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       # taz.de -- Länder mit Todesstrafe: Ein Drittel weniger als vor zehn Jahren
       
       > In 20 Ländern wurden 2011 Menschen von Staats wegen getötet, sagt Amnesty
       > International. Das ist ein Drittel weniger als vor zehn Jahren. An der
       > Spitze liegt China, gefolgt von Iran.
       
   IMG Bild: In China werden die meisten Todesstrafen vollstreckt, genaue Zahlen gibt es nicht.
       
       BERLIN dpa | Immer mehr Staaten rücken von der Todesstrafe ab. Von den 193
       Mitgliedsländern der Vereinten Nationen ließen im vergangenen Jahr nur noch
       20 Staaten Todesurteile vollstrecken, ein Drittel weniger als noch vor zehn
       Jahren. Dies geht aus dem Jahresbericht von Amnesty International zur
       Todesstrafe hervor, der an diesem Dienstag veröffentlicht wird. Allerdings
       kommt Amnesty immer noch auf mindestens 676 Hinrichtungen weltweit.
       
       Die tatsächliche Zahl liegt vermutlich sogar viel höher. Allein in China
       wurden höchstwahrscheinlich auch im vergangenen Jahr wieder mehr Menschen
       hingerichtet als im gesamten Rest der Welt. Genaue Zahlen aus der
       Volksrepublik gibt es allerdings nicht. Die Statistiken werden dort als
       Staatsgeheimnis behandelt.
       
       Amnesty verzichtet deshalb für China auf jede Schätzung. Andere
       Organisationen wie die US-amerikanische Dui Hua Stiftung vermuten, dass in
       China pro Jahr etwa 4.000 Todesurteile vollstreckt werden. Einig ist man
       sich jedoch darin, dass die Zahl der Hinrichtungen auch in der
       Volksrepublik zurückgegangen ist.
       
       Auf Platz zwei der Todesstrafen-Statistik liegt der Iran, wo mindestens 360
       Menschen von Staats wegen getötet wurden – unter anderem wegen Ehebruchs,
       Homosexualität und Abfalls vom islamischen Glauben. Nach Einschätzung von
       Amnesty liegt die Zahl vermutlich doppelt so hoch. Der Iran gehört auch zu
       den wenigen Ländern, wo Menschen noch in der Öffentlichkeit gehenkt werden.
       
       Mehrere Dutzend Hinrichtungen wurden auch aus Saudi-Arabien (mindestens 82)
       gemeldet, dem Irak (mindestens 68), den USA (43), dem Jemen (mindestens 41)
       und Nordkorea (mindestens 30). Die USA waren vergangenes Jahr die einzige
       große Industrienation mit Hinrichtungen. Japan verzichtete erstmals seit
       zwei Jahrzehnten darauf.
       
       In Europa vollstreckt nur noch ein einziges Land die Todesstrafe:
       Weißrussland. Dort wurden vergangenes Jahr zwei Hinrichtungen gezählt. Erst
       in diesem Monat wurden dort wieder zwei Männer erschossen. Sie waren in
       einem höchst umstrittenen Prozess für schuldig befunden worden, hinter
       einem Bombenanschlag mit mindestens 15 Toten zu stecken.
       
       Nach den Amnesty-Erhebungen wurden vergangenes Jahr noch mindestens 1923
       Todesurteile verhängt. Im Jahr zuvor waren es noch mindestens 2024.
       Insgesamt saßen Ende 2011 noch mindestens 18.750 Menschen in der
       Todeszelle.
       
       26 Mar 2012
       
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