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       # taz.de -- Halbfinale Champions League: Münchner Freude am Selbstgemachten
       
       > Ronaldo im Pech, Neuer im Glück: Im Elfmeterschießen hat der FC Bayern
       > München Real Madrid ausgeschaltet. Der Erfolg basiert auch auf der
       > nachhaltigen Arbeit am Nachwuchs.
       
   IMG Bild: Wo ist der Ball? Drin!
       
       BERLIN taz | Klar, am Ende war es Bastian Schweinsteiger, der als Held des
       FC Bayern gefeiert wurde. Sein Elfmeter beendete das Spiel bei Real Madrid.
       Natürlich wurde auch Manuel Neuer gefeiert. Der Keeper hatte zwei Elfmeter
       gehalten. Nach einem denkwürdigen Fußballabend, an dem die Münchner der
       Welt gezeigt haben, wie gut sie eigentlich Fußball spielen können, stand
       die Frage nach dem Matchwinner im Raum.
       
       Schweinsteiger oder Neuer? Diese Namen werden noch oft genannt werden, wenn
       über das Halbfinal-Rückspiel im Madrider Stadion Santiago Bernabeu
       gesprochen wird - und es kann gut sein, dass noch lange darüber gesprochen
       wird. Schweinsteiger, der echte Bayer, und Neuer, der wohl erst seit
       gestern endgültig mehr ist als der Ex-Schalker.
       
       Sie stehen für ein Erfolgsmodell, das die Bayern zum zweiten Mal innerhalb
       von zwei Jahren ins Endspiel der Champions League gebracht hat. Der
       Torhüter steht dabei stellvertretend für die Eingekauften im Bayernkader,
       Schweinsteiger für die Selbstgemachten.
       
       Längst ist es nicht mehr so, dass eine Mannschaft des FC Bayern allein im
       Büro den Managers, in Verhandlungen mit Spielerberatern und nach Bezahlung
       von irrsinnigen Summen entsteht. Das Team, das man auch nach zwei
       verpassten Meisterschaften hintereinander getrost als Erfolgsmannschaft
       bezeichnen kann, besteht zu einem Gutteil auch aus Spielern, die auf den
       Trainingsplätzen an der Säbener Straße zur Profireife geführt worden sind.
       
       ## Sechs Spieler aus der Bayernschule
       
       Am Mittwoch standen mit dem 19-jährigen Österreich-Import David Alaba,
       Kapitän Philipp Lahm, dem beinahe schon auf Weltklasseniveau agierenden
       Innenverteidiger Holger Badstuber, Toni Kroos, der als 16-Jähriger zur
       Bayernjugend gestoßen ist, dem erwähnten Mittelfelddominator
       Schweinsteiger, der in Madrid so viele Ballkontakte hatte wie kein anderer,
       und dem Edelreservisten Thomas Müller insgesamt sechs Spieler auf dem
       Platz, die die Bayernschule durchlaufen haben.
       
       So hausgemacht waren die Bayernerfolge seit den 1970er Jahren nicht mehr.
       Natürlich sind die oben Genannten nicht als kleine Kinder von ihren Eltern
       bei den Bayern angemeldet worden und, wie es hoffnungslose
       Fußballromantiker gerne sagen, ihrem Verein treu geblieben.
       
       Sie sind als Jugendliche gescoutet worden und dann - solange sie die
       Erwartungen der Trainer erfüllt haben - auf dem Trainingsgelände der Bayern
       veredelt worden. Diese Art der Nachwuchssichtung und -förderung ist
       mittlerweile ebenso professionell wie die Portemonnaiepolitik, die
       natürlich weiter betrieben wird beim Rekordmeister.
       
       Im Gegensatz zu den Selbstgemachten, müssen die Eingekauften nach ihrer
       Unterschrift in München indes erst noch integriert werden. Wie schwer das
       oft ist, zeigt auch das Beispiel Manuel Neuer, der erst zum Helden im
       Elfmeterschießen werden musste, um die volle Anerkennung des kritischen
       Münchner Publikums zu erlangen.
       
       ## Vergleichbar mit Barca
       
       "Koan Neuer"-Täfelchen wird beim "Finale dahoam" am 19. Mai wohl niemand in
       die Höhe halten. Bis dato hatte jeder der seltenen Fehlgriffe als Beleg
       dafür herhalten müssen, dass Neuer einfach nicht zu den Bayern passt. Und
       während man sich immer wieder Sorgen macht, ein Arjen Robben könnte allzu
       selbstsüchtig werden, der gewiss nicht einfache Franck Ribéry irgendwann
       einmal einen Aufstand anzetteln, wie er es im französischen WM-Quartier in
       Südafrika gemacht hat, der 30 Millionen Euro teure Mario Gomez könnte sein
       Geld doch nicht wert sein, wissen die Betreuer der Bayern, was sie an ihren
       Selbstgemachten haben.
       
       In dieser Hinsicht ist der FC Bayern durchaus mit dem FC Barcelona zu
       vergleichen. Dessen Nachwuchsarbeit wird immer wieder über den grünen Klee
       gelobt. Cesc Fàbregas, Andrés Iniesta, Lionel Messi, Carles Puyol, Víctor
       Valdés oder Xavi Hernandez, die alle in La Masia, der Jugendakademie des
       Klubs, ausgebildet worden sind, gelten als Musterprofis. Die teuer
       eingekauften Stars, die sich Barcelona auch immer wieder holt, sind nur
       Ergänzungen. Ganz so weit sind die Bayern da nicht - noch nicht.
       
       26 Apr 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Rüttenauer
       
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