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       # taz.de -- Grabsteine mit QR-Code: Totenkult wird zeitgemäß
       
       > Grabsteine mit Internetzugang: Timothy Vincent sieht darin eine Chance,
       > die Auseinandersetzung mit der Endlichkeit und dem Tod zu verbessern.
       
   IMG Bild: Taugt nicht nur als Halskettenanhänger, sondern auch auf Grabsteinplatten.
       
       taz: Herr Vincent, sind es Angehörige oder Verstorbene, die sich einen
       Grabstein mit QR-Code wünschen? 
       
       Timothy Vincent: Das Interesse ist klar auf Seiten der Angehörigen, die
       über diese Möglichkeit einen Weg sehen, sich mit ihrem Verlust anders als
       herkömmlich auseinanderzusetzen. Die Gestaltung von Grabmalen mit QR-Code
       steckt in Deutschland bzw. in Europa aber noch in den Kinderschuhen. Die
       Nachfrage ist somit noch nicht hoch.
       
       Dient so eine Webseite noch der Erinnerung an einen Toten, oder erhält man
       jemanden dadurch virtuell am Leben? 
       
       Es ist eine andere oder vielleicht sogar eine zeitgemäßere Form von
       Erinnerungskultur, und jemanden virtuell am Leben zu erhalten funktioniert
       nicht. Entweder jemand lebt, oder er ist tot. Erinnerungen abrufbar zu
       haben, über welche Möglichkeiten auch immer, sei es Foto, Film oder
       Internet, führt dazu, das der Schmerz des Verlustes zu Freude über das
       Gehabte werden kann.
       
       Stört ein Internet-Link auf einem Grabstein nicht die Abgeschlossenheit des
       Erinnerungsortes Friedhof? 
       
       Hier stellt sich eher die Frage, warum muss ein Ort wie der Friedhof
       abgeschlossen sein? Vielleicht ist diese Isolierung, dieses vermeintlich
       Absonderliche gerade der Grund für die fehlende Auseinandersetzung mit
       Endlichkeit und Tod, die in unserer Gesellschaft vorherrscht.
       
       3 May 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Erik Wenk
       
       ## TAGS
       
   DIR Lesestück Recherche und Reportage
       
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