freitag erneut in die Ukraine, um die inhaftierte Politikerin im
       Krankenhaus zu besuchen. Einhäupl wird auch von deutschen Diplomaten
       begleitet.
       
       Die Bundesregierung hat mehrfach angeboten, Timoschenko in Deutschland
       behandeln zu lassen. Die 51-Jährige leidet nach Angaben der deutschen Ärzte
       an einem Bandscheibenvorfall, aus dem sich chronische Schmerzen entwickelt
       haben. Aus Protest gegen ihre Behandlung durch die ukrainische Justiz
       befindet sie sich seit zwei Wochen im Hungerstreik.
       
       Die EU-Kommission will die Fußball-Europameisterschaft nach eigener Aussage
       zwar nicht geschlossen „boykottieren“, zumindest aber keine Spiele in der
       Ukraine besuchen. „Kein Kommissar wird zu irgendeinem Spiel in der Ukraine
       gehen“, sagte der Sprecher von Sportkommissarin Androulla Vassiliou am
       Freitag der Nachrichtenagentur dapd.
       
       ## Fernbleiben heißt nicht gleich Boykott
       
       Zuvor hatte seine Vorgesetzte als erstes Kabinettsmitglied nach
       Kommissionspräsident José Manuel Barroso offiziell erklärt, den Spielen in
       der Ukraine fernbleiben zu wollen - und damit mehr als bloße Unterstützung
       für Barrosos eigenen Entschluss signalisiert.
       
       Das zweite Ausrichterland Polen sei von dieser Ankündigung ausdrücklich
       ausgenommen, sagte Vassilous Sprecher. Anders als die Ukraine habe sich das
       Nachbarland „nichts zu schulden kommen lassen“. In ihrer gemeinsamen
       Sitzung am Mittwoch hätten die Kommissionsmitglieder aber vereinbart, „dass
       keiner von ihnen eine Einladung zu einem Spiel in der Ukraine annehmen
       wird“. Von einem „Boykott“ könne indes keine Rede sein, „da dieser das
       gesamte Turnier betreffen würde“.
       
       Derweil hat nach Bundespräsident Joachim Gauck und anderen
       mitteleuropäischen Staatschefs hat jetzt auch Bulgariens Präsident Rossen
       Plewneliew seine Teilnahme am Gipfel in der Ukraine abgesagt. Auch er
       begründete seine Absage mit der Affäre rund um die inhaftierte
       Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko, wie eine Mitarbeiterin der
       Pressestelle des bulgarischen Präsidialamtes am Freitag in Sofia erklärte.
       Ursprünglich wollten sich die mitteleuropäischen Staatschefs am 11. und 12.
       Mai in Jalta auf der Krim treffen.
       
       4 May 2012
       
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