# taz.de -- Die Wahrheit: Mit Bierbike durch die Alkoholkontrolle
> Neulich luden wir forsch zu einer Schlüsselparty, ausschließlich Paare
> selbstredend, es kam aber keiner, beziehungsweise nur ein einziges
> Pärchen.
IMG Bild: Asoziales Verhalten mit Verkehrsbehinderung? Quatsch. Bierbikes binden Krawallpotenzial
Neulich luden wir forsch zu einer Schlüsselparty, ausschließlich Paare
selbstredend, es kam aber keiner, beziehungsweise nur ein einziges Pärchen,
und das war dann irgendwie doch etwas peinlich.
Die Frau hat rasch einen der beiden Bunde aus der Schale gefingert und
gesagt: „Huch, das ist ja unserer, na dann komm mal mit, Schatz“ – und weg
waren sie. Zum Glück habe ich gleich das Zitat aus „Der Eissturm“ erkannt,
und es kaum persönlich genommen. So etwas haut mich nicht um.
Viel schlimmer wäre es, wenn nächste Woche keiner bei meiner Bierbiketour
mitfahren würde, wie anstrengend muss es wohl sein, das Ding allein durch
das Brandenburger Tor zu treten, und das auch noch mit sportlichen vier
Promille? Und ist da eigentlich ein Klo an diesem Bierbike?
Was mich in dem Zusammenhang zudem interessieren würde, ist der
Bierbiker-Umgang mit der neuen Rechtslage in Münster: Da bekommt man ja
seit ein paar Wochen absolutes Leezenverbot, wenn man mit mehr als 0,5
(ungefähr ein halbes Pinkus Müller Jubilate) im Blut erwischt wird, und,
mal ehrlich, 0,5 Promille Grundlevel hat der Westfale aber mal lässig
ohnehin, wenn er älter als elf Jahre ist (der Ostwestfale sogar 0,7).
Ich sehe die Münsteraner Polizeibeamten schon feixend am Prinzipalmarkt
oder an einer der Ausfahrtstraßen nach MS-Kinderhaus stehen, mit Röhrchen
und Kelle wie mit Krönungsinsignien schwenkend, guck mal, die drei Seegers
und die Kaline da auf der Lowineleeze, die sind aber so was von
pegelschicker, die halten wir jetzt mal schön an.
Wat schovel is dat. Allein: Wo nur sollen die vielen aufgeweckten
Studierenden Münsters ihren Suff wegstrampeln, wo? In ein paar Wochen
werden doch die Einzigen, die nachts noch Fahrrad fahren dürfen, Diebe und
Meuchelmörder sein, die auf der Flucht vor dem Schachani an den besoffenen
Fußgängern vorbeiflitzen, geradewegs in Richtung Coerde. Aber ich merke
schon, hier sammeln sich langsam zu viele westfälische
Insiderinformationen.
Also schnell das Handwörterbuch der Münsterschen Masematte zurück ins Regal
gestellt, an seinen angestammten Platz zwischen dem „Wörterbuch
Klingonisch“ und dem Synonym-Lexikon (Autoren, die behaupten, keines zu
benutzen, sind Figinenschieber; klingonisch: joS; synonymisch:
Aufschneider).
In Berlin jedenfalls kann man dem Schutzmann, der einen nachts anhält, weil
das Schutzblech klappert, einfach nachdrücklich ein gelalltes „Haben Sie
keine echten Gangster?“ hinwerfen, dann wird er sich gewiss seiner
eigentlichen Pflicht entsinnen und ein paar Bierbikes aus dem Verkehr
ziehen. Und die leidige Trabi-Safari („(n)ostalgische Stadtrundfahrt mit
dem Flair längst vergangener Zeiten“) bitte gleich mit dazu.
Trotz des zugegebenermaßen jetzt etwas überhandnehmenden gehässigen
Bierbikedissens möchte ich es an dieser Stelle nicht versäumen, mich für
eventuell mitlesende Reisebuchverlagslektoren als Autorin für eine neue
Reiseführerreihe anzubieten – erster Band: „Mit dem Bierbike durch die
Toskana“. Mailen Sie mir einfach.
4 May 2012
## AUTOREN
DIR Jenni Zylka
DIR Jenni Zylka
## TAGS
DIR Liebeserklärung
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