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       # taz.de -- Bundesländer fordern billigeren Sprit: Bremsen für Benzinpreise
       
       > Die Preistreiberei an der Tankstelle soll gestoppt werden. Doch statt
       > puren Aktionismus sollten die Länderverkehrsminister besser für
       > Verbrauchsgrenzwerte sorgen.
       
   IMG Bild: Macht immerhin mehr Sinn als die „Schuldenbremse“: die Benzinbremse.
       
       BERLIN taz | Wenn vor Ferien oder Feiertagen die Nachfrage nach
       Kraftstoffen steigt, weil viele Autofahrer lange Strecken vor sich haben,
       erhöhen die Mineralölkonzerne häufig die Preise.
       
       Das ist nicht nur Verbrauchern und Wettbewerbshütern ein Dorn im Auge –
       auch die Politik möchte jetzt aktiv werden. So fordern die
       Länderverkehrsminister jetzt eine „Benzinpreisbremse“. Allerdings ohne zu
       erklären, wie diese aussehen könnte.
       
       Auf ihrer Konferenz in Kassel forderten die Länderverkehrsminister am
       Donnerstag von der Bundesregierung „geeignete Maßnahmen, um das unnötig
       hohe Preisniveau und die für die Kunden nicht mehr nachvollziehbaren
       Preisschwankungen einzudämmen“. Für ein konkretes Modell entschieden sie
       sich jedoch nicht.
       
       Im Gespräch waren unter anderem Modelle, nach denen die Ölkonzerne den
       Benzinpreis nur einmal pro Tag erhöhen dürfen oder diesen bereits am Vortag
       festlegen müssen. Die Hoffnung dabei: Wer den Preis zu hoch ansetzt,
       verliert Kunden an die Konkurrenz.
       
       Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU), der als Gast an dem Treffen
       der Länderverkehrsminister teilnahm, begrüßte den Beschluss und will sowohl
       gesetzliche Schritte als auch ein kartellrechtliches Vorgehen wegen
       möglicher Preisabsprachen der Mineralölkonzerne prüfen. „Mir ist jedes
       Mittel recht“, so Ramsauer.
       
       ## Keine Preisabsprachen
       
       Zuletzt hatte das Bundeskartellamt das Gebaren der Ölkonzerne, die weltweit
       enorme Profite machen, in Deutschland unter die Lupe genommen. Dabei konnte
       es zwar keine Preisabsprachen finden, aber einen – quasi unausgesprochen
       gültigen – Preiserhöhungsmechanismus.
       
       Demnach konnten sich preiserhöhende Anbieter sicher sein, dass die anderen
       innerhalb bestimmter Fristen nachziehen. Dass Konkurrenten die Preise der
       Wettbewerber beobachten und in ihre eigene Kalkulation einbeziehen, ist
       allerdings üblich – und wettbewerbsrechtlich kaum zu beanstanden.
       
       Der ökologisch orientierte Verkehrsclub Deutschland (VCD) bezeichnete die
       Debatte um Benzinpreisbremse denn auch als „puren Aktionismus der Politik“.
       VCD-Autoexperte Gerd Lottsiepen fordert stattdessen, dass sich Deutschland
       in Brüssel für ambitionierte Kohlendioxid- und Verbrauchsgrenzwerte für
       2020 einsetzt.
       
       Die Hoffnung dabei ist: Wenn die Hersteller gezwungen werden, sparsamere
       Fahrzeuge zu entwickeln, müssen die Autofahrer weniger tanken. Ökologisch
       wäre das zwar sinnvoll – die Preistreiberei an der Tankstelle muss das aber
       noch lange nicht stoppen. Schließlich könnten die Konzerne versuchen, sich
       auch bei möglicherweise sinkendem Absatz weiter ihre Profite zu sichern,
       indem sie ihre Preis erhöhen.
       
       19 Apr 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Richard Rother
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