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       # taz.de -- Kabinett stärkt Finanzaufsicht: Verbraucher sollen mitreden
       
       > Die 2002 gestartete Finanzaufsicht Bafin soll schlagkräftiger werden. Die
       > Rechte von Bankkunden werden gestärkt, so die Bundesregierung.
       > Verbraucherschützer sind skeptisch.
       
   IMG Bild: Unter Beobachtung: In der deutschen Finanzaufsicht sollen künftig auch Verbraucher etwas zu sagen haben.
       
       BERLIN dpa | Die Finanzaufsicht in Deutschland wird gestärkt. Das
       Bundeskabinett billigte am Mittwoch in Berlin nach Angaben aus
       Regierungskreisen einen entsprechenden Gesetzentwurf, mit der die 2002
       gestartete Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) zu einer
       schlagkräftigeren Behörde ausgebaut werden soll.
       
       Der Gesetzentwurf von Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sieht die
       Einrichtung eines Ausschusses für Finanzstabilität vor. Das Gremium soll
       Fehlentwicklungen auf dem Markt schneller erkennen und entsprechende
       Empfehlungen geben. So zeichnen sich derzeit etwa Gefahren auf dem
       deutschen Immobilienmarkt ab. Angesichts eines starken Preisanstiegs wird
       bereits vor einer Immobilienblase gewarnt.
       
       Auf heftige Kritik der Kreditwirtschaft stießen zuletzt Pläne Schäubles, im
       Zuge der Reform den Verwaltungsrat der obersten Finanzaufsichtsbehörde
       künftig ohne Vertreter der Bankenverbände zu besetzen. Die Verbände der
       privaten Banken (BdB), der Sparkassen (DSGV) und der Genossenschaftsbanken
       (BVR) drohten daraufhin mit einem Ausstieg aus der Finanzierung der Bafin.
       
       Mit den Gesetzesplänen soll zudem der Verbraucherschutz gestärkt und bei
       der Bafin ein Verbraucherbeirat eingerichtet werden. Zudem wird das
       Verbraucherschutzministerium erstmals im Verwaltungsrat der Bafin vertreten
       sein. Eingeführt wird ein gesetzliches Beschwerdeverfahren für Verbraucher
       und Verbraucherverbände. Die Aufsicht über Banken teilen sich auch künftig
       Bafin und Bundesbank.
       
       ## Personal soll besser bezahlt werden
       
       Dem geplanten Ausschuss für Finanzstabilität sollen Vertreter der
       Bundesbank, des Bundesfinanzministeriums, der Bafin sowie - ohne Stimmrecht
       - der Bundesanstalt für Finanzmarktstabilisierung (FMSA) angehören. Die
       Bundesbank soll laufend die Lage analysieren, der Ausschuss dann Warnungen
       und Empfehlungen für Gegenmaßnahmen aussprechen. Verbessert werden soll
       auch die Vergütung bei der Bafin, um qualifiziertes Personal zu bekommen.
       
       Derzeit wird die Bafin mit einem Budget von 130 Millionen Euro von den
       Unternehmen finanziert, die sie beaufsichtigt. Um ihre Unabhängigkeit zu
       stärken, sollen anstelle von zehn Vertretern der Kredit- und
       Versicherungswirtschaft sowie Anlagegesellschaften nun sechs vom
       Finanzministerium bestellte Experten vertreten sein. Schäuble will so auch
       den Verdacht der Befangenheit ausräumen.
       
       Im Vorfeld hatte die Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) die Pläne
       kritisiert. Beschwerderecht und Verbraucherbeirat dürften an der Realität
       wenig ändern. Ziele, Aufgaben und Befugnisse der Bafin seien nicht geändert
       worden. „Wir hoffen auf Verbesserungen im parlamentarischen Verfahren“, so
       Manfred Westphal vom vzbv.
       
       2 May 2012
       
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