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       # taz.de -- Kolumne Die Rätselhafte Welt des Sports: GPS und Nasenhaarrasierer
       
       > Was Cristiano Ronaldo seine Unterhose, ist Sergio Ramos das H-Bändchen.
       > Auch bei der Europameisterschaft kann es wieder tolle Stunts geben.
       
       Die wirklich entscheidenden Fragen der Menschheit werden wohl nie geklärt
       werden: Was wurde eigentlich aus dem Gasloch in der Nordsee, das uns vor
       kurzem noch an den Rand des Weltuntergangs brachte?
       
       Wie heißt der amtierende DFB-Präsident (der seit seiner Wahl offenbar in
       einem unterirdischen Bunker ohne jegliche Kommunikationsmöglichkeit nach
       außen festsitzt, man hört rein gar nichts von ihm)? Hat Lance Armstrong
       einst wirklich gedopt oder war er nur bis unters Dach voll mit
       leistungssteigernden Pharmapräparaten?
       
       Und: Warum hat Cristiano Ronaldo im Champions-League-Halbfinale gegen den
       FC Bayern bei jedem Freistoß erst den Anlauf mit GPS vermessen, hat dann
       den Rasen rund um den Ball akribisch mit seinem Nasenhaarrasierer getrimmt,
       hat danach mit José Mourinho eine Lagebesprechung abgehalten, sich in der
       Kabine die Haare gegelt und gestylt, dann sein Abitur nachgemacht, war kurz
       im Fitnessstudio und in seinen beiden Modeboutiquen namens „CR7“ zu
       Autogrammstunden, ist schnell zurück ins Bernabeu-Stadion, hat
       hochkonzentriert die Beine und Arme gespreizt wie Evil Knievel vor seinem
       Motorradsprung über den Grand Canyon, ist dann angelaufen zur Ausübung des
       Freistoßes – und das alles nur, um den Ball Manuel Neuer passgenau in die
       Arme zu schießen? Später hat er beim Elfmeterschießen seinen „Trick“ mit
       Neuer wiederholt.
       
       Über dieses kleine Geheimnis und seine besten Tricks und Kniffe in der
       Ganzkörperepilierung wird Ronaldo vielleicht in Teil zwei seiner
       Autobiografie berichten. „Ich heiße Cristiano Ronaldo und ich weiß, dass
       dieser Name allen Menschen, die Fußball lieben, eine ganze Menge bedeutet.“
       Mit diesen selbstkritischen Worten begann seine erste Autobiografie
       „Moments“, die der Star von L’Oreal Madrid bereits 2007 (im Alter von 22)
       geschrieben hat.
       
       ## „Mein Freund ist plötzlich Vater geworden.“
       
       Immerhin, die geilen Gene gibt’s auch weiterhin: Vor zwei Jahren ist der
       metrosexuelle Ronaldo Vater von einem Sohn („Ronaldinho?“) geworden, die
       Identität der Mutter steht bis heute offiziell nicht fest, und um das
       sicherzustellen, hat CR selber das Sorgerecht übernommen, angeblich
       entstammt das Kind einer Urlaubsliaison mit einer Amerikanerin. Seine
       Freundin, das russische Unterwäsche- und Bademodenmodel Irina Shayk,
       schrieb seinerzeit jedenfalls überrascht auf ihrer Facebook-Seite: „Mein
       Freund ist jetzt plötzlich Vater geworden.“
       
       Irina Schaichlislamowa – so ihr bürgerlicher Name – ist Testimonial der
       Unterwäschemarke Intimissimi, Ronaldo ist Testimonial von
       Armani-Unterhosen. Da gibt es immer was zu reden im Hause
       Ronaldo/Schaichlislamowa („Findest du nicht auch, dass Schlüpfer mit
       fünfprozentigem Modal-Anteil irgendwie strapazierfähiger sind als solche
       aus purer Baumwolle?“ – „Njet!“).
       
       Was Ronaldo seine U-Hose, das ist Sergio Ramos sein H-Bändchen. Aber auch
       das bewahrte den spanischen Nationalspieler nicht davor, seinen Elfmeter
       gegen Bayern in den Nachthimmel von Madrid zu jagen. Zu seinem Elfer fiel
       der spanischen Presse nur folgendes Bild ein: „Mond. Jupiter. Saturn.
       Venus. Der Ball von Ramos. Mars“.
       
       ## Tollpatsch Ramos ließ den Pokal fallen
       
       Übrigens der gleiche Ramos, der schon letztes Jahr einen peinlichen
       Höhepunkt hatte: Bei der Triumphfahrt mit dem Doppeldecker durch Madrid
       nach dem spanischen Pokalsieg gegen Barcelona ließ Tollpatsch Ramos aus
       Versehen den königlichen Pokal aus dem Oberdeck auf die Straße fallen – er
       wurde vom Vereinsbus überrollt und zermalmt. Zum Entsetzen von Tausenden
       von Fans am Straßenrand.
       
       Wir sind schon gespannt auf seine Stunts bei der Europameisterschaft im
       Juni. Vielleicht ohrfeigt er wieder seinen Kollegen Puyol (wie im El
       Clásico 2010) oder flechtet seine Haare zu einem
       Julia-Timoschenko-Solidaritätskranz oder er bleibt mit seinem Haarband am
       Headset vom Schiri hängen.
       
       Vermutlich wird er demnächst Ehrenbürger von Köln. Denn weil die Bayern
       dank Ramos im CL-Finale stehen, werden die sich am letzten
       Bundesliga-Spieltag in Köln schonen und die Chaotentruppe vom Rhein (neuer
       Präsident: Ein Mann namens „Spinner“!) kann doch noch den Relegationsplatz
       erreichen und anschließend gegen Düsseldorf den Klassenerhalt klarmachen.
       Und dann: Sergio-Ramos-Gedächtnis-H-Bändchen für alle!
       
       2 May 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Achim Bogdahn
       
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