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       # taz.de -- Protest an der Uni Wien: Weiter „international entwickeln“
       
       > Aus Protest gegen die Abwicklung eines beliebten Studiengangs besetzen
       > Studierende kurzzeitig das Audimax der Wiener Uni. Die Leitung holt die
       > Polizei.
       
   IMG Bild: Der Rektor wusste sich nicht anders zu helfen, als die Polizei zu rufen.
       
       WIEN taz | Ein Hauch von „Uni brennt“ wehte durch die Wiener Universität,
       als an die 100 Studierende in das Rektorat eindrangen und ihre Parolen per
       Megafon in die Räume brüllten.
       
       Wenige Stunden später, am Donnerstagnachmittag, zogen sie weiter und
       besetzten das Audimax, so wie im einst Oktober 2009, als eine monatelange
       Besetzungsaktion begann, die sich dann „Uni brennt“ nannte.
       
       Damals ging es gegen die unter dem Schlagwort Bologna-Prozess bekannten
       europaweiten Vereinheitlichungen des Studienbetriebs, die unter anderem den
       Bachelor als niedrigste akademische Stufe einführten. Diesmal wandten sich
       die Demonstranten gegen drohende Studiengebühren und vor allem gegen die
       Abschaffung des Bachelorstudiums der Studienrichtung Internationale
       Entwicklung.
       
       Ab dem kommenden Wintersemester wird man dieses Studium nicht mehr belegen
       können, wenn es nach dem Plan des Rektorats geht. Als Ursache wird die
       chronische Unterfinanzierung der Hochschulen ins Treffen geführt. Nach
       einer Auslaufphase, die allen derzeit Eingeschriebenen die Möglichkeit
       geben soll, ihren Abschluss zu machen, wird es dann nur noch ein
       Masterstudium geben. Voraussetzung für den Masterkurs ist dann ein Bachelor
       einer anderen Studienrichtung, wie Geschichte, Wirtschaft oder Politik.
       
       Dieses im deutschen Sprachraum einmalige Studium ist auch bei Deutschen
       besonders beliebt. Etwa 20 Prozent der Studierenden kämen aus Deutschland,
       schätzt Daniel Görgl, Mitarbeiter des Studienservice. Derzeit studieren
       rund 3.200 Menschen in dem Studiengang, 600 davon erst seit Herbst.
       
       Von der Abwicklung der mit zehn Jahren noch sehr jungen Studienrichtung
       wären auch zahlreiche Dozentinnen und Lehrende betroffen, die nicht mehr
       beschäftigt würden. Görgl spricht von etwa 80 Leuten.
       
       Rektor Heinz Engl fühlte sich von den aggressiv auftretenden Besetzern
       bedroht: „Es blieb mir nichts übrig, als die Polizei zu rufen“, die die
       Besetzung am Abend beendete. Die Anmietung von Ersatzhörsälen während der
       Besetzungszeit 2009 habe die Universität 1,8 Millionen Euro gekostet. Das
       könne man sich nicht mehr leisten.
       
       Für den Inhalt der Forderungen zeigte Engl aber Verständnis und bot einen
       Dialog an. Am Freitag blieb die Uni geschlossen, „zwecks Abkühlung“, wie
       das Rektorat begründete. Die Studierenden hielten aber ihre Versammlungen
       auf dem Campus ab.
       
       20 Apr 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ralf Leonhard
       
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