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       # taz.de -- Kämpfe zwischen Sudan und Südsudan: Bomben statt verhandeln
       
       > Die Kämpfe in der Grenzregion zwischen Sudan und Südsudan dauern an.
       > 1.200 Soldaten sollen getötet worden sein. Sudanesische Flugzeuge
       > bombardierten die Stadt Bentiu.
       
   IMG Bild: In der Nähe der Stadt Bentiu wurde ein Markt bombardiert.
       
       BENTIU afp | Ungeachtet des Rückzugs Südsudans vom umstrittenen Ölfeld
       Heglig dauern die Kämpfe in der Grenzregion zum Sudan weiter an.
       Sudanesische Flugzeuge bombardierten am Montag in Bentiu eine Brücke und
       einen Markt. Sudans Präsident Omar al-Baschir lehnte bei einem
       Truppenbesuch in Heglig jede Form von Verhandlungen mit dem Süden ab,
       während die Armee von 1.200 getöteten südsudanesischen Soldaten sprach.
       
       Die Kämpfe um Heglig waren die schwersten militärischen
       Auseinandersetzungen seit der Unabhängigkeit Südsudans vom Norden im Juli.
       Der sudanesische Armeekommandeur Kamal Maruf sagte am Montag bei einem
       Besuch der Truppen in Heglig, bei den Kämpfen um das Ölfeld seien 1.200
       Soldaten der Sudanesischen Befreiungsbewegung (SPLM) getötet worden. Die
       SPLM ist die Regierungspartei im Süden. Angaben zu den Opfern auf Seiten
       der sudanesischen Armee gab es nicht.
       
       Eine unabhängige Bestätigung der Opferzahlen war zunächst nicht möglich.
       Ein AFP-Reporter berichtete aber, dass die Leichen zahlreicher
       südsudanesischer Soldaten in der Kampfzone lagen. Wie er weiter berichtete,
       wurde die wichtigste Ölförderanlage von Heglig durch die Kämpfe schwer
       beschädigt. Große Mengen Erdöl liefen aus und ein Ölreservoir sowie acht
       Generatoren wurden durch Brände zerstört. Ein Ingenieur sagte, auch ein
       Stromkraftwerk sei zerstört worden.
       
       Das Ölfeld liegt an der nicht vollständig festgelegten Grenze zwischen
       Sudan und Südsudan. Mehrere Teile des Ölfelds, das für die Hälfte der
       Ölproduktion Sudans aufkommt, werden von beiden Staaten beansprucht. Der
       Sudan hat mit der Unabhängigkeit des Südens drei Viertel seiner Ölreserven
       verloren. Der Südsudan hatte am 10. April das Ölfeld besetzt, sich aber
       unter internationalem Druck am Freitag zum Rückzug entschlossen.
       
       ## Gespräche mit Gewehren
       
       Khartum erklärte dagegen, seine Truppen hätten das Ölfeld zurückerobert. Am
       Montag sagte Sudans Präsident al-Baschir bei einem Besuch in Heglig, es
       werde keine Verhandlungen mit dem Süden geben. „Unsere Gespräche waren mit
       Gewehren und Patronen“, sagte Baschir. Am Freitag hatte er die Regierung im
       Südsudan mit schädlichen Insekten verglichen, die es auszumerzen gelte.
       
       Trotz des Rückzugs aus Heglig griffen am Montag sudanesische Flugzeuge
       Bentiu, die Hauptstadt der Grenzprovinz Unity, an. Der Angriff galt
       offenbar einer Brücke, doch trafen die Bomben auch einen nahegelegenen
       Markt. Mehrere Stände gerieten in Brand. Eine AFP-Reporterin sah auch die
       verbrannte Leiche eines Kindes. Rettungskräfte sprachen von mindestens zehn
       Verletzten und mehreren Toten. Wütende Anwohner protestierten gegen den
       Angriff.
       
       Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) forderte die „umgehende
       Einstellung aller Feindseligkeiten in den Grenzgebieten“. „Alle offenen
       Grenzfragen einschließlich des Streits um Heglig müssen strikt durch Dialog
       gelöst werden“, erklärte der Minister. Westerwelle entsandte den
       Afrika-Beauftragten Walter Lindner nach Khartum, um eine friedliche Lösung
       des Konflikts zu unterstützen.
       
       23 Apr 2012
       
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