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       # taz.de -- Strahlender Bundeswehrabfall: Radioaktives Krypton in der Asse
       
       > Das Bundesamt für Strahlenschutz misst „unerwartet hohe Werte“
       > radioaktiven Kryptons im Atommülllager Asse. Ursache ist vermutlich
       > kontaminierter Abfall der Bundeswehr.
       
   IMG Bild: Nahe dem maroden Endlager Asse haben Demonstranten eine sehr eindeutige Botschaft in ein Ölfass geschnitten.
       
       GÖTTINGEN taz | Im Atommülllager Asse hat das Bundesamt für Strahlenschutz
       (BfS) „unerwartet hohe Werte“ des radioaktiven Edelgases Krypton-85
       gemessen. In einem kleinen Schacht in der Nähe der Einlagerungskammer 1
       stellten die Experten einen Wert von 3.700 Becquerel pro Kubikmeter fest –
       die Einheit Becquerel gibt die Zahl der radioaktiven Zerfälle pro Sekunde
       an.
       
       Gesundheitlich und für den Schutz der Beschäftigten seien die
       Messergebnisse aber unbedenklich, sagte ein BfS-Sprecher. Die Bergleute in
       dem Endlager dürften beim bevorstehenden Anbohren der ersten
       Einlagerungskammern mit Krypton-85-Aktivitäten von bis zu 1 Milliarde
       Becquerel umgehen.
       
       In der überirdischen Schachthalle wurden der Behörde zufolge keine
       auffälligen Konzentrationen registriert. Dort habe der Wert bei 1,5
       Becquerel pro Kubikmeter gelegen. Das entspreche dem mittleren
       atmosphärischen Wert in Deutschland.
       
       Das Krypton entweicht möglicherweise aus Präparaten der Bundeswehr, die
       1973 in acht 200-Liter-Fässern in das Bergwerk gebracht wurden. Die Armee
       hatte diese Präparate in Füllstandsmessanlagen verwendet. Das BfS gehe
       davon aus, dass einige dieser Fässer und Präparate bereits korrodiert
       seien, sagte der Sprecher.
       
       Ausgeschlossen werden könne aber auch nicht, dass andere Abfälle mehr
       Krypton-85 enthielten, als bei der Einlagerung angegeben worden sei.
       Insgesamt hat die Bundeswehr mindestens 236 Fässer mit strahlendem Müll in
       die Asse gebracht.
       
       ## Radioaktives Verdampferkonzentrat
       
       Lieferscheinen zufolge handelte es sich bei den Abfällen unter anderem um
       radioaktives Verdampferkonzentrat, kontaminiertes Papier sowie
       kontaminierte Rohre und Plastikteile. Das BfS nannte darüber hinaus
       Leuchtfarben, Armaturen und Kompasse mit radiumhaltigen Leuchtziffern, die
       von der Bundeswehr in das Bergwerk geschafft worden seien.
       
       Unter Tage gehen unterdessen die Vorbereitungen für das Anbohren der ersten
       Kammer mit Atommüll in die letzte Phase. Gestern stand der erste
       Abnahmetermin mit dem Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie vor der
       Kammer auf dem Plan, wie BfS-Vizepräsidentin Stefanie Nöthel mitteilte.
       Dies sei der Auftakt mehrerer Abnahmetermine, danach könne es losgehen.
       
       „Die Anbohrung hat bei uns einen hohen Stellenwert“, sagte Nöthel weiter.
       Die damit beschäftigten Mitarbeiter des BfS und der Asse GmbH hätten daher
       bis Mitte Mai eine Urlaubssperre. Durch die Bohrung wollen sich die
       Experten einen ersten Überblick über den Zustand von Fässern mit
       radioaktivem Abfall verschaffen. Danach soll entschieden werden, ob die
       126.000 Fässer mit schwach und mittelradioaktiven Abfällen aus der
       einsturzgefährdeten Grube geborgen werden können.
       
       4 Apr 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Reimar Paul
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Atomkraft
       
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