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       # taz.de -- Jahresbilanz der Drogeriekette Rossmann: Zufriedene Nummer Zwei
       
       > Drogerieriese Rossmann hat 2011 einen neuen Rekordumsatz erzielt. Bei der
       > Bilanz-Pressekonferenz sprach Chef Dirk Roßmann auch über eine mögliche
       > Übernahme von Schlecker-Filialen.
       
   IMG Bild: Der Drogeriebesuch als Egoshooter: Bei Rossmann geht auch das.
       
       BURGWEDEL dpa | Deutschlands zweitgrößte Drogeriekette Rossmann will ihre
       gestärkte Position nach der Insolvenz des Rivalen Schlecker ausbauen und
       dem neuen Branchenführer dm auf den Pelz rücken.
       
       „Ich möchte nicht unbedingt die Nummer eins sein. Aber ich möchte immer so
       dicht dran sein, dass die Nummer eins meinen Atem spürt“, sagte Firmenchef
       Dirk Roßmann am Donnerstag bei der Vorlage der endgültigen Geschäftszahlen
       für 2011 in Burgwedel bei Hannover. Erstmals in der 40-jährigen
       Firmengeschichte knackte Rossmann die Umsatzmarke von fünf Milliarden Euro.
       
       Die Erlöse stiegen im vergangenen Jahr um 10,5 Prozent. Das
       Familienunternehmen konnte nach eigenen Angaben im vorigen Jahr auch den
       Gewinn vor Zinsen und Steuern kräftig erhöhen. Er betrug laut Roßmann drei
       Prozent des Umsatzes von 5,12 Milliarden Euro, das wären rechnerisch 154
       Millionen Euro. Zum Ergebnis unterm Strich machte er keine exakten Angaben
       – es seien mehr als 100 Millionen Euro. „Wir haben den Überschuss um 11,5
       Prozent steigern können“, sagte Roßmanns Finanzchef Roland Frobel.
       
       ## Differenzierte Übernahme-Pläne
       
       Dirk Roßmann hatte im Januar ein grundsätzliches Interesse an der Übernahme
       von bis zu 80 Filialen von Schlecker oder deren Tochter IhrPlatz in guten
       Lagen wie Bahnhöfen signalisiert. Ein von Schlecker-Insolvenzverwalter
       Arndt Geiwitz favorisiertes Gesamtgebot sei für ihn jedoch kein Thema,
       stellte Roßmann klar: „Ich habe gesagt, dass ich an einzelnen Standorten
       interessiert bin. Für große Lösungen steht Rossmann nicht zur Verfügung.“
       
       Er könne sich weiterhin vorstellen, dass nach der Schließung von mehr als
       2.000 Filialen viele der gekündigten „Schlecker-Frauen“ auch in seiner
       Firma unterkommen, sagte Roßmann. „Wie viele es werden, können wir konkret
       nicht sagen. Aber die meisten der gekündigten Mitarbeiter haben gute
       Chancen, in Deutschland einen Arbeitsplatz zu bekommen.“
       
       Roßmann prophezeite Schlecker einen schwierigen, wenn nicht gar unmöglichen
       Neuanfang. Der Markt im deutschen Drogeriegeschäft und im Einzelhandel
       allgemein sei hart umkämpft. „Wir hauen uns hier die Preise um die Ohren
       wie in keinem anderen Ort der Welt“, sagte er. Unabhängige Analysen hätten
       in den vergangenen Jahren regelmäßig ergeben, dass Schlecker im
       Drogeriemarktgeschäft der teuerste Anbieter sei. Nun wieder Fuß zu fassen
       vor dem Hintergrund jahrelang verschleppter Investitionen, sei schwierig.
       
       ## Kritik an Schlecker-Management
       
       „Wir haben uns in den letzten zwölf Jahren komplett neu erfunden“, sagte
       Dirk Roßmann, bei Schlecker habe es dagegen kaum Veränderungen im Konzept
       gegeben. „Wenn einer nicht richtig investiert hat in den vergangenen
       Jahren, wird er es schwer haben.“
       
       Darüber hinaus habe Schlecker sein früheres Alleinstellungsmerkmal als
       wichtigster Versorger in kleinen Orten und auf dem Land schon lange
       verloren. „Die Aussage, dass die kleinen Orte Schlecker brauchen, ist
       schlicht falsch“, sagte Roßmann. In nahezu jedem Ort gebe es heute
       Discounter wie Lidl, Aldi oder Edeka, die ebenfalls Drogerieartikel
       führten.
       
       Schlecker war bis zu seiner Zahlungsunfähigkeit Mitte Januar die Nummer
       eins auf dem heftig umkämpften deutschen Drogeriemarkt. Der Umsatz war 2011
       von brutto 6,55 Milliarden auf rund 5 Milliarden Euro eingebrochen, derzeit
       sind noch 13.500 Mitarbeiter beschäftigt. 11.000 Mitarbeiter verloren ihren
       Arbeitsplatz.
       
       Bei Rossmann waren es im vergangenen Jahr konzernweit etwa 33.000
       Mitarbeiter. Allein in Deutschland wurden 1.900 neue Stellen geschaffen. In
       Deutschland will Rossmann in diesem Jahr 110 neue Verkaufsstellen eröffnen.
       Dabei sollen rund 1.000 neue Arbeitsplätze entstehen.
       
       Für das laufende Jahr peilt Rossmann einen Umsatz von 5,7 Milliarden Euro
       an. Beim aktuellen Branchenersten dm lagen die Erlöse 2010/11 (30.
       September) bei 6,17 Milliarden Euro.
       
       12 Apr 2012
       
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