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       # taz.de -- Umweltfreundliche Kraftstoffgewinnung: Autofahren mit Windstrom
       
       > Zwei Unternehmen verkaufen ökologisch hergestellten Wasserstoff an einer
       > Tankstelle. Bis Jahresende sollen 130 Wasserstoff-Autos unterwegs sein.
       
   IMG Bild: Wasserstoff verbrennt rückstandsfrei, wird aber nicht unbedingt umweltfreundlich gewonnen.
       
       Erstmals in Deutschland kann man jetzt mit gespeichertem Windstrom Auto
       fahren. Der französische Mineralölkonzern Total verkauft ab Mittwoch an
       einer Tankstelle in Berlin Wasserstoff, den die brandenburgische Firma
       Enertrag mittels Windenergie erzeugt.
       
       Enertrag produziert den Strom unter anderem mit eigenen Anlagen in der
       Uckermark. Dort arbeitet außerdem ein Hybridkraftwerk, das mittels
       Windenergie im Verfahren der Elektrolyse Wasser in Sauerstoff und
       Wasserstoff spaltet.
       
       Letzterer wird von speziellen Wasserstofftankstellen an Fahrzeuge mit
       Brennstoffzellen verkauft. Brennstoffzellen fusionieren Wasserstoff und
       Sauerstoff zu Wasser, wobei elektrische Energie entsteht, die das Auto
       antreibt.
       
       Das Verfahren ist eine Möglichkeit, größere Mengen Ökostrom zu speichern,
       wenn er nicht sofort verbraucht wird. Setzt sich die Art der Speicherung
       durch, würde ein wesentliches Problem gelöst, das die Energiewende
       aufwirft. Denn Wind- und Sonnenkraft produzieren gigantische Mengen an
       Elektrizität oft zu Zeiten, zu denen die Nachfrage gering ist. Die Energie
       muss daher für Phasen hohen Verbrauchs aufbewahrt werden. Wasserstoff in
       Verbindung mit Elektromobilität ist ein Weg, Angebot und Nachfrage in
       Balance zu bringen.
       
       Unter realistischen Bedingungen marktreif ist die Technik allerdings noch
       nicht. Bundesweit gibt es etwa 15 öffentlich zugängliche
       Wasserstofftankstellen. Das verwendete Gas entsteht unter anderem als
       Nebenprodukt aus industriellen Prozessen. Ein Teil wird mit Strom aus dem
       Netz erzeugt, der ein Ökozertifikat hat.
       
       In Berlin fahren rund 50 Wasserstofffahrzeuge, bundesweit sollen es bis
       Jahresende maximal 130 sein. Firmen wie Opel und Daimler verleasen einzelne
       teure Testautos an Firmenkunden. Mit einigermaßen erschwinglichen
       Fahrzeugen für normale Käufer wird in zwei bis drei Jahren gerechnet.
       
       Zurzeit ist auch der Treibstoff noch viel zu teuer. Total verkauft ein Kilo
       Wasserstoff für 9,50 Euro. Damit kommt man rund 100 Kilometer weit. Das
       entspricht etwa den Benzinkosten eines Fahrzeuges, das sparsame sechs Liter
       für dieselbe Distanz braucht. So betrachtet, wäre der
       Wind-Wasserstoff-Antrieb im Vergleich zu Autos mit höherem Spritverbrauch
       günstiger. Allerdings: Auf Wasserstoff wird bisher keine Steuer erhoben.
       Rechnet man diese ein, müsste der Preis des Wind-Wasserstoffs auf die
       Hälfte sinken, um den Wettbewerb mit Benzin auf Erdölbasis bestehen zu
       können.
       
       18 Apr 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Hannes Koch
       
       ## TAGS
       
   DIR PKW
       
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